Moto2-Analyse: David Alonso ist weiter auf der Suche
Der Red Bull-Ring war 2024 nur eine von 14 Triumphstätten des neuen Moto3-Weltmeisters David Alonso. Auch in Spielberg hatte der Kolumbianer die Konkurrenz mit einem meisterhaften Finale in Schach gehalten. Nach Sieg Nummer 7 war der smarte Pilot aus dem Kader von Jorge Martin bereits hart auf Titelkurs – mit 71 Punkten Vorsprung in der WM-Tabelle verließ Alonso Österreich.
Während vor einem Jahr bereits erste Gerüchte über einen direkten Aufstieg des Supertalents in die Königsklasse steil gingen, ein Wechsel aufgrund der Vertragslage in der MotoGP aber nicht zustande kam, sind die lauten Rufe nach Alonso erst einmal wieder leiser geworden. Auch der Rekord-Pilot muss sich in der mittleren WM-Kategorie bewähren.
Und das alleine ist trotz der unstrittig vorhandenen Ausnahme-Qualitäten auch für David Alonso eine gewaltige Herausforderung. Nach 12 von 22 Moto2-Rennen blicken Team und Pilot auf eine durchwachsene Phase zurück. Bei der Hälfte der Läufe nahm Alonso WM-Punkte mit, aber «nur» beim GP von England in Silverstone bestieg er als Dritter das Podium. Eine großartige Leistung in der Rookie-Saison – aber nach der eiskalten Dusche für die Moto3-Konkurrenz waren die Erwartungen höher.
Wie speziell der Einstieg in die Moto2 auch für potenzielle Superhelden ist, zeigt der Teamkollege. Teambesitzer Jorge Martinez zeigte großen Mut und holte neben Alsonso einen weiteren Rookie – Dani Holgado. Der Spanier, der objektiv noch vor einem Jahr chancenlos gegen Alonso war, hat den vermeintlichen Überflieger nun, oder noch, im Griff.
Dani Holgado brachte seine Kalex regelmäßiger nach vorne, wurde zweimal Vierter, liegt in der WM-Tabelle als 13. drei Positionen vor dem Weltmeister und ist zugleich klar bester Moto2-Rookie.
Doch in Wahrheit ist die Überraschung nicht gewaltig. Sowohl der letztjährige Moto2-Champion Ai Ogura als auch dessen Vorgänger Pedro Acosta konnten die Krone der mittleren GP-Disziplin nicht im ersten Anlauf holen. Und auch in der kleinsten Klasse gelang David Alonso erst nach einem Moto3-Lehrjahr der endgültige Durchbruch.
Der Pilot selbst ist sich der Situation genau bewusst. Trotz Ergebnis-Wellenbad im ersten Halbjahr inklusive eines heftigen Abschusses durch Holgado in Aragon ist beim Moto3-Champion keinerlei Unruhe zu erkennen. Die lange Lernphase war einkalkuliert und ist unabdingbarer Teil der Ausbildung zum MotoGP-Piloten – so die Botschaft des gerade einmal 19-Jährigen.
Vor der Abreise nach Österreich gab Alonso zu Protokoll: «Wir starten in die zweite Saisonhälfte, nachdem wir drei Wochen lang die erste Jahreshälfte gründlich analysieren konnten. Wir haben erkannt, wo wir das größte Verbesserungspotenzial haben, wo unsere Schwachstellen liegen, und können nun über den Sommer daran arbeiten. Wir kommen nun besser vorbereitet nach Österreich und haben uns zum Ziel gesetzt, nicht nur Ergebnisse zu erzielen, sondern von Beginn des Wochenendes und im Qualifying an konstant zu arbeiten und unsere Intensität zu steigern. Damit werden die Ergebnisse sicherlich kommen.»
Korrekt ist, beim bisherigen Highlight-Rennen in Silverstone brauste Alonso von Startplatz 5 ins Gefecht – und hielt sich dann auch weiterhin mit an der Spitze.
Die Aussage zeigt auch, dass der Fahrer weder auf der Suche nach Fitness noch nach mehr Speed ist – es geht darum, das letzte Verständnis für die ultra-kompetitive Kategorie zu verinnerlichen. Lernbereitschaft ist ausreichend vorhanden. Man kann sich mit dem Mann der Zukunft längst auch in deutscher Sprache unterhalten.
Rookie-of-the-Year-Wertung 2025 in der Moto2-WM:
1. Daniel Holgado (E), 60 Punkte
2. David Alonso (COL), 43 Punkte
3. Ivan Ortola (E), 26 Punkte
4. Collin Veijer (NL), 13 Punkte
5. Adrian Huertas (E), 7 Punkte