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Lingg & Agius: Ist das hier wirklich gerade passiert?

Von Thomas Kuttruf
Das Moto2-Rennen von Silverstone war an Spannung nicht mehr zu überbieten. Trotz Sturz des Tabellenführers Manuel Gonzalez versetzte der junge Senna Agius Teamchef Jürgen Lingg in noch nie dagewesenen Jubel.

Auch drei Tage nach dem Großen Preis des Vereinigten Königreichs fällt es Intact-GP-Chef Jürgen Lingg schwer, im Normalmodus zu arbeiten. Das vergangene Rennwochenende war auch für Rennsport-Veteran Lingg schwer zu verdauen.

Die Nerven des Allgäuers wurden am entscheidenden Tag des siebten GP-Wochenendes von beiden Seiten angefressen. WM-Spitzenreiter Manuel Gonzalez sorgte für den ersten Schock. Gonzalez, der die Pole-Position um 0,14 sec an Aron Canet hatte abtreten müssen, verlor die perfekte Ausgangsposition in Reihe 1 schon auf den ersten Metern. Der Tabellenführer war ohne Launch-Control in das Match gestartet und wurde auf der Kalex im Springbock-Modus schnell bis auf Platz 11 durchgereicht.

Kaum hatte sich der Intact-Neuzugang stabilisiert, rauschte er in die nächste Misere. Die #18 geriet auf der Bremse mit dem unnachgiebigen Barry Baltus (Teamkollege von Canet) zusammen. Der anschließende Abflug bedeutete für beide Spitzenpiloten das Aus.

Ironischerweise rettete Intact-Pilot Nummer 2 die Tabellenführung des Manuel Gonzalez. Senna Agius fuhr das Rennen seines Lebens und machte alles richtig, was Jürgen Lingg mit größter Genugtuung unterstrich. «Wir haben Senna vor dem Lauf gesagt, er solle sich, wenn möglich, an die Spitzen hängen, nicht aber zu früh zu viel riskieren, sondern das Finale abwarten. Grund dafür waren die wirklich schweren Bedingungen. Vor allem der Wind war sehr unberechenbar, was auch Einfluss auf das Fahren genommen hat. Senna hat sich perfekt an den Plan gehalten, es war eine unglaubliche Leistung.»

Der Boss des jungen Australiers schätzt die Leistung des Eigengewächses doppelt so hoch ein: «Was bei dem Wind dazu kam – durch die Statur und das Gewicht hatte Senna einen enormen Nachteil in Sachen Topspeed. Der Wind war so heftig, dass er ohne Windschatten nicht einmal den sechsten Gang erreicht hat. Mit einem perfekten Bike alles richtig machen, ist eine Sache – aber mit Problemen Überblick und Speed zu behalten, das ist der letzte Schritt in der Ausbildung.»

In der Tat hatte der schlaksige Aussie, der nie ein Moto3-Motorrad bewegte, sondern bei Intact-GP als Quereinsteiger in die Moto2-EM kam, mit Alonso, Moreira und Canet ausnahmslos Ex-Moto3-Jockeys um sich herum.

Lingg zur erfolgreichen Attacke in der letzten Sektion: «Natürlich kannst du so etwas nicht auf den Meter planen. Doch Senna hatte den richtigen Instinkt, war im richtigen Moment auf dem richtigen Fleck Asphalt und hat ohne Verzögerung perfekt reagiert.»

Die Situation im Parc Fermé wird dem deutschen Teamchef noch lange in Erinnerung bleiben – erstmals gelang es seit der Teamgründung 2012, einen Nachwuchspiloten binnen drei Jahren zum Grand-Prix-Sieger auszubilden. Nicht zu vergessen: Senna Agius ist 19.

Jürgen Lingg: «Die Situation werde ich nie vergessen. Senna und ich, wir haben eine Art Bluetooth-Verbindung. Wir haben uns erst nur in die Augen geschaut – dann haben wir uns gegenseitig gefragt, ob das gerade wirklich passiert ist. Das Gefühl nach diesem Weg zusammen, das ist schon besonders schön.»

Wenig bekümmert zeigte sich Lingg im Nachgang von Silverstone zu seinem gescheiterten WM-Spitzenreiter. «Manuel hat das Thema bereits abgehakt. Natürlich war es hart, aber er war nach dem Problem beim Start zügig auf dem Weg nach vorn. In zwei Runden hätte er die Spitzengruppe eingeholt. Doch das zählt nicht im Rennsport. Es ist passiert.»

Ein Nachspiel hatte die Kollision Gonzalez-Baltus nicht. Beide Piloten wurden zur Rennleitung geholt – die Aktion wurde gemeinsam studiert, besprochen und als normaler Rennunfall eingestuft.

Die Vorstellung von Senna Agius verhalf der Intact-GP-Mannschaft aus Memmingen zu einem weiteren Schub in der Team-Wertung – zur Spitzenposition von Fantic Racing fehlen vor dem Aragon-GP sechs Zähler. 

Ergebnisse Moto2 Silverstone, Rennen (25. Mai):

1. Senna Agius (AUS), Kalex, 17 Runden in 35:26,390 min
2. Diogo Moreira (BR), Kalex, +0,434 sec
3. David Alonso (COL), Kalex, +0,498
4. Aron Canet (E), Kalex , +0,518
5. Izan Guevara (E), Boscoscuro, +0,673
6. Celestino Vietti (I), Boscoscuro, +2,820
7. Filip Salac (CZ), Boscoscuro, +3,437
8. Joe Roberts (USA), Kalex, +4,448
9. Jake Dixon (GB), Boscoscuro, +4,565
10. Marcos Ramirez (E), Kalex, +4,683
11. Alonso Lopez (E), Boscoscuro, +5,070
12. Albert Arenas (E), Kalex, +12,302
13. Zonta van der Goorbergh (NL), Kalex, +16,315
14. Tony Arbolino (I), Boscoscuro, +18,242
15. Jorge Navarro (E), Forward, +18,359
– Manuel Gonzalez (E), Kalex, 14 Runden zurück
– Barry Baltus (B), Kalex, 14 Runden zurück
– Ivan Ortola (E), Boscoscuro, 14 Runden zurück

WM-Stand nach 7 von 22 Rennen:

1. Manuel Gonzalez 111 Punkte. 2. Aron Canet 108. 3. Jake Dixon 84. 4. Baltus 73. 5. Moreira 70. 6. Agius 64. 7. Vietti 52. 8. Ramirez 46. 9. Arenas 42. 10. Lopez 41. 11. Salac 37. 12. Öncu 37. 13. Holgado 36. 14. Arbolino 31. 15. Alsonso 28.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 158. 2. Boscoscuro 99. 3. Forward 11.

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