Moto3-Regeln: Neues Mindestalter & Testbeschränkungen

Von Günther Wiesinger
Fit für die WM-Saison 2023? Vor dem ersten Grand Prix in Portimão wirft SPEEDWEEK.com einen Blick auf das veränderte Regelwerk für die Moto3-WM-Klasse.

Die Moto3 ist seit 2012 die Einsteigerklasse im WM-Zirkus, sie ersetzte die 125 ccm-Serie, die seit 1949 bestanden hatte. Wer mitmachen will, darf maximal 28 Jahre alt sein (für Wildcard-Fahrer und Neulinge liegt das Alterslimit bereits bei 25 Jahren) und muss seit dieser Saison das Mindestalter von 18 Jahren bereits erreicht haben. Ausnahmen gelten für den JuniorGP- und Red Bull MotoGP Rookies Cup-Champion, zudem dürfen in der Übergangszeit alle Fahrer, die schon 2022 in einer Kategorie unterwegs waren, auch weiterhin dort fahren.

Pro Rennwochenende ist in der Moto3-WM nur ein Bike erlaubt, Ersatzmotorräder sind verboten. Bei schweren Stürzen muss aus Ersatzteilen ein Ersatzbike gebaut und zur Abnahme gebracht werden.

Auch die Anzahl Motoren, die jeder Fahrer während einer Saison einsetzt, ist beschränkt. Sie liegt bei sechs Triebwerken. Die Werke liefern den Teams nach Ablauf der Laufzeit frische Motoren, die dann verplombt werden. Dem Hersteller wird es überlassen, entweder sechs ganz neue oder drei neue Motoren mit jeweils einer Revision bereitzustellen. Die maximale Laufzeit der 250-ccm-Motoren liegt bei ca. 2000 km, das entspricht der km-Leistung von ca. vier Grands Prix. Meist werden fürs Qualifying und Rennen frische Motoren verwendet, die alten für das freie Training.

Bis zum Ende der Moto3-Saison 2016 kostete das Motorenpaket für sechs Triebwerke rund 60.000 Euro pro Saison. Das war aber der Kaufpreis, die Teams konnten die Motoren nachher behalten, verkaufen oder für Testfahrten nützen.

Seit 2017 ist jedoch eine Leasinggebühr von 60.000 Euro fällig, von diesem Betrag übernimmt die Teamvereinigung IRTA 40.000 Euro. Die Leasingkosten für die Motoren sanken also für die Teams auf 20.000 Euro pro Fahrer und Saison.

Bei KTM kostet das Material pro GP-Fahrer ca. 205.000 Euro pro GP-Saison. € 85.000.- für das Rolling Chassis, zwei Testmotoren kosten € 20.000.-, dazu muss man ein Ersatzteilbudget von ca. 80.000 einrechnen, das Motorenpaket für die Rennen kostet 20.000.-

«Wir tauschen die Motoren zwischen 1500 und 2000 km. Wir brauchen also sechs für die GP-Saison und einen bis zwei für die Tests», sagt Peter Öttl, Teammanager des neu formierten Liqui Moly Husqvarna Intact GP Teams.

Pro Fahrer und Saison sind neben den IRTA-Tests und offiziellen Montag-Tests zwischen einem Saisonfinale und dem nächsten nur noch vier private Testtage erlaubt, auch aus Kostengründen.

Für Rookies wurde eine Ausnahmeregelung geschaffen: Nach dem letzten Event einer Saison bis zum 30. November dürfen die Neulinge unbegrenzt testen.

Laut Reglement müssen die Werke ihren Teams alle Technik-Updates zum gleichen Zeitpunkt anbieten. Alle Markenkollegen können dann zu jedem Zeitpunkt mit der gleichen Motoren-Spezifikation antreten, falls sie sich die Updates leisten können; das soll die Chancengleichheit sicherstellen.

Bei den Triebwerken handelt es sich um wassergekühlte Einzylinder-Viertaktmotoren mit einem maximalen Hubraum von 250 ccm und Sechs-Gang-Getriebe. Die maximal erlaubte Motordrehzahl liegt bei einer Bohrung von höchstens 81 mm bei 13.500/min. Das vorgeschriebene Mindestgewicht von Fahrer, Motorrad samt Bekleidung (Lederkombi, Helm, Stiefel, Protektoren etc.) beträgt 152 kg.

Übrigens: Airbags sind für die Fahrer aller drei GP-Klassen seit 2017 zwingend vorgeschrieben.

Die Motorenentwicklung wird üblicherweise ab dem Saisonauftakt eingefroren. Selbst bei den Chassis ist nur ein Update pro Saison erlaubt – und muss dann allen Teams und Fahrern gleichzeitig angeboten werden. So wird der Bau von kostspieligen Prototypen unterbunden.

Beschränkungen bestehen auch beim Reifenkontingent, das Dunlop als alleiniger Reifenausrüster der Moto3-Klasse für jeden GP-Piloten bereithalten muss. Jeder Fahrer darf pro Rennwochenende höchstens 17 Slicks einsetzen, dabei gibt es maximal acht Vorder- und neun Hinterreifen. Die Anzahl der Regenreifen ist nicht beschränkt. Vorgegeben wird einzig, dass nur die aktuelle Spezifikation des offiziellen Reifenausrüsters eingesetzt werden muss.

Dunlop muss im Normalfall für jeden Fahrer drei Regenreifen-Sätze dabei haben. Findet jede Session im Nassen statt, müssen es sogar vier Sätze pro Fahrer sein. Der Reifenhersteller darf jene Gummis, die nicht eingesetzt wurden, bei einem späteren Wochenende einsetzen – vorausgesetzt sie entsprechen der aktuellen Spezifikation.

Seit 2019 entscheidet auch in der Moto3-WM ein Qualifying 1 und Qualifying 2 über die Startaufstellung. So wollte man das lästige Bummeln auf der Ideallinie unterbinden, allerdings mit bescheidenem Erfolg.

Fünf verschiedene Marken sind in der Moto3-WM am Start. Denn neben Honda und KTM kehrte 2020 Husqvarna nach 2014 und 2015 wieder mit einem Werksteam zurück. 2021 kam eine zweite KTM-Tochter dazu, GASGAS rüstet das Aspar Team aus. Seit 2022 geht CFMOTO, strategischer Partner der Pierer Mobility AG, mit PrüstelGP an den Start.

Genauso wie die Husqvarna FR 250 GP und die GASGAS RC 250 GP sind die Bikes baugleich mit der 250-ccm-KTM. Dank der gemeinsamen Homologation mit KTM können jeweils nur zwei Husky, GASGAS und CFMOTO eingesetzt werden. Ein Neueinsteiger mit einer eigenen Homologation müsste normal mindestens sechs Bikes einsetzen, wenn eine entsprechende Nachfrage existiert. So soll das Erscheinen von kostspieligen Moto3-Prototypen unterbunden und zumindest eine Kleinserie vorgeschrieben werden.

Im Moto3-Regelwerk kam es für 2023 zu Änderungen, die aber die aktuelle Moto3-Homologation kaum beeinflussen. Es wurde zum Beispiel der Bereich «Aero Body» neu spezifiziert, sehr stark in Anlehnung an MotoGP. Hier besteht die Absicht, einen einheitlichen Regeltext für alle drei Klassen zu finden.

Die Pierer Mobility AG muss für die kommende Saison eine maßgebliche Einschränkung hinnehmen, denn in der Moto3-WM ist für die Saison ein Verbot der Felgenabdeckung hinten verordnet worden, die in der MotoGP-Klasse üblich ist.

«Die Abdeckungen wurden von allen unseren Moto3-Piloten verwendet», erklärte Christian Korntner, Moto3-Projektleiter der Pierer Gruppe. «Aber hauptsächlich für das Qualifying und für die Rennen. Aber speziell bei kälteren Bedingungen, denn die Abdeckung sorgte für eine höhere und konstantere Reifentemperatur, somit für weniger Verschleiß über die Renndistanz.»

Fahrer-Nationalitäten

Die Fahrer können 2023 neu nur eine Nation repräsentieren, und zwar jene, die ihren Reisepass ausgestellt hat. Wenn jemand mehrere Nationen vertritt, muss er zu Beginn der Saison überlegen, von welchem Landesverband er seine FIM-Lizenz bezieht. Wenn durch höhere Gewalt eine Nationenzugehörigkeit abhandenkommt, muss bei der FIM vor dem Saisonstart ein Antrag auf eine Änderung des Herkunftslandes gestellt werden.

Der Fahrer fährt dann die ganze Saison unter dieser Flagge, die Pole-Positions, Sprint-Siege, Podestplätze, Rennsiege und Titelgewinne werden seinem Land zugeschrieben.

Unterbrechungen

Wenn eine Qualifying Session unterbrochen wird und nicht mehr neu gestartet werden kann, gilt 2023 folgende neue Vorschrift:
- Wenn die Session mindestens 50 Prozent der geplanten Zeit gedauert hat, gilt die Sitzung als vollendet, die Resultate zählen.
- Wenn die Session weniger als 50 Prozent gedauert hat, gilt sie als gestrichen. Als Ergebnis werden dann die anderen Trainings kombiniert gewertet.
- In der MotoGP-Klasse werden die kombinierten Zeiten vom Practice 1 (P1) and P2 gewertet. In den Klassen Moto2 und Moto3 gelten die Ergebnislisten von FP1-FP2-FP3.

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