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Honda: «Null Interesse am Gewinn der Moto3-WM»

Von Günther Wiesinger
HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto ist mit dem Moto3-Reglement nicht einverstanden. Die Klasse ist ihm zu teuer, er droht mit Ausstieg.

Die Moto3-WM-Saison begann für Honda grossartig: Maverick Viñales triumphierte beim Auftakt in Doha vor seinem Marken-Kollegen Romano Fenati; der 16-jährige italienische WM-Rookie siegte danach in Jerez. Und Maverick Viñales gelangen 2012 insgesant fünf GP-Siege mit der Honda NSF 250R, er kämpfte bis zum drittletzten Rennen um den Titel.

In diesem Jahr geht Honda in der Weltmeisterschaft unter. Brad Binder liegt mit einer Suter-Honda an achter Position, er hat in sechs Rennen 38 Punkte ergattert, WM-Leader Luis Salom (Red Bull-KTM) hält bei 125 Zählern.

Und jetzt droht die Honda Racing Corporation mit dem Rückzug aus der Moto3-WM.

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto beschwert sich, weil er sich die neue Kategorie mit den 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motoren als preiswerte Einsteigerklasse gewünscht hat.

Honda baute einen rund 26.000 Euro teuren Production-Racer, bei Kalex-KTM kostet hingegen ein komplettes Motorrad mehr als 110.000 Euro, dabei ist der Motorenpreis auf maximal 12.000 Euro begrenzt.

Und was geschah? Es fährt niemand mehr mit den Standard-Honda-Fahrwerken, sie sind nicht konkurrenzfähig, die Teams müssen sich Chassis bei FTR oder Suter kaufen, Honda liefert aber die Motoren gar nicht einzeln.

Kein Wunder, wenn 2013 schon 16 statt neun Fahrer auf KTM vertrauen und für 2014 die meisten grossen und mittelgrossen Honda-Teams auf Mahindra umsteigen wollen.

Honda droht mit Ausstieg

HRC und Nakamoto drohen jetzt mit dem Ausstieg aus der Moto3-WM. «Das wäre kein grosser Rückschlag, weil nächstes Jahr ohnedies keiner mehr eine Honda kaufen wird», ätzte ein hochrangiger GP-Funktionär.

«Die Moto3-WM ist für die Teams momentan teurer als die Moto2», ärgerte sich Shuhei Nakamoto beim Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Das ist verrückt! Die Kosten sollten zumindest ähnlich sein – oder geringer!»

«Wenn Honda aufhört, ist KTM in der Moto3 allein», meint Nakamoto, «vielleicht sinken dann die Kosten für die Teams, weil das Wettrüsten aufhört.»

Honda wünscht sich in der Moto3-WM geringere Kosten. Die Japaner möchten am liebsten ein Preislimit für das komplette Motorrad, nicht nur für die Motoren. «Wir haben uns das im Winter mal angeschaut und sind nach Gesprächen mit den Teams zur Überzeugung gekommen, dass hier kein Handlungsbedarf besteht», sagt IRTA-Generalsekretär Mike Trimby. Motto: Die Nachfrage regelt die Marktpreise.

Das heisst: Wenn eine Kalex-KTM genau so 110.000 Euro kostet wie eine Ioda TR004 mit Honda-Motor, dann wird jeder Teamchef, der halbwegs bei Trost ist, die Kalex-KTM nehmen.

Nakamoto wollte für 2015 ein Drehzahllimit von 13.500/min durchsetzen, es wurde aber auf Wunsch von KTM auf 2015 verschoben.

«Wir sehen nicht ein, warum man im Motocross mit 14.000/min fahren soll und im GP-Rennsport mit 13.500/min», erklärte KTM-Motorsport-Chef Pit Beirer. «Ausserdem brauchen wir mehr Entwicklungszeit. Und es soll sich niemand einbilden, ein Motor, der bei einem Limit von 14.000/min nicht konkurrenzfähig ist, wird schlagartig konkurrenzfähig, wenn man 500/min weniger drehen darf.»

Nakamoto: «Wozu braucht KTM Zeit?»

Nakamoto wischt die Bemerkungen von Beirer zur Seite. «Ist Mister Beirer ein Techniker? Mir ist nicht bekannt, dass er Technologie-Erfahrung hat», stellte der Japaner fest. «Ich glaube nicht, dass es so ist. KTM braucht Zeit für die Entwicklung? Das verstehe ich nicht. Fakt ist, dass die Kosten fast um die Hälfte sinken, wenn du nur noch 13.500/min drehst, weil die Motoren dann fast doppelt so lange leben.»

Honda kehrt 2015 mit McLaren in die Formel 1 zurück, man rüstet für die Rallye Dakar auf, Honda liefert die Einheitsmotoren für die Moto2 und führt in der MotoGP-WM, fährt in der Superbike-WM mit, dazu kommen Werksteams in der US-Supercross-Championship (MX1 und MX2) und in der MX1-WM.

Deshalb kann sich Nakamoto folgende Aussage leisten: «Honda hat am Gewinn der Moto3-WM null Interesse.»

Bis zum Saisonende wird Honda entscheiden, ob in der Moto3-WM weitergemacht und weiterentwickelt wird. Manche Teams hoffen, bei Honda werde sich der «Jetzt-erst-recht»-Gedanken durchsetzen und  für 2014 ein wirklich schlagkräftiges Werksmotorrad für zwei bis vier Fahrer gebaut.

«Wenn wir aus der WM aussteigen, werden wir natürlich weiterhin alle interessierten Teams in den nationalen Meisterschaften beliefern», versichert Nakamoto.

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