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MX-Open: Jeremy Seewer trumpft beim SM Frauenfeld auf

Von René Streuli
Nachdem MX2-WM-Fix-Starter und Suzuki-Werksfahrer Jeremy Seewer beim Argentinien-GP als Tages-Dritter sein allererstes WM-Podium feiern konnte, bot er den tobenden Zuschauern in Frauenfeld ein Spektakel.

Bereits im Zeittraining signalisierte der 20-jährige Bülacher seinen Konkurrenten und den Zuschauern unmissverständlich, dass er nicht nach Frauenfeld gekommen ist, um nach eventuell versteckten Osterhasen zu suchen. Als Polesetter nahm er Yves Furlato bereits mehr als eine Sekunde ab - Meisterschafts-Leader Kevin Gonseth sah zwischen sich und Seewer bereits mehr als zwei Sekunden rumliegen - versteckt und unauffindbar…

Ungläubiges Staunen bei den Fans, als Überflieger Jeremy Seewer im ersten Lauf bei der ersten Ziel-Passage gerade so knapp in den Top-20 geführt wurde. Nicht Seewer führte die Meute an, sondern Vorjahressieger Simon Baumann machte in der Anfangsphase die Pace, dicht gefolgt vom Franzosen Romain Billerey, Gonseth, dem wiederum gut disponierten Julien Buri, sowie MX3-Ex-Weltmeister Julien Bill. In dieser Reihenfolge ging es ins zweite Renndrittel, derweil der anfänglich kurz gestrandete Seewer bereits wieder auf Platz sechs auftauchte - innerhalb von wenigen Runden, machte Seewer also etwa 15 Plätze gut - Chapeau!

Bei Rennmitte kam es zu den ersten wichtigen Positionsänderungen: Gonseth setzte sich an die Spitze, Billerey verlor Platz um Platz und auch Baumann fiel um zwei Positionen zurück. Das Gegenteil davon bei Seewer: Der Reihe nach zerzauste der MX2-WM-Pilot Buri, Billerey, Baumann und den auf Platz zwei liegenden Bill. Das Publikum tobte, als Seewer nun Jagd auf den führenden Gonseth machte; drei Runden später war auch für den gut deutsch sprechenden Westschweizer die Zeit abgelaufen. Seewer war auf Umwegen dort angelangt, wo er ganz einfach hingehört - an der Spitze.

Nun endlich von der Leine gelassen, flog er seinen unmittelbaren Verfolgern zusehends davon und siegte schliesslich mit einem Vorsprung von zwanzig Sekunden und mehr - und dies nach zwei kurzen Bodenproben. «Gleich zu Beginn brach in einer langsamen Kurve der Anlieger weg, mein Vorderrad knickte ein und ich musste kurz zu Boden. Wieder auf dem Bike, blickte dieses dummerweise in die falsche Richtung und ich musste warten, bis der Verkehr an mir vorbei war, bis ich wenden und wieder weiterfahren konnte. Später bin ich dann nochmals runtergefallen, aber es hat dann erfreulicherweise doch noch für den Sieg gereicht», gab er Streckensprecher Sepp Betschart beim kurzen Podiums-Interviews zu Protokoll.

Seewers furioses Spektakel im zweiter Lauf

Während Baumann in der Holeshot-Kurve zu Boden und das Rennen als Letzter in Angriff nehmen musste, setzte sich Seewer sofort an die Spitze, um zu seinem grossen Spektakel anzusetzen. Mit seiner begeisternden Fahrweise und mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit, bedankte er sich bei den Fans für ihr Kommen in Form eines weiteren grandiosen Lauf-Sieges.

Mit einem Rückstand von 45 Sekunden (!) wurde Gonseth erneut Zweiter - hervorragender Dritter wurde Nicolas Bender, der mit seiner 2-Takt-Maschine sein Potenzial erneut unter Beweis stellte - dies, nachdem er in Aeschlenberg bereits sensationeller Tages-Zweiter wurde.

Erneut zu überzeugen vermochte Honda-Pilot Romain Billerey mit Platz 4, vor Kim Schaffter und dem überraschenden Alain Schafer als Sechster - dies angesichts der Tatsache, dass der Romand nach mehreren Wirbelbrüchen in der Vorbereitung noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist.

Pech hatte der im ersten Lauf als Dritter gewertete Julien Bill, der in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs wiederum auf drei liegend stürzte und mit einer Handverletzung ausschied.

So lautete am Ende das Tagespodium: Erster Jeremy Seewer - Zweiter Kevin Gonseth, gefolgt von Nicolas Bender, der als Mann der Stunde grossartiger Dritter wurde.

Jeremy Seewer - Doppel-Sieg & Tages-Sieg: Ich hab‘ mich riesig gefreut, endlich mal wieder vor heimischem Publikum und vor meinen Fans zu fahren. Es war heute zwar sehr anstrengend und hektisch, weil viele Leute etwas von mir wollten, aber ich habs trotzdem sehr genossen, mich mit den Menschen zu unterhalten. Was das Wetter und die Streckenverhältnisse betraf, hab ich mir keine Sorgen gemacht, da ich wusste, dass Sonntag und Montag gutes Wetter sein wird - somit war ich mir sicher, dass es tolle Rennen geben wird. Einzig die Klima-Umstellung von Argentinien zur Schweiz war nicht ganz so einfach; du musst dich vielleicht eher etwas zwingen, sofort wieder ganz normal zu trainieren, um dich an die neuen Gegebenheiten möglichst schnell wieder zu gewöhnen. Auch die vielen Reisestrapazen in den letzten Wochen gingen schon etwas an die Substanz. Aber da ja jetzt die Rennen in Europa folgen, ist das auch kein Problem mehr, da ich mich immer wieder genügend regenerieren kann. Heute in Frauenfeld wollte ich natürlich unbedingt gewinnen. Auch wenn es ein Training unter Renn-Bedingungen war, sagt mir mein Renn-Instinkt trotzdem immer, dass ich gewinnen will. Natürlich nimmt man in solchen Rennen nicht volles Risiko, natürlich ist man in den Zweikämpfen da und dort etwas vorsichtiger, aber trotzdem gehst du an den Balken mit dem ganz klaren Vorsatz, an mir kommt keiner vorbei.

Ergebnisse MX-Open - Frauenfeld 2015
Motocross-SM, Stand 2015 (nach Frauenfeld)

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