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Miguel Oliveira: «Teil der Unterhaltungsindustrie»

Von Günther Wiesinger
Der Portugiese Miguel Oliveira hat nicht lange nachgedacht, als ihm Red Bull-KTM einen MotoGP-Deal für 2019 angeboten hat. Er erklärt seine Beweggründe. «Wir vollenden unser Projekt», sagt er.

Platz 6 in Le Mans, zweiter Rang in der Moto2-WM mit 25 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Pecco Bagnaia aus dem Sky V46-Kalex-Team – für Miguel Oliveira ist nach fünf von 19 Grand Prix in dieser Saison noch alles offen.

Und um die Zukunft braucht sich der Red Bull-KTM-Moto2-Pilot keine Sorgen zu machen. Während Bagnaia bereits bei Pramac-Ducati unter Vertrag ist, wird Oliveira die MotoGP-Saison 2019 im Tech3-KTM Team bestreiten – auf einer 2019-KTM RC16.

Der 23-Jährige Oliveira (er kommt aus Praga) wird der erste Portugiese in der Königsklasse seit dem Start der Weltmeisterschaft 1949 sein.

KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer hat ihm das Angebot am Samstag des Texas-GP im April vorgelegt. Wie lange hat sich Miguel, im Herbst dreifacher Moto2-Sieger in Phillip Island, Sepang und Valencia, darüber den Kopf zerbrochen?

«Eine Nacht», schmunzelt Oliveira. «Es war ziemlich klar für mich. Wenn du bei diesem Projekt von Red Bull und KTM so eine Art von Angebot bekommst, dann macht es Sinn für den Fahrer und das Werk, wenn man zugreift. Wenn ich in die MotoGP aufsteige, wird unser gemeinsames Projekt komplettiert, denn ich war 2015 schon WM-Zweiter in der Moto3 bei Red Bull Ajo KTM. Wenn ich bei einer anderen Marke unterschrieben hätte, würde das für viel Ablenkung sorgen, weil ich noch 14 Rennen vor mir habe. In Zukunft keine Verbindung mehr mit KTM zu haben, das würde mich in einer seltsamen Situation im Team zurücklassen. Es ging bei diesem Deal nur um Details, ich hatte ein paar Zweifel, aber ich habe sofort zugesagt.»

Schaut sich der Portugiese jetzt andere Fahrer genauer an, die von der Moto2 in die MotoGP aufgestiegen sind? Fahrer wie Viñales, Rins und Zarco?

«Du erlebst Fahrer, die in der Moto2 sehr stark waren und in der MotoGP weniger Erfolg haben. Das war bei Tito der Fall, der zwei Jahre lang Mühe hatte. Jack Miller war auch ein Beispiel, aber er ging von der Moto3 gleich in die MotoGP, das war nicht einfach. In den ersten drei Jahren war es kein Honiglecken für ihn. Deshalb weiß ich nicht, was mich erwartet, was ich erwarten soll. Ich habe volles Vertrauen darauf, dass mir das Tech3-Team helfen wird. Denn dieses Team von Hervé Poncharal ist seit sehr vielen Jahren im Paddock, es hat Erfahrung mit vielen großartigen Piloten. Ich werde die Technikcrew von Johann Zarco haben, das ist der aktuelle Stand. Ich glaube, das ist ein Pluspunkt für mich. Das wird mir helfen, viel schneller in diese Kategorie hineinzuwachsen.»

Hat sich Oliveira schon Ziele gesetzt für das erste Jahr? «Nein, überhaupt nicht. Denn zuerst müssen wir sehen, wie sich die KTM 2019 entwickelt, es gibt noch viel Entwicklungsspielraum. KTM hat ein ausgezeichnetes Testteam mit einem erstklassigen Fahrer, mit Mika Kallio. Ich bin sehr gespannt auf mein Motorrad für 2019.»

Miguel Oliveira hat die MotoGP-KTM im Herbst 2017 schon einmal in Aragón getestet. «Ja, ich durfte im Vorjahr einen halben Tag damit fahren, um etwas Erfahrung zu sammeln und einen Eindruck zu gewinnen. Aber es gibt keine Pläne, vor dem Saisonende noch einmal zu testen, das ist nicht geplant. Aber sobald die Moto2-Saison vorbei ist, werde ich den Kopf frei haben, um die RC16 testen. Im Moment beschäftigt mich dieses Thema nicht.»

Welchen Eindruck bekam Oliveira beim Test 2017? «Ich weiß, dass der Umstieg schwierig wird. Aber es ist nicht etwas, was außer Reichweite liegt. Es handelt sich immer noch um ein Motorrad... Klar, man muss viele Details lernen. Und mir ist bewusst, dass man in der MotoGP während des Rennens den Fahrstil an den Zustand der Reifen anpassen muss. Auch das Mapping muss verändert werden, die ganze Strategie ist wichtig, man muss den Kopf sehr viel benutzen. Das wird ein Lernprozess sein. Jede GP-Klasse hat ihre eigene Charakteristik. MotoGP ist einfach eine davon.»

Hatte Oliveira immer geplant, die Moto2-Klasse nach drei Jahren (ein Jahr bei Leopard auf Kalex, zwei Jahre bei Ajo-KTM) zu verlassen?

«Wenn ich noch ein Jahr in der Moto2 bleiben müsste, wäre das für mich kein Problem. Wir haben das KTM-Moto2-Projekt erst 2017 gestartet, ich bin mit viel Entschlossenheit bei der Sache. Ich bin jetzt froh, dass ich in die MotoGP wechseln kann. Aber wenn ich die Moto2-KTM ein weiteres Jahr fahren müsste, wäre das kein Weltuntergang für mich.»

Miguel Oliveira, der ein Zahnarzt-Studium macht, freut sich auf die neue Aufgabe. Er weiß, dass die Belastung grösser wird, auch der Medienrummel wird zunehmen.

«Aber das ist Teil des Jobs. Wir werden für unsere Arbeit bezahlt… Wir sind Teil der Unterhaltungsindustrie. Wenn du diese Herausforderung nicht annehmen willst, wie es bei Casey Stoner der Fall war, dann ist es klar, dass du in diesem Paddock keine sehr lange Lebensdauer hast. Wenn du nur mit dem Motorradfahren zu tun haben willst, wäre es besser, wenn du in den 1980er-Jahren geboren worden wärest. Im GP-Sport trägst du heute sehr viel Verantwortung, es sind sechs Werke dabei. Es investieren große Unternehmen wie Red Bull in diese Unterhaltungsindustrie. Wir müssen damit klarkommen – so professionell wie es nur geht.»

Oliveira kümmert sich momentan nicht darum, was KTM an der V4-Maschine entwickelt. «Ich halte mich da fern. Das ist momentan nicht mein Job. Sobald meine Arbeit im MotoGP-Team von Hervé beginnt, werde ich mit 100 Prozent dabei sein. Jetzt will ich keinen Gedanken daran vergeuden, auf welchen Pisten das Bike konkurrenzfähig ist und was man ändern sollte. Das macht keinen Sinn.»

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