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Johannes Orasche (Eurosport): «Nicht jeder lobt mich»

Von Günther Wiesinger
Johannes Orasche

Johannes Orasche

Der Österreicher Johannes Orasche verstärkt seit Le Mans 2015 das Eurosport-GP-Team, er hat sich als Kommentator seither einen Namen gemacht.

Der Kärntner Johannes Orasche (41) war in seiner Heimat zuerst für das ORF Studio Kärnten tätig und übersiedelte 2002 als Print-Redakteur für «Motorsport aktuell» in die Schweiz, wo er sich im internationalen Motorradrennsport zuerst vor allem als Superbike-WM-Experte einen Namen machte und in die Produktion der MotoGP-Berichterstattung eingebunden war.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat 2006 beendete er das Studium und berichtete für das ORF-Radio und -Fernsehen als freier Mitarbeiter des Studios Kärnten auch über Skisport, Eishockey und Fußball. Seit 2012 steht Orasche im Moderations-Team des täglichen ORF-TV-Magazins «Kärnten heute».

Zwischen 2008 bis 2014 war der Betriebswirt wieder als Korrespondent für «Motorsport aktuell» tätig, ehe ihn Eurosport für 2015 als Superbike-WM-Co-Kommentator engagierte.

Bereits im Mai 2015 wurde der fachkundige Österreicher zur Verstärkung des MotoGP-Teams nach Le Mans geschickt. Die damalige GP-Mannschaft mit Ron Ringguth, Dirk Raudies und Alex Hofmann war mit drei Tagen Live-Übertragung der drei Klassen zu stark beansprucht, außerdem war die Mannschaft gespalten – Ringguth und Raudies kamen mit Hofmann nicht klar, der sich bereits beim zweiten Grand Prix in die TV-Kabine setzte, obwohl er eigentlich nur für die Boxengasse vorgesehen war.

Für 2016 wechselte Alex Hofmann zu Servus TV. Bei Eurosport übernahm der populäre Ralf Waldmann gemeinsam mit Jan Stecker die Rolle des Boxengasse-Reporters; in der Kabine wurde Johannes Orasche durch Ex-IDM-Meister Stefan Nebel und Harry Weber unterstützt.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Johannes Orasche über Vergangenheit und Zukunft und die Kritik der Fans unterhalten.

Wie hat bei Ihnen im Motorsport alles angefangen?

Ziemlich früh. Als Bub habe ich fast nur Bikes gezeichnet, nach einem Grand Prix oft mit Lego die Rennszenen mit Mang, Roth, Sarron, Cornu und Wimmer nachgespielt und kommentiert. Oder mein Onkel hat mich die Federsysteme der Cross-Bikes abgefragt. Später bekam ich die tolle Chance, als Redakteur bei «Motorsport aktuell» und habe dafür sogar das BWL-Studium auf Eis gelegt.

Wie kommt man als Kärntner zu Eurosport? Der Kärntner Dialekt ist ja üblicherweise nicht überall verständlich.

Ich hatte bereits Jahre davor Kontakt zu einigen Eurosport-Jungs, dann kam ein Anruf von Kommentatoren-Chef Ingolf Cartsburg aus München. Zum Dialekt: Generell sind Österreicher wohl mehr oder weniger rauszuhören. Aber bei Rudi Moser war seinerzeit auch relativ klar zu hören, woher er stammt. (Er lacht). Der eine oder andere Vergleich mit ihm hat mich ehrlich gefreut. Rudi war in seiner Zeit eine Benchmark.

Sie waren zuerst 2015 für die Superbike-WM vorgesehen?

Ja, ich habe mit Lenz Leberkern die SBK-Rennen von Aragón aus dem Studio kommentiert. Wir waren dann in Assen gemeinsam vor Ort. Danach ging es Schlag auf Schlag.

Wie schwierig war es, im GP-Fahrerlager Fuß zu fassen? Drei Klassen, fast 100 Fahrer, viele neue Gesichter, gleichzeitig mussten Sie sich gegen alte Hasen wie Ringguth, Raudies und Hofmann bewähren?

Ich habe bei MSa viel mit Grand Prix zu tun gehabt. Es ist zudem auch wirklich lustig: Top-Manager wie Dall'Igna, Ciabatti, Meregalli, Stigefelt, Tardozzi, Rossis Crewchief Galbusera, Crutchlow, Laverty oder viele deutsche Protagonisten wie Terrell Thien, Marcus Eschenbacher und auch Mechaniker kenne ich aus der gemeinsamen Zeit in der Superbike-WM. Dadurch ist der Draht eng und aufrichtig, das hilft sehr. Meine Italienisch-Kenntnisse sind auch durchaus hilfreich.

Sie sind von den Zuschauern von Anfang an gelobt worden. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis? Hilft es, wenn man als Print-Journalist das sorgfältige Formulieren gewöhnt ist?

Es gibt kein Geheimnis und es wird mich auch sicher nicht jeder loben. Generell muss ich sagen, dass mir Print oder zumindest das Schreiben über den Rennsport immer noch sehr viel Freude macht. Ich denke, jede Tätigkeit im Metier bringt Vorteile für den Kommentator-Job.
Es ist auch nicht mein erster Job als Kommentator. Im Winter berichte ich seit Jahren für das Radio live vom Eishockey. Es ist der schnellste Mannschaftssport, spektakulär, hart und dementsprechend anspruchsvoll – mit Parallelen zur MotoGP. Eishockey bringt oft ein Wort- und Emotions-Feuerwerk, Fußball hat live einen anderen Rhythmus, aber alles hat seinen Reiz. Auch die paar Damen-Skirennen auf Eurosport machten viel Spaß.

Sie haben ein breites Motorsport-Wissen – es schließt auch Motocross ein. Was mussten sie neu dazu lernen? So lange Arbeitstage bei hoher Konzentration, wie lässt sich das üben?

Klar, die MotoGP-Tage sind am Papier lange, aber wenn man etwas mit Freude macht, fühlt es sich nicht unbedingt wie harte Arbeit an. Klar, man ist am Abend oft hundemüde. Die Konzentration ist einfach sehr wichtig, lange Partys sind tabu.
Das Thema Motocross hat für mich immer noch eine große Faszination. Meine ersten Artikel bei «Motorsport aktuell» habe ich als Student über Motocross verfasst. Und auch viele MotoGP-Stars sind Motocross-Fans und trainieren oft mit Cross-Bikes wie Márquez, Viñales, Dovizioso und viele mehr.

Was macht einen professionellen TV-Live-Kommentator aus? Gibt es Vorbilder? Welche Fehler darf man nicht machen?

Manchmal ist weniger mehr. Man sollte nicht zu viele Infos in eine kurze Sendestrecke reinpacken. Es geht immer noch um die Action auf dem Asphalt. Ich versuche, die Themen ein wenig über den Tag oder das Wochenende aufzuteilen. Dazu kommt, dass sich viele Fans Infos aus Netzwerken besorgen. Daher sollte der Info-Gehalt möglichst neuwertig und klar sein.
Vorbilder habe ich nicht direkt, aber man kann von viele Kollegen etwas abschauen. Die Briten reden in den Rennen durchgehend und entsprechen eigentlich gar nicht ihrem ruhigen Image. Mir gefallen die Jungs, aber ein paar Redepausen tun schon allen gut. Manche Extremsituation kann man nicht vorbereiten, wie das Drama um Luis Salom. Da gilt es einfach nur, den richtigen Ton zu treffen. Es ist auch wichtig, dass man seinen Sportarten treu und damit glaubwürdig bleibt, die Leute spüren das. Für Handball oder Volleyball würde ich mich um kein Geld verpflichten lassen.

Am Anfang war die Stimmung in der Eurosport-Mannschaft 2015 ziemlich vergiftet. Alex Hofmann hat dann sogar auf zwei Rennen verzichtet. Konnte man sich da als Neuling heraushalten? Wie war die Stimmung in der engen Kabine?

Ich bin mit allen Jungs gut ausgekommen. Als Dirk im Rennsport aufgetaucht ist, hab' ich mir mit meinem Taschengeld gerade die ersten Motorsport aktuell-Hefte besorgt. Kennengelernt haben wir uns dann in der Superbike-WM. Alex Hofmann habe ich auch gekannt, wir sind uns schon 2005 mal in Monza über den Weg gelaufen. Was zwischen den Jungs war, konnte ich aber nicht beeinflussen. Mit Alex saßen wir im Dezember 2015 vor dem Superprestigio in München zusammen und haben Pläne für 2016 geschmiedet. Dann kam der Bruch zwischen ihm und Eurosport.

2015 gab es Seilschaften. Ringguth und Raudies wussten bei der Anreise zu manchen Grand Prix nicht, welche Klassen sie übertragen würden?

Es war immer klar, wer was kommentieren würde, es gab Meetings, stundenlange Telefonate, es war immer alles eindeutig festgelegt. Fakt ist: Zu Beginn wurden einige Anpassungen gemacht. Als ich ab Le Mans hinzukam, wurden die Zuständigkeiten nochmals adaptiert.

Wie wurde die Organisation für 2016 verbessert? War 2016 alles besser koordiniert? Wie wurde das bewerkstelligt?

An der Organisation wurde 2016 nicht gedreht, nur an der Besetzung. Für mich war 2015 wie gesagt ein Quereinstieg. Es gab 2016 ein Meeting aller Crews in Paris und von Beginn an klare Zuteilungen, womit wir auch gut gefahren sind.

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