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DMSB: Warum kümmert er sich nicht um den Nachwuchs?

Kolumne von Günther Wiesinger
In Deutschland fehlen die Nachwuchsfahrer für den GP-Sport, die Misere verschlimmert sich. Ein Trauerspiel: Der Verband DMSB versagt kläglich.

Selbst die Schweiz, in der Rundstreckenrennen seit 1955 verboten sind und wo der Motorsport ein Mauerblümchendasein geniesst, wo seit 60 Jahren keine Rennstrecke existiert, hat Deutschland im Motorrad-GP-Sport 2014 in den Schatten gestellt.

Domi Aegerter gewann den Sachsenring-GP in der Moto2-Klasse, Tom Lüthi siegte in Motegi und in Valencia, er wurde WM-Vierter vor Landsmann Aegerter.

Die Deutschen Cortese, Schrötter und Folger kamen in der Moto2-WM über die Ränge 9, 10 und 15 nicht hinaus. Insgesamt sammelten die Schweizer neun Podestplätze ein, die deutschen nur drei: Folger landete zweimal auf Platz 3, Cortese einmal.

Der Niedergang im deutschen Motorradrennsport spiegelt sich auch in anderen Meisterschaften wieder. Superbike-WM? Fehlanzeige.
Besonders schlimm: Nächstes Jahr kommt erstmals seit 2011 kein neuer deutscher Teilnehmer in die kleinste GP-Klasse, in diesem Fall in die Moto3-WM.

Philipp Öttl wird dort 2015 als einziger deutscher Fahrer antreten. Selbst Tschechien ist stärker vertreten – mit Hanika und Kornfeil.
Und der Unterbau lässt auch zu wünschen übrig. In der Spanischen Moto3-Meisterschaft CEV (2015 die neue Junioren-WM) drängt sich kein Fahrer für die WM auf.

Noch schlimmer: Auch für den Red Bull-Rookies-Cup wurde für 2015 kein Fahrer aus Deutschland für talentiert und förderungswürdig empfunden.

Vor zwei Jahren kämpften in dieser Nachwuchs-Meisterschaft mit Florian Alt und Philipp Öttl noch zwei Deutsche um den Gesamtsieg.
Niemand hat eine treffsichere Erklärung für diese Misere.
Fakt ist, dass der deutsche Verband DMSB nichts für den Nachwuchs tut, er lässt sich von der Industrie leiten, die Markenpokale sind nicht so gestaltetet, dass dort künftige GP-Fahrer gezüchtet werden.

Der Yamaha-Cup bildet keine Talente für die Moto3-WM aus, für die Moto2 schon gar nicht, und der ADAC-Junior-Cup hat für 2014 mit der 390er-Einzylinder-Viertakt-KTM sicher kein Gerät gewählt, das auch nur weitschichtig mit einer GP-Maschine verwandt ist.

Fahrer wie Lüthi und Krummenacher kamen aus dem ADAC-Junior-Cup in die WM, als dort noch 125-ccm-Zweitakter von Aprilia gefahren wurden.

Jetzt ist von dieser Serie nichts mehr zu erwarten.

Das ist die Meinung von Gustl Auinger, fünffacher 125-ccm-GP-Sieger aus Österreich und seit acht Jahren erfolgreicher Riding Coach im Red Bull Rookies-Cup. «Das habe ich den Herrschaften vom ADAC beim Valencia-GP auch deutlich gesagt», hält Auinger fest.

Es fehlt der Nachwuchs

Längst vorbei sind die Zeiten, als fünf Deutsche in der 125er-WM unter den ersten zehn mitmischten – von Dirk Raudies über Oliver Koch bis zu Tex Geissler.

Der ADAC gilt als Autoverband, die Motorradfahrer haben von dort nicht viel zu erwarten.

Nach drei Jahren Rookies-Cup hat der ADAC 2004 ausgerechnet Georg Fröhlich zur weiteren Förderung ausgewählt, der als «Pfeil von Sachsen» verspottet wurde und in der WM trotz besten Materials und trotz bester Betreuung eine müde Figur machte.

Viele deutsche Talente fanden ohne (oder trotz) DMSB und ADAC den Weg in die Weltmeisterschaft, meist waren es Projekte leidenschaftlicher Teamchefs oder Sponsoren und Eltern, wie bei Alex Hofmann, Philipp Hafeneger, Reinhard Stolz, Stefan Bradl, Marcel Schrötter, Jonas Folger, Sandro Cortese und so weiter.

Meist waren es leidenschaftliche Teams wie jene von Theis, Kiefer, Eckl, Heidolf, Freudenberg und Co. sowie Firmen wie KTM, die sich um die Jugendförderung kümmerten und irgendwann vergrämt aus der IDM ausstiegen.

Der vorbildliche Teambesitzer und Nachwuchsförderer Michael Freudenberg wartet seit fast zwei Jahren auf eine Antwort auf die Frage, was beim DMSB mit jenen 125.000 US-Dollar passiert ist, die der Weltverband FIM ab dem Jahr 1992 jährlich an die deutsche Föderation überwies mit dem Hinweis, diese Summe möge zweckgebunden für den Breitensport und die Nachwuchsförderung investiert werden.

Das Geld stammt von der Dorna, die mit diesem Geld sicherstellen wollte, dass in allen Ländern, die auch einen Grand Prix beherbergen, gezielt Nachwuchsförderung betrieben wird.

Bisher habe ich in zwei Jahren keinen Rennfahrer getroffen und kein Team, der oder das auch nur einen Cent aus diesem Topf erhalten hat.

DMSB-Präsident Hans Stuck wollte sich um Aufklärung kümmern, die Bemühungen sind wohl in den Kinderschuhen stecken geblieben.

Es sind offenbar bis zu 2 Millionen US-Dollar in irgendwelchen dunklen Kanälen oder geheimen Kassen versickert – oder zumindest nicht ordnungsgemäss verwendet worden.

In Italien existiert seit 20 Jahren das Team Italia, in Frankreich wird das CIP-Team von Alain Bronec vom Verband unterstützt, in England gibt es die «Next Steps Foundation», die John McPhee in die Moto3-WM gebracht hat, selbst in Malaysia wird gezielt GP-Nachwuchs gesucht und gefördert. Malaysia wird deshalb bald mehr GP-Fahrer haben als Deutschland.

In Deutschland, der grössten Wirtschaftsmacht Europas, herrscht
Funkstille.

Wie viele unfähige IDM-Serienmanager hat der DMSB in den letzten sechs Jahren gebraucht, um die heimische Meisterschaft IDM an die Wand zu fahren? Warum funktionieren nationale Serien in Italien, Spanien und England, in Deutschland geht sie unter?

Deutschland hat ehemalige Weltmeister wie Toni Mang und Dirk Raudies, Deutschland hat anerkannte Fachleute wie Sepp Schlögl, Adi Stadler oder Harald Eckl und erfolgreiche Teambesitzer.
Ihr Rat war beim ADAC oder DMSB nie gefragt. Und wenn, dann wurde er nicht befolgt.

Jetzt steckt der Karren tief im Dreck.

Und es macht nicht einmal jemand Anstalten, ihn wieder flott zu machen.

Der DMSB ruht in Frieden. Der Trägerverband DMV kämpfte ums Überleben und überlebte nur dank Spenden.

Und der Selbstbedienungsladen ADAC hat andere Sorgen. Er ist in erster Linie mit sich selbst beschäftigt.

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