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Windreich AG: Sponsor Willi Balz unter Verdacht

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl 2011: Werbung für Windreich AG

Stefan Bradl 2011: Werbung für Windreich AG

Der langjährige GPSponsor Wili Balz steht im Mittelpunkt staatsanwaltlicher Ermittlungen. Es geht um den Verdacht der Bilanzmanipulation und des Betrugs.

Schon 2012 war es um den langjährigen Motorsport-Sponsor Willi Balz (Natemco, Windreich AG) ruhig geworden. Er stellte seine grosszügigen Sponsoring-Aktivitäten abrupt ein – bei Kiefer, Bradl, Öttl, Capirossi und so weiter. Dafür berichtete die ARD damals, er habe Firmendarlehen für private Zwecke verwendet und ein kleines Vermögen für Oldtimer-Fahrzeuge investiert.

Jetzt kommt es ganz dick. Die FAZ berichtet, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermitttle gegen den Windparkentwickler Windreich AG. Es sei ein Verfahren wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation, des Kapitalanlagebetrugs, der Marktpreismanipulation und des Kreditbetrugs eingeleitet worden. Rund 35 Beamte des Landeskriminalamts durchsuchten am Dienstag die Hauptverwaltung des in Wolfschlugen ansässigen Unternehmens sowie vier Privatwohnungen. Die Ermittlungen richten sich gegen fünf amtierende und ehemalige Vorstandsmitglieder. Vorstandsvorsitzender und Alleinaktionär des Unternehmens ist Willi Balz.

Balz war für die Medien für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Neben Balz wird unter anderen auch gegen den früheren Vorstand Walter Döring ermittelt. «Ich fühle mich absolut sauber», liess der FDP-Politiker verlauten. Döring war im Aufsichtsrat des Unternehmens und zuletzt im Vorstand. Er ist im vergangenen Sommer bei der Projektgesellschaft ausgeschieden. Bereits im Mai 2012 hatte Finanzvorstand Matthias Hassels seinen Posten aufgegeben. Balz warf dem ehemaligen Sarasin-Banker vor, er sei für die schlechte Kursentwicklung der Windreich-Anleihen mit verantwortlich.

Balz hatte 2011 bei seinen Motorrad-GP-Besuchen verlauten lassen, er wolle es als erster Einwohner von Wolfschlugen zum Milliardär bringen. Kritische Stimmen ahnten schon damals, dass Balz viel Wind machte, aber wenig konkrete Angaben zu den genauen Standorten seiner Windparks machte und auch über die Anzahl der Windräder in Schweigen hüllte. Sein Firmenprospekt enthielt viel nichtssagendes Blabla, aber keine konkreten Angaben. Auch prominente Motorsportler investieren viel Geld bei Balz – und schauten durch die Finger.

Als prominentestes Team unterstützte er 2011 Kiefer Racing, das für die 6,5 Prozent-Anleihe der Windreich AG warb und Stefan Bradl deshalb zur Verwendung der Startnummer 65 überredete.

Als Bradl im November 2011 in die MotoGP umstieg, liess er sich wieder die Nummer 65 reservieren. Aber Balz hatte inzwischen andere Probleme...

Der Schwabe hatte sich erstmals 1993 als Sponsor von Dirk Raudies in der WM engagiert. Später warb auch Harald Eckls Kawasaki-Werksteam für Balz neue Energiefirma Natenco AG, die er später an den französischen Theolia-Konzern verkaufte. Zu einem stark überhöhten Preis, wie später gemutmasst wurde.

Zwei Anleihen mit 125 Millionen Euro

Die Ermittler prüfen, ob in den Jahresabschlüssen der Windreich AG Vermögenspositionen durch Überbewertung geschönt wurden. Es bestehe der Verdacht, dass 2010 und 2011 Forderungen und Umsätze in Millionenhöhe ausgewiesen worden seien, denen entweder keine effektiven Geschäfte zugrunde lagen oder Geschäfte mit einem deutlich niedrigeren Gegenwert. Es seien auch Forderungen in die Bilanz aufgenommen worden, «bei denen mit einer Tilgung nicht mehr ernsthaft zu rechnen war», heißt es laut FAZ bei der Staatsanwaltschaft.

2011 erzielte die Windreich AG laut ihrer Bilanz einen Umsatz von 121 Millionen Euro. Die Schulden beliefen sich auf 434 Millionen Euro – nach 266 Millionen Euro im Jahr zuvor. Für 2012 wurden noch keine Geschäftszahlen veröffentlicht.

Die Windreich AG hat zwei Anleihen im Volumen von 125 Millionen Euro begeben. Die Ermittler prüfen jetzt den Verdacht des Kapitalanlagebetrugs sowie der Marktpreismanipulation und des Kreditbetrugs. Die Stuttgarter Börse hat die beiden Anleihen aus Anlegerschutzgründen für einen Tag vom Handel ausgesetzt. Balz will die zum 1. März fälligen Zinsen für eine Anleihe verzögert auszahlen. Es gibt auch den Vorwurf, die Ratingagentur hätte die Anleihequalität mit BB+ zu positiv bewertet.

Die Kurse der beiden Anleihen haben in den vergangenen Monaten stark nachgegeben. Die bis 2016 laufende Anleihe notierte zuletzt nur bei rund 35 Prozent des Nennwerts von 100 Prozent. Das bis 2015 laufende Papier wurde mit knapp 40 Prozent des Nennwerts gehandelt. Das würde für die Anleger Verluste von 65 beziehungsweise 60 Prozent des investierten Betrags bedeuten. Inzwischen fürchte enttäuschte Anleger sogar, es könne sich um ein Schneeballsystem handeln. Es besteht der Verdacht, die Windreich AG könnte mit dem Geld neuer Anleger nur die Anleihezinsen bisheriger Investoren beglichen haben.

Zuletzt hatte ein windschiefes Geschäft zwischen Balz und dem schottischen Lord Irvine Laidlaw für Aufsehen gesorgt. Der Schwabe hatte sich von dem Adeligen wegen akuter Liquiditätsnot mehrfach Geld geliehen, für das er zeitweise mehr als 20 Prozent Zinsen gezahlt haben soll.

Zur Ablösung des Kredits hatte er ihm das Windparkprojekt Deutsche Bucht vermacht und weitreichende Rechte und Forderungen abgetreten. Die Anleihezeichner hatten erst durch die Berichterstattung der FAZ von dieser merkwürdigen Transaktion erfahren, ist zu hören.

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