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James Toseland: Zwischen Rennsport und Musikkarriere

Von Thomas Baujard
James Toseland

James Toseland

Im Interview mit SPEEDWEEK.com sprach der Ex-MotoGP-Pilot und zweifache Superbike-Weltmeister James Toseland über seine Karriere als Rennfahrer, Sänger und TV-Experte.

Der zweifache Superbike-Weltmeister James Toseland schwang sich in Silverstone nach sieben Jahren Abstinenz in den Sattel der neuen Triumph-Moto2-Maschine. Toseland, der 2008 und 2009 in der MotoGP-Klasse unterwegs war, ist mittlerweile TV-Experte für BT Sport und als Musiker mit seiner Hard-Rock-Band Toseland erfolgreich. Der Brite ist seit 2012 mit Popsängerin Katie Melua verheiratet. Im Interview mit SPEEDWEEK.com sprach er über seine Karriere als Rennfahrer, Sänger und TV-Experte.

Wie kam dir der Gedanke an eine zweite Karriere als Sänger?

Es war keine zweite Karriere, sondern etwas, das ich immer gemacht habe, denn meine Großmutter spielt Klavier. Als ich drei Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden, wir lebten dann bei meinen Großeltern. Sie brachte mir bei, recht gut Klavier zu spielen. Als ich dann zwölf Jahre alt war, liebte ich es richtig. Schon zuvor, als ich etwa neun Jahre alt war, hatte der neue Freund meiner Mutter ein Motorrad. Das brachte mich zum ersten Mal mit den Bikes in Berührung. Ich spielte erst Klavier und entdeckte die Motorräder erst später.

Meine ganze Karriere hindurch nutzte ich das Klavier, um Stress abzubauen. Als ich dann 2011 meinen Rücktritt erklären musste, war die Musik das Einzige, was ich kannte. Ich ging also zu meiner ursprünglichen Begabung zurück. Es war Schicksal, dass ich zum Motorradsport bekommen bin, denn meine gesamte Familie wusste nichts davon. Nur der neue Freund meiner Mutter brachte mich dazu. Ich machte eine Karriere aus der kurzen Beziehung, die meine Mutter mit diesem Kerl hatte. Das ist ungewöhnlich.

Du wirkst, als würdest du bei der Musik und auch früher im Sport nie Fehler machen?

Es ist die Aufmerksamkeit für Details, die du brauchst, um zu einem gewissen Level zu kommen. Wenn du dann der Beste sein willst, ist das unumgänglich. Wenn du am Morgen aufwachst, musst du versuchen, besser als am Tag davor zu sein. Beim Racing geht es dabei um Fitness. Bei der Musik ist es Übung. Klavier spielen und Songs schreiben. Es ist wie ein Laufband. Aber nur so schaffst du es auf ein höheres Level.

Es steckt also auch hinter der Musik mehr Disziplin als man denkt?

Ja. Es gibt zwar den Rock’n’Roll-Lifestyle mit Alkohol und Drogen, aber wenn du erfolgreich sein willst, geht es um Beständigkeit. Es ist unmöglich, beständig zu sein, wenn du diesen Lifestyle führst. Gut ist, dass man bei 20 Jahren im Rennsport die nötige Disziplin lernt, die man braucht, um der Beste zu sein.

Deine Band Toseland war schon als Vorband für Deep Purple unterwegs?

Ich hatte erst eine Band Namens Crash, mit der ich nur Songs coverte. Nach dem Ende meiner Karriere wollte ich aber keine Cover mehr spielen, sondern eigenes Material liefern. Darum wurde Toseland gegründet. Ich wusste, dass ich junge Musiker brauche, die keine anderen Verpflichtungen haben, denn das ist ein Vollzeitjob. Touren, Proben und Songs schreiben. Du musst viel opfern, weil wir teilweise wochenlang auf Tour sind.

Du arbeitest auch als TV-Experte für BT Sport. Wie teilst du deine Zeit zwischen Musik und TV auf?

Ich arbeite nun seit fünf Jahren für BT Sport. Im letzten Jahr spielte meine Band auf vielen Festivals, deshalb war ich nur bei fünf Rennen vor Ort. In diesem Jahr spielten wir bei keinen Festivals, deshalb war ich bisher bei allen Rennen außer Katar, denn zu diesem Zeitpunkt war ich auf Tour. Ich genieße die TV-Arbeit in diesem Jahr viel mehr. Es gab personelle Änderungen. Auch hinter den Kulissen. Nun macht es viel mehr Spaß.

Nun genieße ich es, an der Strecke zu sein und nur über Rennen zu berichten statt sie zu fahren. Doch das war am Anfang sehr schwierig für mich, da ich zu meinem Rücktritt durch eine Verletzung gezwungen war. Es dauerte einige Zeit. Nun kann ich auf die schönen Erfahrungen im Rennsport zurückblicken und bin sehr froh über das, was ich erreicht habe. Ich genieße es nun, im Paddock zu sein und fühle mich nicht mehr, als würde mir etwas vorenthalten werden. Rennfahrer sein, ist der beste Job der Welt, deshalb ist es so schwierig, ihn loszulassen.

Was sind deine Pläne und Projekte im Hinblick auf deine Musik?

Wir haben einen Deal über vier Alben mit dem italienischen Label Frontiers abgeschlossen. Wir schreiben im Moment das dritte Album. Bald gehen wir ins Studio, denn das Album muss bis zum Ende des Jahres fertig sein. Das ist mein Plan. Ich muss erst noch überlegen, wie ich BT Sport und die Rennen in meinen Zeitplan einbauen kann. Denn bei 19 Rennen ist es sehr schwierig, zwei Sachen zu machen. Aber Rock’n’Roll und Motorräder gehören zusammen. Ich genieße es, meine Karrieren nach dem Rennsport zu entwickeln.

Du bist mit der erfolgreichen Sängerin Katie Melua verheiratet. Wie unterstützt sie dich?

Als professionelle Musikerin auf ihrem Level… Darum wurden wir ein Paar, weil wir das gemeinsam haben. Sie kennt den Lifestyle, die vielen Reisen und die Berühmtheit. Doch Katie befindet sich auf einem anderen Level der Bekanntheit. Wir sind nun sechs Jahre verheiratet und seit sieben Jahren zusammen. Das ist kaum zu glauben. Ich habe Glück, eine unabhängige Partnerin zu haben, denn so kann ich mich auch frei entfalten und habe nicht den Druck, immer zuhause zu sein. Wenn sie nur zuhause sitzen, dann machen sie Druck und wollen, dass du immer zuhause bist. Rennsport und Musik verlangen eine Art Zigeunerleben.

Was ist deine beste Erinnerung auf einer Bühne?

Auf die Bühne zu kommen und das Publikum von Deep Purple zu unterhalten. In Deutschland auf der Freilichtbühne der Loreley. Es waren 8.000 Leute da. Die Zuschauer haben uns gut unterstützt, denn es ist nicht einfach, die Vorband zu sein. Auch in Silverstone spielte ich vor sehr vielen Menschen in den letzten zwei Jahren.

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