Tom Lüthi: «Die Moto2 ist meine Klasse. Das passt!»
Tom Lüthi auf der Kalex: Seit Spielberg geht es wieder aufwärts
Tom Lüthi will bei den nächsten zwei Moto2-WM-Läufen auf dem am 13. und 20. September auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli bei Misano Adriatico den beim Steiermark-GP gezeigten Aufwärtstrend unbedingt fortsetzen. Er verlor dort im Rennen als Fünfter nur 3,2 sec auf Sieger Marco Bezzecchi. Was den Titelkampf betrifft, macht sich der Schweizer aus dem Liqui Moly IntactGP-Team keine Illusionen, denn er liegt 52 Punkte hinter Leader Luca Marini. «Ich werde einfach versuchen, bei den einzelnen Rennen so gut wie möglich abzuschneiden», lautet die Devise des Routiniers.
Lüthi hat im Februar den Jerez-Test beherrscht, aber nachher auf Low-Grip-Pisten wie in Losail und Jerez (62 Grad Asphalttemperatur im Juli!) die hohen Erwartungen nicht erfüllt.
Aber für die beiden Rennen in Italien macht sich Zuversicht breit, denn der neue Asphalt in Misano sollte genug Traktion bieten. Spielberg-2 war ein Hinweis darauf, dass Tom wieder zur alten Stärke findet. Und mit der Kalex hat er das beste Motorrad im Feld, der deutsche Hersteller hat die letzten sieben Fahrer-WM-Titel und Marken-WM-Titel gewonnen und auch 2020 bisher alle Siege abgeräumt.
Welche Fahrer sind die Titelfavoriten? Lüthi: «Wenn man die Liste anschaut, geht es bei den ersten vier, fünf oder sechs Fahrern ziemlich eng. Aber ich kann noch keine Prognose abgeben. Die WM wird zwar in knapp zweieinhalb Monaten vorbei sein. Aber es sind noch acht Rennen zu fahren und noch viele Punkte zu verteilen.»
Für die kommende Saison haben Tom Lüthi und sein Manager Dani Epp bereits eine mündliche Zusage beim Intact-Team gemacht. «Schriftlich existiert noch nichts. Aber wir haben uns in der Corona-Zeit darauf verständigt, dass wir so weitermachen. Details wurden jedoch noch nicht vereinbart. Wir müssen jetzt den Fokus auf die nächsten Rennen legen. Wir müssen einen Schritt weiter nach vorne kommen. Der erste Schritt ist uns in Spielberg gelungen. Das motiviert natürlich. Unser Ziel ist es, noch einmal eine Steigerung zu schaffen und auf jeden Fall noch näher ans Podest heranzukommen.»
Kann es trotz der mündlichen Zusage noch zu einer Überraschung und einem Transfer in ein anderes Team kommen? «Das ist zur Zeit kein Thema», versichert der Vizeweltmeister von 2016 und 2017.
Die besten WM-Ergebnisse erreichte Tom Lüthi damals mit Crew-Chief Gilles Bigot, doch auch mit dem mehr als 60 Jahre alten Franzosen gab es manchmal Durststrecken. «Ja, absolut, es gibt nie eine Garantie», ist sich der Berner bewusst. «Die Zusammenarbeit, das Vertrauen zum Team, daran muss man immer arbeiten. Und klar: Je länger man zusammenarbeitet, desto besser kennt man sich gegenseitig. So sehe ich es definitiv. Deshalb habe ich die Crew-Chiefs, Teams und Fabrikate nicht so häufig gewechselt.»
Kann sich Lüthi manchmal bei der Abstimmung beim Teamkollegen Marcel Schrötter Ideen holen? «Wir haben eine ziemlich unterschiedliche Fahrweise. Natürlich werden die Daten immer verglichen und angeschaut. Und auf gewissen Strecken können wir uns gegenseitig etwas helfen; die Zusammenarbeit mit Marcel funktioniert sehr gut. Aber auch bei der Abstimmung sind wir zwei recht unterschiedlich.»
Ans Aufhören denkt Lüthi jedenfalls auch weiter nicht. Zuerst will er endlich den Moto2-WM-Titel gewinnen. «Die Motivation ist noch hoch. Ich fühle ich körperlich fit und parat. Die Frage, wann ich aufhören will, habe ich mir noch nicht gestellt. Die Moto2 ist meine Klasse. Das passt. Ich bin überzeugt, dass ich noch einige Jahre konkurrenzfähig mitfahren kann.»
Ein Umstieg in die Superbike-WM reizt Tom nicht? «Ja, wer weiß? Sag' niemals nie, würde ich zur Zeit behaupten. Aber im Moment ist es noch kein Thema.»
Moto2-WM-Stand nach 6 von 15 Rennen:
1. Marini, 87 Punkte. 2. Bastianini, 79. 3. Martin, 79. 4. Nagashima, 68. 5. Bezzecchi, 65. 6. Lowes, 59. 7. Vierge, 46. 8. Canet, 43. 9. Gardner, 41. 10. Roberts, 39. 11. Schrötter, 37. 12. Lüthi, 35. Ferner: 22. Aegerter, 4.