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Baldassarri: Eine Mischung aus Lorenzo und Rossi

Von Nereo Balanzin
Baldassarri (re.) mit Teamkollege Antonelli, Teamchef Gresini und Sponsor Bollini

Baldassarri (re.) mit Teamkollege Antonelli, Teamchef Gresini und Sponsor Bollini

Jeder GP-Debütant aus Italien wird mit Valentino Rossi verglichen. Wo sich Lorenzo Baldassarri vom Superstar unterscheidet und was er mit seinen Freunden bespricht.

So gut wie jedesmal wird der Vergleich mit Valentino Rossi bemüht, wenn die italienischen Medien ein Auge auf ein neues Talent geworfen haben. Ein üblicher Vorgang, aber selten passt der Vergleich. Im Falle von Lorenzo Baldassarri gibt es zwei Gründe, welche die Nebeneinanderstellung mit Rossi unumgänglich machen. Er ist gross, so gross wie Rossi (und denkt ebenso wie Rossi, dass dies ein Vorteil ist) und wurde in derselben Region geboren. Aber, wenn du dich mit italienischen Dialekten auskennst, ist es einfach herauszufinden, dass Lorenzos Sprache mehr nach Romano Fenati als nach Valentino Rossi klingt.

«Ja, ich komme aus dem südlichen Teil der Region Marken. Nicht weit weg von Civitanova. Valentino lebt im Norden, in der Nähe von Romagna.» In Italien, wo jedes Städtchen sein eigenes Reich, jeder Dialekt seine eigene Sprache und von 1000 Arten, Pasta zu kochen, jede die beste ist, sind das grosse Unterschiede bei der Herkunft.

Aber sobald es um die Körpergrösse geht, sind Lorenzo Baldassarri und Rossi derselben Meinung. «Es ist kein Nachteil, auch nicht mit den kleinen Motorrädern in den kleinen Klassen. Wenn du gross bist, kannst du dein Gewicht nach vorne und hintern verschieben, also mehr auf das Vorder- und das Hinterrad. Und du kannst dich besser verteidigen, falls es im Rennen zu Zweikampf kommt...»

Der Gresini-Moto3-Debütant erwartet, dass es früher oder später in den Rennen zu Berührungen kommen wird, weil die Moto3-WM derart umkämpft ist. «Nichts Unfaires. Aber Einschüchterungen, wenn man Seite an Seite kämpft, gehören dazu. Als einer der Grossen bist du ein besserer Verteidiger, wenn sie dich hinausdrängen wollen.»

Lehrjahre in Spanien und Triumph im Rookies Cup

Der junge Baldassarri verbrachte zuletzt die meiste Zeit seiner Karriere in Spanien. «Ja, ich bin in Italien an einem Punkt gekommen, dass ich wegen meines Alters zum dritten Mal hintereinander in der 50-ccm-Klasse hätte starten müssen. Ich entdeckte, dass wir in Spanien 80 ccm fahren können. Und das in einem sehr kompetitiven Umfeld. Also haben wir uns dafür entschieden.» Letztes Jahr fuhr Baldassarri für Monlau Competicion, die «Cantera» (Wiege) von vielen spanischen Talenten. «Das Niveu ist sehr, sehr hoch. Ich habe diese Möglichkeit genossen.» War es witzig, in Spanien Rennen mit dem Namen Lorenzo zu bestreiten? Der Youngster lacht: «Manchmal.»

Trotz seines Karrieren-Schwerpunktes Spanien setzt Baldassarri nur einen Circuit aus diesem Land auf die Liste seiner Lieblingsstrecken. «Barcelona. Die anderen sind Mugello und Assen.» Wir finden: Kein schlechter Geschmack. «Ich mag Strecken, die schnell und schwierig sind, wo die schnellste Linie nicht offensichtlich ist.» Dieser Umstand half ihm auf seinem Weg zum bisherigen Karrieren-Höhepunkt: Der Gesamtsieg im Red Bull Rookies Cup 2011. «Bisher habe ich das als einziger Italiener geschafft, da bin ich stolz drauf.»

Das bevorstehende Jahr will er nicht einfach– er ist ein Debütant – als Lernjahr abstempeln. «Das ist es nicht nur. Ich kenne das Motorrad. Ich mag den Wettbewerb. Ich will so nahe wie möglich an der Spitze dran bleiben.»

Der Vater wurde umgepoolt

Lorenzos Vater teilt dieselbe Leidenschaft für Motorräder, aber diese war nicht schon immer vorhanden. «Er hatte sich mit Reiten beschäftigt. Ich mit Motorrädern. Wegen mir hat er sich dann begonnen, mit Fahrwerke und Motoren zu interessieren.»

Der FTR-Honda-Pilot ist gut in der Schule («Mein Lieblingsfach ist Naturwissenschaft») und verbringt seine Freizeit oft mit einer Gruppe von Freunden, die seine Leidenschaft für Zweiräder nicht teilen. «Auf meinem Level ist niemand. Manchmal wünsche ich mir, dass jemand in der Gruppe verrückt genug ist, um auch zu fahren. So wie es bei Valentinos Sippe der Fall ist. Aber so ist es nicht. Sie fahren gerne Roller, das schon, aber es geht nicht darüber hinaus.»

Aber sie sind Freunde, dicke Freunde. Diejenigen, mit denen du über alles reden kannst. Und diskutieren. «Unsere Hauptthemen... du weißt doch, wie soll ich es ausdrücken... Ja, natürlich, was du dir wohl vorstellst. Du weißt was ich meine? Das ist ein Muss, natürlich, es könnte nichts anderes sein!»

Wir haben verstanden: Er spricht nicht von der Papstwahl oder über die Schwierigkeit, unten in Rom eine neue Regierung zu bilden.

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