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Wintertests: Sind diese Vorschriften noch zeitgemäss?

Kolumne von Günther Wiesinger
Seit 1. Februar dürfen die Moto2- und Moto3-Teams wieder testen. Aber statt heissen Runden erleben wir frierende Gesichter und tagelanges Herumsitzen.

Als ich mich vor einer Woche beim MotoGP-Test in Sepang bei rund 34 Grad Aussentemperatur mit Drive-M7-Honda-Teambesitzer Jorge «Aspar» Martinez über die neue Open-Honda-RC213V-RS und die Aussichten seines Rennstalls für 2015 unterhielt, zückte der vierfache Weltmeister sein Handy.

«Aspar» zeigte mir ein Bild von der tief verschneiten Rennstrecke von Alcarraz in der Nähe von Barcelona, wo eigentlich sein Mapfre-Mahindra-Moto3-Werksteam mit Guevara und Bagnaia testen hätte sollen.

Zu diesem Zeitpunkt existierte bereits ein Bild von RW-Racing-Honda-Teamchef Jarno Janssen, der auf dem Weg von Malaga zum Almeria-Test im tiefsten Süden Spaniens auf der verschneiten Autobahn dahinrutschte. Als dann zu Mittag auf dem Circuit de Almeria gefahren wurde, stiegen die Temperaturen kaum über 6 bis 7 Grad. Die Hügel rund um die Rennstrecke waren weiss bezuckert.

Das Technomag-Moto2-Team mit Lüthi, Aegerter und Mulhauser war aus dem Gefrierkasten Le Castellet zum Motorland Aragón geflüchtet. Aber auch dort lag neben der Strecke Schnee.

Ja, durch den Wintereinbruch im Februar machen die «Wintertests» ihrem Namen alle Ehre.

Allmählich stellt sich die Frage, ob das Testverbot (1. Dezember bis 31. Januar) noch zeitgemäss ist. Es wurde nach der Wirtschaftskrise 2008 verhängt, um die Kosten zu senken, die Anzahl der Testtage bei den renommierten, finanzstarken Teams zu reduzieren und dadurch die Luft zwischen den Grossen und den Kleinen nicht weiter anwachsen zu lassen. Von Chancengleichheit war die Rede.

Jetzt zeigt sich: Wenn das Dynavolt-Intact-Team mit Cortese und viele andere Rennställe drei Tage in Almeria und drei Tage in Valencia verbringen und wegen Regen und Kälte und Wind höchstens einen Tag ordentlich zum Fahren kommen, dann ist es mit der Kostensenkung nicht weit her.

Dann wäre es schlauer, die Teams auch im Dezember und Januar fahren zu lassen, aber die maximale Anzahl der Testtage zu beschränken.

Denn im Dezember und Januar herrschten in Spanien bis zu 18 und 20 Grad, sogar in unseren Breitengraden waren 12 Grad an der Tagesordnung.

Es würde ja reichen, wenn man von 16. Dezember bis 15. Januar strikten Testurlaub verordnet.

In Sepang traf ich vor einer Woche auch den malaysischen Moto3-Fahrer Zulfahmi Khairuddin. Er fährt für das neue SIC-KTM-Team.

«Fahmi» grinste etwas schadenfroh, als ich ihm die Schneebilder zeigte. «Sag Jürgen Lingg und Sandro Cortese, sie sollen nächstes Jahr lieber in Malaysia testen», ersuchte mich der Sepang-GP-Zweite von 2012.

Khairuddin und sein Teamkollege Kornfeil verzichten auf die frostigen Spanien-Tests im Februar, sie testen lieber ab nächsten Mittwoch auf dem Sepang International Circuit (SIC), der gleichzeitig ihr Hauptsponsor ist.

Aber: In Europa stationierte Moto3- und Moto2-Teams dürfen nicht auf einem anderen Kontinent testen.

Auch das ist eine Vorschrift, die hinterfragt werden muss.

Es wäre für so manches Moto2- oder Moto3-Team sinnvoller, nach Sepang/Malaysia, Welkom/Südafrika oder Austin/Texas zu fliegen statt zwei Wochen sinnlos in Spanien zu verbringen und die Fahrer bei tiefen Temperaturen in Gefahr zu bringen.

Die Fahrer der Klassen Moto3 und Moto2 werden wie Menschen zweiter Klasse behandelt.

Die MotoGP-Asse haben sich jahrelang in Barcelona und Jerez den Allerwertesten abgefroren, sie übten deshalb 2014 nur noch in Sepang, Phillip Island und Doha. Auch 2015 trainieren Márquez, Rossi und Co. bei angenehmen Temperaturen in Sepang und Doha.

Das macht auch wirtschaftlich und logistisch Sinn. Die grossteils aus Japan kommenden Fahrzeuge können ohne grossen Aufwand nach Kuala Lumpur verfrachtet werden. Dort bleibt das Material bis zum zweiten Sepang-Test (ab 23. Februar), nachher werden die Kisten nach Katar geflogen, wo sie nach dem Test (14. bis 17. März) bis zum Saisonstart (29. März) gelagert werden.

Eine Patentlösung ist schwer zu finden. Vielleicht muss man die IRTA-Tests einfach auf 20. Februar oder 1. März verschieben.
Und vielleicht erleben wir 2016 in Valencia wieder die gewünschten sonnigen 15 oder 18 Grad.

Die Dorna könnte die WM-Rennsaison im November verlängern und dafür erst Mitte April starten, dann wären die oft eisigen Februar-Tests in Europa hinfällig.

Klar, wir haben es mit einem Freiluftsport zu tun. Vor Wetterkapriolen werden wir deshalb nie verschont bleiben. Ich habe schon erlebt, wie Mitte August in Misano und auf dem Salzburgring Rennen wegen sintflutartiger Regenfälle abgesagt wurden. Und der Salzburgring-GP fiel 1980 sogar noch am 20. April wegen 30 Zentimeter Schnee der Absage zum Opfer. Auch der Tsunami samt Atomkatastrophe in Japan und der Vulkanausbruch in Island haben schon zu GP-Absagen geführt.

Trotzdem: Die aktuelle Situation ist nicht optimal. Die Teams und die Funktionäre sollten sich Gedanken machen, wie man die Testvorschriften ändern und verbessern könnte.

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