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PrüstelGP: Das Dilemma des deutschen GP-Nachwuchses

Von Günther Wiesinger und Sarah Göpfert
Tim Jüstel mit Jason Dupasquier, Dirk Geiger und Barry Baltus (v.l.n.r.)

Tim Jüstel mit Jason Dupasquier, Dirk Geiger und Barry Baltus (v.l.n.r.)

Das carXpert PrüstelGP Team engagiert sich mit der Prüstel-Academy für den Nachwuchs im GP-Sport. Doch der Weg in die WM ist steinig, das weiß auch Teamkoordinator Tim Jüstel.

Mit Freddie Heinrich hat es die Nachwuchsakademie des PrüstelGP Teams geschafft, 2021 einen Fahrer im international besetzten Red Bull MotoGP Rookies-Cup zu platzieren. Dirk Geiger sollte bei PrüstelGP in dieser Saison als einziger Deutscher die ersten fünf Moto3-GP fahren, jedoch wurden diese Pläne von der Corona-bedingten Zwangspause durchkreuzt. In Katar stand er auf dem Grid, wurde am Ende jedoch nur 29. In der CEV Junioren-WM, in der Geiger die restliche Saison bestritt, holte er gerade einmal vier Punkte. Fehlt es den Deutschen an Talent oder ist der Trainingsrückstand zu groß?

Während Geiger in den nationalen Nachwuchsserien alles gewann, konnte er sich in der Weltklasse bisher nicht durchsetzen. Prüstel-Teamkoordinator Tim Jüstel nannte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com die Gründe für das schlechte Abschneiden der deutschen Piloten auf internationaler Ebene. «Für Dirk war es ein Sprung ins kalte Wasser und er hat seine Sache recht gut gemeistert. Natürlich kann man nicht verschweigen, dass die spanischen oder italienischen Kollegen auf einem anderen Level fahren. Das liegt an den besseren Trainingsbedingungen, der stärkeren Konkurrenz und der Leistungsdichte in Spanien und vielleicht auch ein bisschen am Temperament.»

Der 26-Jährige Jüstel ergänzte: «Hier in Deutschland kämpft man mit immer mehr Verboten, Einschränkungen und dem Motorrad wurde in den Medien und der Politik der letzten Jahre ein sehr negatives Bild angeheftet. Außerdem fehlt eine strukturierte und professionelle Ausbildung der Rennfahrer, die sie auf WM-Niveau bringt.»

Im Gegensatz zu den südeuropäischen Talentschmieden sieht die Situation für junge deutsche Fahrer schlecht aus. Es existieren viele verschiedene Ansätze, aber es fehlt eine einheitliche Förderung, die den Nachwuchs von den ersten Schritten bis zur WM begleitet. Daher verzichten viele Deutsche auf nationale Meisterschaften und nehmen den Weg nach Spanien auf sich.

Jüstel empfiehlt den Nachwuchsfahrern, sich zeitig mit der spanischen Elite zu messen, um in der WM Fuß fassen zu können.

«Beginnen sollte man so früh wie möglich. Am besten auf dem Pocketbike mit fünf oder sechs Jahren. Mit dem neuen NTC gibt es jetzt eine gute Rennserie, um seinen Weg fortzusetzen. An Spanien wird aber nach wie vor kein Weg vorbei gehen. Wenn man das Budget hat, kann man sich dort bereits während der Minibike-Jahre in der Moto5 und Moto4 mit den besten spanischen Fahrern messen. Später sollte der Weg über den Red Bull Rookies-Cup und die CEV Moto3 Junioren-WM gehen. Das ist der geradlinigste Weg in die WM.»

In den letzen 20 Jahren kamen die Fahrer vor allen Dingen durch die Initiative von Teams und Sponsoren sowie Eltern und Managern an die Weltspitze. DMSB, ADAC und DMV haben herzlich wenig dazu beigetragen. Der Sachse sieht hier einen wichtigen Ansatzpunkt. «Natürlich gehört ein hohes Maß an Eigeninitiative und Engagement dazu. Man kann nicht erwarten, dass der DMSB oder der ADAC alle Türen öffnet, den roten Teppich ausrollt und am Ende steht ein Topf mit Geld. Trotzdem ist die öffentliche Nachwuchsförderung in den letzten Jahren auf keinem guten Level gewesen. Es muss sich etwas ändern, wenn man nicht möchte, dass der deutsche Motorradsport gänzlich in der Versenkung verschwindet.»

«Es gibt viele Organisationen, Vereine und Personen, die alle das gleiche Ziel haben, aber jeder für sich alleine kämpft. Wenn man alle an einen Tisch bringt und gemeinsam alle Ressourcen zusammenstellt, dann könnte es wieder etwas werden», ist der Sachse überzeugt.

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