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Sete Gibernau: Warum er Dani Pedrosa so viel zutraut

Von Günther Wiesinger
Der neunfache MotoGP-Sieger Sete Gibernau (44) kann Rossi als Fahrer nicht mehr in Bedrängnis bringen, dafür als Betreuer von Jerez-Sieger Dani Pedrosa.

Dani Pedrosa hat beim GP von Spanien in Jerez die Pole-Position erzielt und einen Start/Ziel-Sieg herausgefahren, er hat sich in der WM bis auf zehn Punkte an Leader Rossi herangeschoben, er hat beim Heimrennen den Weltmeister und Teamkollegen Marc Márquez bravourös in Schach gehalten.

Kein Wunder, wenn sich sein Riding Coach Sete Gibernau nach dem Rennen glücklich und zufrieden präsentierte.

Gibernau, selbst neunfacher GP-Sieger in der Königsklasse (1x 500 ccm, 8x MotoGP) und MotoGP-Vizeweltmeister auf der Gresini-Honda 2003 und 2004, sprach nach dem ersten Saisonsieg seines Schützlings recht überschwänglich über die Fähigkeiten von Dani Pedrosa, der seit 2006 im Repsol-Honda-Werksteam fährt und seither dreimal Vizeweltmeister (2007, 2010 und 2012) war.

Pedrosa feierte in Jerez seinen 30. MotoGP-Sieg, den 53. insgesamt, er hat jetzt total 146 GP-Podestplätze errungen, Jerez war sein 263. GP-Start.

«Ich war nicht überrascht von Danis Performance am Sonntag», stellte Gibernau fest. «Wir haben viel über die Fahrtechnik gesprochen, wir haben uns bemüht, viele Dinge besser zu verstehen. Beim Heim-GP sind viele Emotionen im Spiel, und es hat mich sehr bewegt, Dani da draußen auf der Strecke zu beobachten. Wir haben am Wochenende viel miteinander gearbeitet, wir haben Pläne entworfen und geschmiedet. Da geht es um Details, die ich für mich behalte.»

«Wir haben den besten Dani bisher noch gar nicht gesehen», ist Sete überzeugt. «Aber es liegt ganz an ihm. Es werden andere Rennstrecken kommen, wo die Kräfteverhältnisse anders aussehen.»

Sete Gibernau hat sich im Frühjahr sogar einmal selbst auf eine Honda RC213V gesetzt, um einen Eindruck von den heutigen MotoGP-Bikes zu bekommen. «Es machte den Anschein, als sei die Zeit seit meinem Rücktritt 2009 im Flug vergangen», schilderte er. «Es war eine nette und willkommene Geste von Honda, dass sie mir diese Probefahrt ermöglicht haben. Es hat Spaß gemacht und mir geholfen, manche Dinge besser zu verstehen. Es war eine werkwürdige Situation. Für einmal saß ich im Sessel in der Box und Dani fragte mich, welchen Eindruck ich gewonnen hätte...»

«In diesem Sport, ist es leicht irgendwas Schlaues zu sagen, aber es ist schwierig, alles in die Tat umzusetzen. Denn ich behaupte: Die Glückseligkeit führt zu Siegen. Es ist nicht so, dass Siege zum Glücklichsein führen», ist die Meinung des spanischen Ex-Rennfahrers. «Ich blicke auf Dani und sehe jetzt einen sehr positiv eingestellten Kerl. Ich selbst habe in meiner Karriere viele unterschiedliche Phasen miterlebt. Ich weiß, was ich davon weitergeben kann. Dani ist eine sehr starke Persönlichkeit. Aber er muss sich weiter steigern. Am Sonntag hat er in Jerez eine große Herausforderung bestanden und bewältigt.»

Sete Giberau betrachtet sich nicht als Trainer. «Ich bin nur ein guter Freund. Und ich lerne in diesen Situationen genau so viel fürs Leben wie Dani.»

Ist Dani Pedrosa in seiner zwölften MotoGP-Saison stärker als je zuvor? Gibernau: «Er ist sehr stark. Aber Dani und ich wissen, es gibt bei ihm noch Spielraum für Verbesserungen. Ich will dazu nichts verraten. Ich muss zuerst Dani fragen, ob ich solche Interna ausplaudern darf.»

«Dani ist sehr stark. Deshalb muss er nicht auf eine bestimme Piste oder auf bestimmte Umstände warten, bis er zuschlagen kann», sagt Sete. «Im Leben geht es immer um Herausforderungen, die man annehmen und bestehen muss. Wenn ein Fahrer Talent hat, muss er auf die Piste rausgehen und sich diesen Herausforderungen stellen. Du musst diese ‚challenge’ als Gegner betrachten, ihr in die Augen schauen und den Kampf aufnehmen. Anders geht es nicht.»

Bei Sete Gibernau kommt keine Eifersucht auf, wenn er heute Dani Pedrosa betreut und sein einstiger Rivale Rossi immer noch die WM anführt. «Ich bin happy, denn ich setze mich in meinem Job nicht mehr der Gefahr von Stürzen aus», meint Sete.

Sete, bis du acht Jahre zu spät gekommen bei Dani? «Ich weiß es nicht. Vielleicht komme ich fünf Jahre zu früh...»

Musste Gibernau lange nachdenken, bis er sich mit der Rolle eines Riding Coaches anfreunden konnte? «Wie gesagt, ich bin kein Coach. Ich bin abseits der GP-Pisten stark beschäftigt. Ich habe in meinem Haus viel zu tun. Dani brauchte viel Überredungskunst, um mich an die Pisten zu locken. Eigentlich hatte ich nur für den Sepang-Test zugesagt. Meine geliebte Freundin wird mich bald abmurksen, denn nach den ersten Tests habe ich ihr versprochen: 'Keine Angst, zu den Rennen begleite ich Dani nicht.' Inzwischen war ich bereits bei allen vier Rennen mit ihm dabei. Ich habe meiner Freundin gesagt, ob ich nach Le Mans gehe, sei ungewiss... Ich weiß nicht, wie es mit Dani und mir weitergeht. Ich würde in dieser Phase gern zum Frankreich-GP kommen. Aber Dani weiß, dass ich eigentlich keine Zeit habe.»

Der 44-jährige Sete Gibernau will aber keine Kompromisse eingehen. «Nein, ich werde meine Freundin nicht zu den Grand Prix schleppen.»

Und der zweifache Vizeweltmeister gibt zu, dass er Dani Pedrosa nur selten auf der Strecke beobachtet. «Das habe ich mit Dani so vereinbart. Ich beobachte und berate ihn lieber in der Box.»

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