Intact-Racer Agius: «Darryn ist ein super guter Typ»
Auch wenn sich Youngster Senna Agius im Finale der Weltmeisterschaft im Kampf um den besten Rookie der mittleren Kategorie knapp gegen Diogo Moreira geschlagen geben musste, der Aussie hinterließ im Fahrerlager der Moto2 einen sichtbaren ersten Stiefelabdruck.
Bereits vor der Mitte der langen Kampagne hatte sich der Pilot aus der Nähe von Sydney per Handschlag mit Teammanager Jürgen Lingg über eine weitere Zusammenarbeit verständigt. Neben dem frisch verpflichteten Manuel Gonzalez geht Agius auch 2025 wieder für die Intact-Mannschaft auf Punktejagd.
Nach dem Finale hieß es schnell Koffer packen. Denn mit Ausnahme des Rennes auf Philipp Island, bei dem es zu einer großen Familienzusammenkunft gekommen war, befand sich der junge Mann ausnahmslose von März bis November in Europa.
Wieder in der Heimat angekommen, nahm sich der Hoffnungsträger der australischen Rennsportfans Zeit für einen ausführlichen Austausch. Im Interview mit SPEEDWEEK.com berichtet der Pilot der deutschen Intact-GP von den Herausforderungen als Einsteiger, einem großartigen Team und einer Zukunft in der MotoGP:
Senna, zurück in Australien – wie schaut dein Alltag aus?
Senna Agius: «Es war mir sehr wichtig, wieder heimzukommen. Mein Leben hier schaut doch ganz anders aus als in Europa. Auch die Möglichkeiten mit dem Bike zu trainieren sind komplett anders, aber natürlich konzentriere ich mich auch in Australien auf das Training, sowohl auf die Fitness, als auch aufs das Fahren. Was ich mache – weil ich mir einfach wichtig ist – ich helfe im Geschäft meiner Eltern. Sie betreiben ein Transportunternehmen, es gibt immer was zu tun und ich bin gerne dabei.»
Und dein Training?
m Schwerpunkt schaue ich auf die Fitness. Ich habe das Laufen für mich entdeckt, es macht mir großen Spaß und ich nehme hier auch an Wettbewerben teil. Und ich liebe es zu surfen.
Bist du ein Alleinkämpfer – oder hast du einen Trainer?
Beides. Ich habe Trainer, die mich sehr gut unterstützen, aber das eigentliche Training, das mache ich oft alleine.
Wie fällt dein Fazit aus nach Jahr 1 in der Motorrad-Weltmeisterschaft?
Sportlich war es keine schlechte Saison. Es ist schwer, ein kurzes Fazit zu formulieren. Denn während einer GP-Saison passiert extrem viel. Es gibt gute Rennen, mittlere Rennen, schlechte Rennen. Es war von allem etwas dabei – in jedem Fall ein sehr intensives Jahr mit sehr vielen starken Emotionen und Eindrücken.
Was war die größte Herausforderung 2024?
Die bestand darin, mit der nicht vorhandenen Erfahrung klarzukommen. Ich war ja Rookie im doppelten Sinne, dadurch, dass es mein erstes Jahr in der Klasse und in der WM war, kamen manchmal viele Sachen zusammen. Ich fing bei null an, es fing an beim Lernen des Zeitplans für ein Wochenende. Und dann die sportliche Herausforderung bei jeder einzelnen Session. Was ein wenig sonderbar war – viele dachten, in der zweiten Saisonhälfte wird es viel leichter, weil man schon einiges erlebt hat, aber im zweiten Teil war es für mich eher komplizierter, weil dann die meisten komplett neuen Strecken kamen.
Du hast lange die Rookie-Wertung angeführt…
Ja es lief gut, weil ich eine gewisse Konstanz finden konnte, aber am Ende ist uns dann auch das Glück ausgegangen. Ich war schuldlos in zwei Crashs verwickelt und ich habe ein paar Fehler gemacht, und dann war die Führung weg. Natürlich hätte ich sie gerne gewonnen, aber es war auch nicht das oberste Ziel der Saison
Sondern?
Ein Ziel in Form eines Resultats hatten wir uns nicht gesteckt. Es ging darum, sehr viel zu lernen und das Beste aus jeder Situation zu machen und alles zu versuchen. Hier liegt vielleicht eine einer meiner Stärken. Nach einem Jahr kann ich sagen, ich habe wirklich ein großes Bekenntnis für das Team abgegeben und in jedem einzelnen Aspekt alles gegeben.
Wie würdest du die Beziehung zum Intact-GP-Team beschreiben?
Von außen mag das Team groß und kompliziert aussehen, aber ich habe es genau andersherum erlebt. Es ist alles sehr kompakt, so unkompliziert wie es nur geht und mit der Atmosphäre einer Familie. Das ist die Philosophie des Teams und auch von Jürgen persönlich. Ich schätze das extrem an ihm. Wir halten die Dinge immer offen und einfach. Ich könnte mir ganz ehrlich keine bessere Form der Zusammenarbeit vorstellen.
Hast du dich auch an Teamkollege Darryn Binder orientiert?
Darry war extrem hilfreich. Ich muss mich wirklich bei ihm bedanken. Er hat mir das Leben leicht gemacht. Oder anders gesagt, er hätte es leicht gehabt, es mir sehr viel schwerer zu machen. Er ist ein super super Typ in jeder Hinsicht und ich bin froh, dass wir so viel gute Zeit zusammen verbracht haben. Ich wünsche ihm auf jeden Fall das Beste für die nächste Saison.
Und außerhalb der Intact-Box – wer hat dich beeindruckt?
Auf der Strecke war es ein dauerhaftes Lernen von allem und jedem, aber am meisten beeindruckt haben mich Jake Dixon und Aron Canet. Es gab Situationen, wow, da sind sie super stark gefahren. Das gilt auch für Manuel (Gonzalez). Es ist sehr gut, dass er zu uns kommt. Noch kenne ich ihn gar nicht, aber ich freue mich auf die Arbeit als Team. Denn irgendwann wird der Punkt kommen, wo wir gegenseitig voneinander lernen können.
Am kommenden Freitag (13.12.) geht es weiter mit dem zweiten Teil des Interviews mit Moto2-Talent Senna Agius.