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Johann Zarco: Krach mit Manager Fellon ist Tatsache

Von Günther Wiesinger
Der Haussegen zwischen Johann Zarco und seinem Manager Laurent Fellon hängt schief. Ist das eine der Ursachen für die schwächelnde Performance des Yamaha-Fahrers?

Was war zuerst? Die mittelprächtigen Resultate und dann das Zerwürfnis mit dem Entdecker, Manager und Coach Laurent Fellon?

Tatsache ist: Johann Zarco sorgte in Las Termas und Jerez 2018 für zwei grandiose Plätze, er brachte das Movistar-Werksteam mit Rossi und Viñales mehrmals zum Verzweifeln.

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal lobte die Fahrkunst seines Schützlings, er pries die Qualität seines Teams und das grenzenlose Vertrauen von Johann in die Tech3-Technikcrew.

Zarco war nach dem Wintertest in Sepang auf 2016-Material zurückgekehrt, die problematische 2017-Yamaha vermittelte ihm bei den Tests in Valencia und Sepang im November 2017 und Sepang 2018 kein gutes Gefühl.

Zarco behielt für die Saison 2018 das 2016-Chassis, das ihm im Vorjahr zu vielen Achtungserfolgen verhalf, dazu bekam er einen 2017-Motor, er darf ihn aber 500/min höher drehen.

Das reichte bis zum Frankreich-GP, um WM-Zweiter zu sein, beim Heim-GP die Pole-Position sicherzustellen und dort um einen Podestplatz zu kämpfen.

Im Rennen stürzte Zarco auf Platz 2, er wollte um jeden Preis endlich einen Grand Prix gewinnen.

Seither ist der zweifache Moto2-Weltmeister nie mehr in die Top-6 gefahren.

März 2018: Repsol-Honda-Angebot kam zu spät

Die Ursachen dieses Rückfalls sind genau so rätselhaft wie die Gründe für das fabelhafte Abschneiden 2017 und bei den ersten Wettkämpfen 2018.

Zarco war im letzten Winter beim Thailand-Test Zweiter, obwohl er vier Stunden früher aufhörte als die Gegner. Den Katar-Test beendete er mit Bestzeit.

Kein Wunder, wenn ihm im März die Werksteams die Türen einrannten. Beim Katar-GP sickerte das Interesse von Repsol-Honda und HRC durch.

Was damals niemand ahnte: Zarco hatte längst einen Zwei-Jahres-Vertrag mit KTM unterschrieben.

Suzuki zeigte ebenfalls wieder Interesse für 2019, Zarco sollte den Platz von Iannone übernehmen. Aber Fellon soll die Anfrage von Suzuki zwei Monate lang nicht beantwortet haben, war zu hören. War er wegen der Vorfälle von 2016 beleidigt?

Der Fahrer musste im Nachhinein bei HRC-Manager Puig und Suzuki-Teamchef Brivio die Wogen glätten.

Denn man weiß in dieser Branche nie – in zwei Jahren nach dem KTM-Deal könnten Honda oder Suzuki wieder ein Thema werden.

Nach den mittelprächtigen Ergebnissen seit dem Frankreich-GP im Mai wurde gerätselt, was mit Zarco los sei. Manche Personen aus seinem Umfeld machten seine attraktive tschechische Freundin für den Absturz verantwortlich. Aber diese sehenswerte junge Dame begleitet Johann schon seit drei Jahren. Sie war seinen Resultaten nie abträglich.

Zarco selbst meinte zuerst, er habe nach dem starken Saisonstart nach Le Mans mit sechsten oder achten Plätzen keine Freude mehr gehabt und sich zu stark unter Druck gesetzt. Nach etlichen zweiten Plätzen wollte er endlich gewinnen.

Ihm schwante wohl, dass er bei KTM diese Chance nicht so schnell vorfinden würde.

Zarco machte Fellon vermutlich auch Vorwürfe, ihn zu früh zum Vertrag mit KTM gedrängt und nicht geschickt genug gepokert zu haben.

Schon bei den ersten Interviews nach der Veröffentlichung des KTM-Vertrags in Jerez wirkte der Franzose nicht gerade euphorisch.

Aber es gibt wohl keine einzelne Ursache für die Probleme, sondern eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände.

Ein Nachteil ist gewiss, dass ein Kundenteam wie Tech3 im Gegensatz zu den Werksteams und den Werkspiloten wie Petrucci und Crutchlow während der Saison nicht von der Weiterentwicklung profitiert. Die Werke testen dauernd neue Gabeln und Federbeine von Öhlins, es gibt neue Elektronik-Set-ups und mehr Manpower. Die Kundenteams müssen mit den Budgets haushalten, auch bei den Testfahrten. Das kann einen ehrgeizigen Fahrer wie Zarco auf die Dauer zermürben.

Zarco klagte oft über unzureichenden Top-Speed. In Mugello und Catalunya stand er nicht zuletzt deshalb auf verlorenem Posten.

Paddock: Von Fellon ist nichts mehr zu sehen

Dazu beschäftigt ihn das Zerwürfnis mit seinem langjährigen Mentor Laurent Fellon, von dem er sich jetzt emanzipieren muss wie einst Valentino Rossi von Gino Badioli, Jorge Lorenzo von Dani Amatriain und Dani Pedrosa von Alberto Puig.

Der französische Ex-GP-Fahrer Bernard Fau dreht gerade einen Film über Johann Zarco. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er viele Gespräche mit der Entourage des Yamaha-Piloten geführt, auch mit Johanns Vater und mit seinem Ex-Sponsor Michel Rey.

Es zeichnet sich ab: Laurent Fellon war und ist bei den Verhandlungen in der MotoGP-Klasse überfordert. Er übt aber Druck auf Johann Zarco aus und will unbedingt die Kontrolle über dessen Geschäfte behalten. Es existiert ein diesbezüglicher Vertrag bis 2020.

Aber Johann Zarco ist am 16. Juli 28 Jahre alt geworden. Er bildet sich längst seine eigene Meinung, er widersprach Fellon, wenn es ihm nötig erschien, aber diese Ablenkung war für die Performance der letzten Wochen nicht förderlich.

Laurent Fellon war bei den letzten drei Grand Prix nicht mehr dabei.
Inzwischen sicht sogar von einem möglichen Gerichtsverfahren die Rede. Zarco strebt jedoch eine einvernehmliche Lösung an und hat Fellon angeboten, wenigstens sein Coach zu bleiben. Er hat vor Assen mit Fellon trainiert, er hat ihm auch vor dem Brünn-GP vier gemeinsame Trainingstage abverlangt.

Tatsache ist: Zarco hat Fellon viel zu verdanken. Denn der Franzose war kein reines Naturtalent, er hat sich seine Erfolge oft akribisch erarbeitet. Nach dem Gesamtsieg im Red Bull Rookies-Cup 2007 fand Zarco für 2008 keinen Platz in der 125er-WM.

Laurent Fellon trainierte seinen Schützling, und weil dessen Frau aus Ungarn kommt, fuhr man zum Supermoto-Training nach Ungarn.

Dort entdeckte Gabor Talmacsi, Ex-125-ccm-Weltmeister, den schnellen Franzosen. Er beschaffte ihm einen Platz im WTR-Aprilia-Team für den Rest der Saison 2008, für 2009 und 2010.

Die Ergebnisse dort reichten aus, um Aki Ajo vom Talent Zarcos zu überzeugen. Der Finne holte ihn 2011 in sein Avant Air Asia-Ajo-Team. Zarco wurde WM-Zweiter, musste aber damals noch eine Stange Sponsorgeld mitbringen.

Dann folgte die Moto2-WM 2012 beim JiR-Team von Luca Montiron, 2013 bei IodaRacing, 2014 bei Caterham auf Suter und 2015 und 2016 mit den beiden WM-Titelgewinnen auf Kalex bei Ajo Motorsport.

Danach passierte der verunglückte Suzuki-MotoGP-Vorvertrag für 2017, der schließlich platzte; der jüngere Rins wurde Zarco vorgezogen. Johann fand in letzter Minute bei Tech3-Yamaha Unterschlupf. Erste Wahl war er dort nicht.

Schon damals genoss Fellon in der Branche nicht den besten Ruf. Dass er der englischen Sprache bis heute nicht mächtig ist, gilt in dieser Branche eigentlich als «No go».

Fellon: Vertrag mit Zarco bis 2020

Das Verhältnis zwischen Zarco und Fellon war bereits im Mai und Juni 2018 angespannt.

Auch Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal blieb das Zerwürfnis natürlich nicht verborgen. Er wollte aber in der Öffentlichkeit dazu nicht Stellung nehmen.

Laurent Fellon gibt sich zurückhaltend. Er verweist auf das gemeinsame Training und den Vertrag bis 2020.

Alle Beteiligten hoffen, dass der Konflikt nicht eskaliert und Johann Zarco bald wieder zu seiner alten Stärke zurückfindet. Red Bull und KTM hoffen auf einen selbstbewussten und schnellen neuen Werkspiloten.

«Ich habe auch 2016 beim Titelfight in der Moto2 im Sommer eine Schwächeperiode gehabt», gibt Zarco zu bedenken.

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