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Jack Miller: «MotoGP-Herausforderung reizt mich»

Von Günther Wiesinger
Moto3-WM-Leader Jack Miller (19) überlegt einen Klassenwechsel, den bisher kein anderer Weltmeister gewagt hat. Von der Moto3 direkt in die MotoGP!

Die gesamte GP-Welt geht davon aus, dass Jack Miller 2015 den üblichen Weg gehen wird.

Aber vielleicht schreibt der Australier Geschichte.

Möglicherweise katapultiert sich der Red-Bull-KTM-Werksfahrer und dreifache Saisonsieger gleich von der Moto3-Werksmaschine ins MotoGP-Startfeld. Vielleicht misst er sich gar nie mit den Moto2-Helden, sondern legt sich gleich mit Marc Márquez, Rossi, Pedrosa, Lorenzo, Dovizioso, Iannone und Bradl an.

Vielleicht spart sich Miller den Umweg von der 250er auf die 600er. Die 1000-ccm-Boliden üben sichtlich ihren Reiz auf den Mann mit der beispielhaften Fahrzeugkontrolle und dem Ruf des beherzten Spätbremsers aus.

Miller, momentan die coolste Socke im Fahrerlager, hat eine konkrete Anfrage der Honda Racing Corporation in der Tasche. Die HRC-Manager Nakamoto und Suppo wollen ihn mit einem Vier-Jahres-Deal in die Königsklasse locken.

Livio Suppo gilt als Mann mit Weitblick. Er lotste Casey Stoner von LCR-Honda 2007 zu Ducati und dann nach seinem eigenen Markenwechsel 2011 zu Honda. Und der Italiener wollte in seiner Zeit als Ducati-Teammanager schon 2008 mit Stefan Bradl einen Vorvertrag für die MotoGP-WM 2011 oder spätestens 2012 abschliessen.

Jack Miller und sein persönlicher Manager Aki Ajo werden in den nächsten Wochen und Monaten alle Angebote prüfen, auch jene für die Moto2-WM, dann Für und Wider abwägen. Spätestens bis zum Brünn-GP (17. August) muss die Entscheidung feststehen.

Seit Millers australischem Landsmann Garry McCoy (1997: 125 ccm, 1998: 500 ccm) ist kein GP-Fahrer mehr direkt von der kleinsten Kategorie direkt in die Köningsklasse aufgestiegen.

Jack, welche Pläne hast du für die nächste Saison? Du wirst auf jeden Fall die Klasse wechseln, das steht fest?

Mein Plan ist Moto2, definitiv. Aber wir müssen schauen, was alles auf den Tisch kommt. Welche Teams machen Angebote? Wir wissen noch nicht genau, was wir tun werden.
Ich habe einen Ein-Jahres-Vertrag mit dem Ajo-Team. Ich will nächstes Jahr definitiv Moto2 fahren.

Wegen deiner kräftigen Statur bist du aber auch bei manchen MotoGP-Teamchefs schon ein Thema. Stimmt’s? Wäre das eine reizvolle Herausforderung?

Wenn ich ehrlich bin: Wenn ich einen Vertrag mit einer ausreichend langen Vertragsdauer bekomme, würde ich es machen. Aber ich rede jetzt einfach frei von der Leber weg... Ich habe noch nicht viel drüber nachgedacht. Ich brauche auf jeden Fall ein Jahr in der Moto2.
Aber wenn das richtige Angebot auf den Tisch flattert, wenn ich ein anständiges Motorrad bekomme, könnte ich diese Herausforderung annehmen, glaube ich. Sogar wenn es ein Open-Class-Motorrad wäre...
Mit den Open-Bikes hast du momentan zwei Klasse in der MotoGP. Ich schaue mir das unter diesem Gesichtspunkt an: Du kannst entweder in die Moto2 gehen oder auf ein Open-Bike steigen und gleich MotoGP fahren.
Dann fährst du gleich mit Karbonbremsen, mit den anständigen Reifen.

Aber wenn du auf Platz 13 rumfährst wie jetzt Scott Redding, dann ist dein Ruf rasch ruiniert?

Ja, das ist es... Deshalb ist es mein vorrangiges Ziel, die normale Route zu beschreiten. Ich glaube nicht, dass du irgendetwas Spektakuläres sehen wirst...

Sandro Cortese ist als Moto3-Weltmeister 2013 in der Moto2-WM arg gestrauchelt... Er schaffte nur einen Top-Ten-Platz.

Ja, man muss sich an die grösseren Reifen und so weiter gewöhnen. Deshalb ist Moto2 so ein guter Zwischenschritt.
Mein Fokus für 2015 ist auf der Moto2. Ganz sicher.

Du könntest auch Moto2 fahren und 2015 bereits nebenbei MotoGP-Tests absolvieren?

Ja, genau, wie es Scott Redding zum Beispiel mit Ducati gemacht hat. Das ist nicht verboten.
Wenn es nach mir ginge, würde ich mich jetzt möglichst lange mit der Moto3-WM beschäftigen und erst am Saisonende über die Zukunft reden.
Aber wie immer, es geht nicht.

Du wirst dich im Juni oder Juli entscheiden müssen?

Genau. Jetzt konzentriere ich mich auf die Moto3, solange es geht.

Wenn du Weltmeister wirst, kriegst du vielleicht gleich im ersten MotoGP-Jahr einen Prototyp und womöglich einen Platz in einem Werksteam oder Satelliten-Team? Oder ist das aussichtslos?

Wenn ich so ein Factory-Bike bei LCR oder Gresini bekomme... Einen Prototyp. Aber wie gesagt: Zum Lernen wäre vielleicht auch die Open-Honda kein schlechtes Motorrad.

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