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Gustl Auinger: «Arthur Sissis hat alles gegeben»

Von Günther Wiesinger
Der ehemalige 125-ccm-GP-Sieger Gustl Auinger hat seine eigene Theorie über die gescheiterte GP-Karriere des zweifellos hochtalentierten Arthur Sissis. Auinger hat ihn im Rookies-Cup drei Jahre lang betreut.

Gustl Auinger, Riding Coach des Red Bull Rookies-Cups, beobachtet seine ehemaligen Schützlinge natürlich auch auf ihrem Weg in der Moto3-Weltmeisterschaft, die besonders talentierten natürlich besonders aufmerksam.

Der fünffache 125-ccm-GP-Sieger aus Oberösterreich hatte immer ein enges Verhältnis zum Australier Arthur Sissis, dem er in der Steiermark in der Nähe von Spielberg einst ein Quartier für die Europa-Saison besorgte.

Sissis (geboren am 15. Juni 1995) kam aus dem Speedway-Sport, als er mit 13 Jahren in der Saison 2009 zu den Rookies stiess. In der dritten Saison 2011 schaffte er den zweiten Gesamtrang hinter Lorenzo Baldassarri mit 199 zu 208 Punkten. Sissis (seine Familie stammt aus Griechenland) erkämpfte damals bei 14 Rennen sieben Podestplätze, darunter vier Siege und drei zweite Plätze.

Danach kam er neben Sandro Cortese und Danny Kent 2012 ins Red Bull KTM-Ajo-Moto3-Werksteam und erfüllte die Erwartungen. Er brauste gleich beim Auftakt in Katar in der Spitzengruppe mit und wurde auf Anhieb Siebter, beim vorletzten Grand Prix in Australien glänzte er mit Platz 3 – und wurde in seiner Heimat als neuer Casey Stoner gepriesen.

Platz 12 in der WM mit 84 Punkten – das konnte sich für einen WM-Neuling sehen lassen. Doch 2013 ging es abwärts: 15. WM-Rang mit 59 Punkten, ein sechster Platz als bestes Ergebnis.

Danach war kein Platz mehr im KTM-Werksteam, ausgerechnet der kampfstarke Sissis-Kumpel und Landsmann Jack Miller wurde die neue Nummer 1.

2014: Der Abstieg mit Mahindra

Sissis unterschrieb beim Mahindra-Werksteam, nahm sich einen dritten WM-Rang vor – und holte keinen einzigen Punkt. Deshalb wurde er im September gegen Andrea Migno ausgetauscht. Jetzt bestreitet er in Australien wieder Speedway-Rennen.

«Ich habe mich richtig gefreut, als ich gehört habe, dass Arthur ein neues Ziel und eine neue Aufgabe gefunden hat. Mir ist bekannt, dass er ein herausragendes Talent im Speedwaysport ist», sagt Gustl Auinger. «Mir tut ein wenig leid, dass Arthur jetzt als gescheiterter GP-Fahrer dargestellt wird. Man darf nicht vergessen, Arthurs Rennen im Rookies-Cup waren seine erste Road-Racing-Erfahrungen auf der Rundstrecke. Sein erstes Jahr in der Moto3-WM war sehr gut; er fuhr in seinem ersten Jahr aufs Podium in Phillip Island! 2013 tat er sich mit der neuen KTM schwer und geriert als Nummer 2 neben Luis Salom in ein Tief.»

Sissis litt darunter, dass ihn Luis Salom nicht als Teamkollegen wahrnahm, sowie wie es 2012 beim immer freundlichen Sandro Cortese der Fall war. So schlitterte der beliebte Australier 2013 in ein Tief. Das Ajo-Team hatte den Druck, mit Luis Salom Weltmeister zu werden. Es gab nicht die nötigen Ressourcen, um Arthur genug Aufmerksamkeit zu widmen und ihn aus seinem Tief rauszuholen.

Auinger weiter: «Der Wechsel zu Mahindra wäre ja okay gewesen, nur hatte Arthur dort mit Oliveira wieder eine klare Nr. 1 im Team. Sein Motorrad funktionierte nur mit gebrauchten Reifen, hat er erzählt. Seine Mannschaft schaffte es nicht, das Problem zu lösen. Der Rest ist bekannt.»

Auinger: «Ich freue mich wirklich über seinen Wechsel zum Speedway, denn das war sein Leben von Kindheit an. Das Leben im GP-Paddock hat ihn nicht glücklich gemacht. Ich habe miterlebt, welche Entbehrungen Arthur Sissis in Europa auf sich nehmen musste. Er kam mit knapp 13 Jahren von Australien nach Europa und kannte hier niemanden. Seine Freizeit verbrachte er auf der Autobahn in diversen Autohof-Stationen, weil es dort Duschen gab. Es gab neben dem Rookies-Cup keine weitere Rennen für ihn, während es all seine Gegner als normal empfanden, nebenbei noch nationale Meisterschaften zu bestreiten und Erfahrungen zu sammeln. Arthur kam menschlich mit Sandro Cortese 2012 gut klar, ein Jahr später mit Salom leider nicht. Gegen einen starken Teamkollegen kannst du dich nur durchsetzen, wenn du jemanden hast, der in dieser Phase hinter dir steht. Sehr viele gute Fahrer sind schon an diesem Problem gescheitert.»

Denn logischerweise bekommt der stärkste Fahrer im Team die meiste Aufmerksamkeit. Das musste Sandro Cortese bei Ajo 2010 auch feststellen, als er neben Weltmeister Marc Márquez unterging.
«Es tut mir leid, wenn Arthur Sissis heute als Versager dargestellt wird», seufzte Gustl Auinger, dem all seine Rookies ans Herz gewachsen sind. «Es klingt halt schlecht, wenn man schreibt, jemand habe versagt. Ich weiss und bin überzeugt, dass Arthur alles gegeben hat. Er war in diesem gnadenlosen Geschäft ganz auf sich alleine gestellt und hatte jahrelang gerade genug Geld, um sich das Essen kaufen zu können.»

Man erinnert sich: Sissis übernachtete in seiner Red-Bull-Rookies-Cup-Zeit an den Rennwochenende im Paddock mit seiner Schwester Evangelia und einem Mechaniker in einem fensterlosen Kleintransporter.

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