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Alex Rins (Suzuki): Der Pechvogel des Jahres

Von Sharleena Wirsing
Vor und während seiner ersten MotoGP-Saison klebte Alex Rins das Pech an den Stiefeln. Der Suzuki-Pilot verletzte sich drei Mal und musste sogar nach dem Saisonende noch eine unerwartete Qual über sich ergehen lassen.

Der Begriff Pechvogel stammt aus der mittelalterlichen Vogeljagd. Damals wurden Vögel mit Leimruten, die auch «Pechruten» genannt wurden, gefangen, an denen die Tiere kleben blieben. Auf diese Weise wurde der «Pechvogel» zum Symbol für jemanden, dem das Schicksal übel mitspielt. Einer der größten Pechvögel der MotoGP-Klasse war in der Saison 2017 war Alex Rins aus dem Team Suzuki Ecstar.

Alex Rins gilt zurecht als äußerst talentierter Fahrer, doch seine WM-Kämpfe in den Klassen Moto3 und Moto2 verlor er stets. 2016 wurde er von einem Schlüsselbeinbruch daran gehindert, im Titelkampf gegen Johann Zarco seine Chance zu nutzen. Am Ende fiel er sogar noch hinter Tom Lüthi auf den dritten WM-Rang zurück. «Bei mir gab es in dieser Saison viele Probleme und Zwischenfälle. In Katar bekam ich wegen des Frühstarts eine Durchfahrtsstrafe, in Mugello bin ich vom letzten Startplatz weggefahren, im August habe ich mir beim Dirt-Track-Training links einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Beim Grand Prix in Aragón habe ich mich sehr krank gefühlt», fasste Rins damals zusammen.

Noch vor seinem ersten Rennen in der Königsklasse folgte der nächste Rückschlag. Bereits bei seinem ersten MotoGP-Test in Valencia wurde Rins am zweiten Tag heftig von seiner Suzuki abgeworfen, der Test musste kurzfristig unterbrochen werden. Der Spanier wurde mit starken Schmerzen im Rücken in das Krankenhaus gebracht. Die niederschmetternde Diagnose: Die Wirbel T8 und T12 wurden gequetscht. «Der Sturz war merkwürdig, denn ein paar Augenblicke nach mir ist mein Teamkollege Iannone in derselben Kurve hingefallen. Wir haben die Datenaufzeichnungen angeschaut, um die Sturzursache zu ergründen. Wir haben aber keine Erklärung gefunden. Ich war auf der üblichen Linie, dann hat das Vorderrad blockiert, ich bin abgeflogen», erklärte der 22-Jährige.

Rins verpasste die weiteren Testfahrten und musste in der Winterpause eine Art Korsett tragen, um den Rücken zu entlasten. «Ich habe einen gesamten Monat zuhause mit einer ständigen Unterstützung für meinen Rücken verbracht», berichtete Rins, als er sich Ende Dezember wieder auf ein Bike schwingen und trainieren konnte.

Ein Lichtblick folgte beim Saisonauftakt unter Flutlicht in Katar: Rins schob sich von Platz 18 auf 9 nach vorne und war nach dem Sturz von Johann Zarco bester Rookie. Er hatte sich für die Saison 2017 auch beträchtliche Ziele gesetzt: «Das Ziel wird sein, die Saison 2017 als ‹Rookie of the Year› zu beenden. Dazu muss ich jene Fahrer besiegen, die ich aus der Moto2 kenne. Ich hoffe, ich kann auch in der MotoGP ähnlich abschneiden wie Maverick, obwohl er bei Suzuki zwei unglaubliche Jahre hingelegt hat. Trotzdem möchte ich seine Performance egalisieren – oder verbessern.»

Doch seine Pläne scheiterten, denn die Pechsträhne des 22-Jährigen aus Barcelona riss nicht ab. Vor dem Argentinien-GP zog sich Rins beim Motocross eine Verletzung am rechten Knöchel zu. Das war jedoch noch nicht alles.

Im dritten freien Training in Austin dann der erneute Schock. Rins wurde per Highsider von seiner Suzuki geschleudert und zog sich beim heftigen Aufprall einen Bruch im linken Handgelenk zu.

Nach einer schweren Rückenverletzung im Winter 2016 und einer Verletzung des rechten Knöchels beim Motocross-Training vor dem Argentinien-GP war dies der dritte Rückschlag für Rins seit seinem MotoGP-Aufstieg.

Auch Suzuki-Teammanager Davide Brivio war bewusst: «Er muss fast von vorne anfangen, denn eigentlich hatte er nur ein richtiges Rennen. Das war Katar. Er braucht Zeit.»

Knapp sieben Wochen nach dem Handgelenksbruch saß der Spanier beim Montag-Test in Barcelona wieder auf seiner Suzuki GSX-RR, am Rennwochenende in Assen gab er dann sein Comeback. Rins wurde bei schwierigen Bedingungen überrundet und sah als Letzter die Zielflagge. «Das war schwierig», stöhnte er danach. «Nach dem Start war ich Letzter, ich muss unbedingt Starts üben.»

Obwohl Rins noch immer nicht in Top-Form war, betonte Brivio: «Es besteht kein Zweifel an seinem Talent und seinen Fähigkeiten mit dieser Maschine schnell zu sein. Ich bin sicher, dass er einer der Top-Fahrer der MotoGP-Klasse werden kann.»

Und genau das bewies Rins in der Schlussphase der Saison 2017. In Japan erreichte er zum ersten Mal die Top-5 und lag am Ende nur eine Position hinter seinem erfahrenen Suzuki-Teamkollegen Andrea Iannone. In Australien folgte mit Platz 8 ein weiteres starkes Ergebnis für den Rookie. Beim Saisonfinale in Valencia erzielte Rins mit Platz 4 sein bisher bestes MotoGP-Resultat. 2,7 sec trennten ihn von Marc Márquez auf Platz 3. Ein Saisonende nach Maß. Rins schob sich noch auf den 16. WM-Rang nach vorne.

Der Vogel hat sich somit doch noch von der Pechrute gelöst.

Oder etwa nicht? Nach dem Saisonende wurde dann das gesamte Team Suzuki Ecstar vom Pech heimgesucht. Den ersten Tag des MotoGP-Tests in Valencia musste die Truppe ausfallen lassen, da 14 Teammitglieder von einem Magen-Darm-Virus heimgesucht wurden. Sie wurden von der Krankheit niedergestreckt und klagten über Übelkeit, Durchfall und große Erschöpfungserscheinungen. Am zweiten Testtag konnte sich Rins jedoch wieder auf seine GSX-RR schwingen.

Nun bleibt nur zu hoffen, dass dem vielversprechenden Rins 2018 das Glück endlich hold ist. Denn in Rins schlummert großes Potenzial.

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