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Tod eines Teenagers: Brutale Erinnerung an die Gefahr

Kolumne von Michael Scott
Jason Dupasquier wird immer in den Herzen seiner GP-Kollegen sein

Jason Dupasquier wird immer in den Herzen seiner GP-Kollegen sein

Vor zwei Wochen verstarb Moto3-Talent Jason Dupasquier an den Folgen des verheerenden Unfalls im Qualifying von Mugello. Eine seltene und umso brutalere Erinnerung an die Gefahr im GP-Sport.

Jason Dupasquier hatte es in Mugello zum fünften Mal im sechsten Grand Prix der Saison ins Q2 geschafft und lag auf Platz 11, als er kurz vor Schluss in der schnellen Arrabbiata-2 zu Sturz kam und von mindestens einem nachfolgenden Fahrer getroffen wurde. Am nächsten Tag erlag er seinen schweren Verletzungen in der Careggi-Klinik von Florenz.

So oft in dieser Saison hätte es schon schlimm ausgehen können. Wenn 15 oder mehr Teenager auf Messers Schneide und engstem Raum um die Plätze kämpfen, dann wird das von manchen Kommentatoren als «Schachspielen bei Highspeed» bezeichnet. Nicht wirklich treffend. Es ist mehr wie Kegeln.

Wenn einer stürzt, ist es reines Glück, wenn er nicht einen anderen mitreißt oder gleich mehrere in den Crash verwickelt werden. In Mugello blieb dem erst 19-jährigen Schweizer dieses Glück leider verwehrt.

Fast alle tödlichen Unfälle passieren, wenn die nachfolgenden Bikes dem gestürzten Fahrer nicht mehr ausweichen können. Auch bei drei von den jüngsten vier im GP-Sport – Shoya Tomizawa (2010), Marco Simoncelli (2011), Luis Salom (2016) und Dupasquier (2021) – war es der Fall. Das ist der eine unglückliche Umstand, den das ganze Sicherheitsequipment nicht mildern kann.

Es ist aber trotzdem bemerkenswert, wie viel sicherer das Rennfahren in der Motorrad-WM heutzutage ist. Das ist zu einem großen Teil auf die fortschrittlichen Sturzhelme und die Rennbekleidung samt Airbag und Protektoren zurückzuführen, außerdem auf die rasche medizinische Versorgung an der Rennstrecke.

Mehr als jeder andere Faktoren ist es aber den sichereren Rennstrecken zu verdanken. Die schlimmsten wurden ganz aus dem Kalender gestrichen, bei anderen wurden Umbauten durchgesetzt: Veränderte Layouts, verbesserte Auslaufzonen, Airfences… Zunächst unter dem Druck der Fahrer, in letzter Zeit dank der rigorosen Dorna.

Es ist erwähnenswert, wie die Todesrate in der Motorrad-WM steil nach unten ging, nachdem die TT auf der Isle of Man 1976 aus dem Kalender verschwunden war. Dem folgten, schrittweise, andere notorisch gefährliche Strecken wie Spa Francorchamps und der Salzburgring.

Ein Blick auf die 104 Namen in der Wikipedia-Liste der GP-Opfer (inklusive Seitenwagenfahrer und Passagiere) ist in diesem Zusammenhang aufschlussreich: Im ersten Jahrzehnt, von 1949 bis 1958, 31 Tote; in den folgenden zehn Jahren 25; von 1969 bis 1978 waren es 27. Das ergibt im Schnitt fast drei Fahrer pro Jahr, die ihr Leben ließen.

Danach waren es zwischen 1979 und 1988 noch 13. Seither nur noch ein Bruchteil – die folgenden drei Jahrzehnte zusammen verzeichneten sieben Todesfälle – und nun kam 2021 ein weiterer dazu.

Kein Wunder also, dass das, was einmal als normales Risiko angesehen wurde, nun zu so einem Schock führt. Die brutale Erinnerung daran, welch ernsthafte Gefahr der Motorradrennsport birgt, bekommen wir so selten geliefert, dass man es dazwischen schnell vergisst und verharmlost.

Wenn das Opfer noch dazu ein Teenager ist und man als Vater oder Mutter auch als Außenstehender den Schmerz mitfühlt, ist der Schock noch größer. Dasselbe gilt für seine Altersgenossen, seine Rivalen auf der Strecke. Dieses «Mir wird es nicht passieren»-Gefühl ist mit einem Schlag weggewischt.

Dann kommt das «Warum, warum nur». Das Gefühl, dass diese Draufgänger irgendwie vor sich selbst geschützt werden sollten, dass – wenn ein Teenager-Kopf noch keine risikoscheuen Strategien entwickeln kann – Erwachsene einschreiten und Verantwortung übernehmen sollten.

Dieses verlockende Argument hält den Tatsachen aber nicht stand. Diese Moto3-Kids sind im professionellen Motorradrennsport, rundum betreut, mit erstklassiger medizinischer Versorgung auf erstklassigen Strecken, viel besser aufgehoben, als sie es da draußen wären, beim nächtlichen Parkour oder beim Base-Jumping…

Wie so oft war es Miguel Oliveira, dessen von Herzen kommender aber auf Fakten basierter Kommentar es am besten auf den Punkt brachte: «Ich wünschte, dieser Sport könnte nicht so grausam sein… Aber es ist unsere Leidenschaft.»

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