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KTM und WP Suspension: Eine Glaubensfrage

Von Günther Wiesinger
Die Firma WP Suspension gehört zum KTM-Konzern und gewann mit den Österreichern 2012 und 2013 die Moto3-WM. Vor zehn Jahren rollten die Werks-KTM noch auf dem Konkurrenzfabrikat Öhlins.

Dass der KTM-Werkseinsatz in der Moto3-Klasse 2012 gemeinsam mit der hauseigenen Firma WP Suspension (vormals White Power) geschehen würde, war für die Österreicher von vornherein klar.

Es gab auch keine Zweifel, dass diese Zusammenarbeit zum Erfolg führen würde.

Schliesslich hatte WP in der Vergangenheit im Road Racing schon zahlreiche Erfolge erzielt, ehe die einst in den Niederlanden gegründete Firma von KTM gekauft und nach Oberösterreich übersiedelt wurde.

Und KTM eilte und eilt mit WP in der Cross-WM von Erfolg zu Erfolg.

Für Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, ist WP Suspension ein wichtiger Erfolgsbaustein in der Moto3. Und er zweifelt auch keine Sekunde daran, dass sich dieser Ausrüster mit Folger, Aegerter und Zarco in der Moto2 noch stärker durchsetzen wird.

Beirer: «Ich kann hauptsächlich aus unserer Erfahrung in der Moto3-Klasse reden. Als wir da vor drei Jahren mit WP eingestiegen sind, waren extrem viele kritische Stimmen zu hören. Es war auch im Hause KTM eine Glaubensfrage. Manche Experten daheim haben uns prophezeit, das werde nicht funktionieren, weil bei WP keiner wisse, wie man ein Strassenfahrwerk baut. Aber wir haben dieses Thema in einer Sitzung mit Firmenchef Stefan Pierer geklärt. Wir haben klar festgelegt: Wenn wir einsteigen, müssen KTM und WP gemeinsam lernen.»

Beirer weiter: «WP hatte ja Road-Racing-Erfahrung, wenn man die Geschichte kennt, und zweitens habe ich ja erlebt, wie WP für die amerikanische Supercross-Meisterschaft Fahrwerke gebaut hat, mit 30 Zentimeter Federweg, wobei sich diese Fahrwerke mit einer Geschwindigkeit von 7,5 Metern pro Sekunde bewegen. Wir haben in der Moto3-WM Fahrwerke mit 5 Zentimeter Federweg, und die bewegen sich – grob geschätzt – mit 1,5 Meter pro Sekunde. Also wird mir niemand technisch erklären können, warum wir nicht in der Lage sein sollten, diese Aufgabe zu lösen. Für mich bestand von Anfang kein Zweifel, dass WP für die Moto3 eine geeignete Hardware bauen kann. Die nächste Aufgabe war, Spezialisten zu finden, die als Bindeglied die sprachliche Zusammenarbeit zwischen den Fahrern und den WP-Ingenieuren für die Hardware herstellen. Das ist inzwischen gelungen. Deshalb wird das in der Moto2-WM genau so funktionieren wie in der Moto3. Davon bin ich völlig überzeugt, einfach aus dem Grund, dass man bei WP aufwändigere technische Lösungen gebaut hat als man im GP-Sport braucht.»

Und eines Tages wird WP Suspension wohl auch in der MotoGP reüssieren, wahrscheinlich sogar mit KTM. Erste Versuche mit Martin Bauer und Danilo Petrucci (beide auf Suter-BMW) haben 2013 schon stattgefunden.

KTM in der Moto3: WP als fixer Partner

Als KTM 2012 werkseitig in die Moto3-WM einstieg und mit einem Gitterrohrstahlrahmen für Aufsehen sorgte, war WP als Lieferant fix eingeplant.

Einige KTM-Kundenteams kauften sich Alu-Chassis von Kalex, die mit Öhlins-Elementen ausgerüstet wurden. Beirer betont, die Öhlins-Lösung von Kalex sei damals nicht als Back-up betrachtet worden, sondern als solide Ergänzung des Angebots für die Kundenteams.

«Wir waren ja 2011 froh, dass sich ein renommierter Chassis-Hersteller wie Kalex, der sich in der Moto2-WM schon einen Namen gemacht hatte, für unsere Moto3-Motoren interessiert hat», betont KTM-Rennchef Pit Beirer. «Es war eine Ehre für uns, dass uns Kalex zugetraut hat, konkurrenzfähige 250-ccm-Motoren zu bauen. Für uns war die Tatsache, dass Kalex ihre Motorräder mit Öhlins ausgerüstet haben, kein Back-up. Bei den KTM-verantwortlichen hatte niemand die Befürchtung, dass unser Projekt mit dem Gitterrohrstahlrahmen und WP nicht funktionieren würde.»

In der Zweitakt-Ära von KTM (125 und 250 ccm) wurde WP Suspension vom damaligen Technik-Verantwortlichen 2003 entsorgt und durch Öhlins ersetzt. Aber ausgerechnet 2004 gewann Andrea Dovizioso mit WP auf Honda die 125er-WM.

Beirer lacht: «Für mich war dieser Schritt damals unverständlich und er ist es heute noch. Aber ich hatte damals bei KTM nur eine untergeordnete Funktion im Sport-Marketing. Wir sind 2003 als Neueinsteiger mit den Weltmeistern Arnaud Vincent und Roberto Locatelli in die WM gekommen. Wir haben nicht auf Anhieb gewonnen, also musste irgendein Prügelknabe her. Das war dann WP. Dieser Schritt hat dem Ruf von WP im Road Racing über Jahre hinweg enorm geschadet. WP war ja im GP-Sport schon Weltmeister; sie haben auch in der Superbike-WM beachtliche Erfolge erzielt. WP wurde dadurch auf eine Umleitung geschickt und konnte erst fast zehn Jahre später den Road-Racing-Einstieg auf diesem Niveau herstellen. Aber die alten Zeiten sind vergessen. WP steht jetzt auf einer guten Basis und ist wie KTM ein starker Partner für viele Spitzenteams.»

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