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Davide Brivio (Suzuki): «Brauchen klare Vorschriften»

Von Günther Wiesinger
Davide Brivio

Davide Brivio

Suzuki-Teamanager Davide Brivio wartet auf die Begründung des FIM-Urteils zum Protest gegen Ducati. Und er wundert sich über so manche Ungereimtheiten.

Nach die Einsprache gegen den umstrittenen Hinterradflügel an den Ducati GP19 auch bei der dritten und letzten FIM-Instanz gescheitert ist, wollen die Protestführer Honda, Suzuki, KTM und Yamaha auf dem Autódromo de Termas de Río Hondo zur Tagesordnung übergehen.

Aber in den letzten zwei Wochen hat Ducati-Renndirektor Gigi Dall‘Igna verbal heftig gegen die Konkurrenz ausgeteilt. Er sprach nach dem Protest von Zuständen wie im Wilden Westen und bezeichnete die Gesprächspartner der vier gegnerischen Werke als «Laien».

KTM-Teamchef Mike Leitner hingegen sprach von einem «Aero-Wahnsinn», den man stoppen müsse. Das sind harte Bandagen, die unter den MotoGP-Herstellern neu sind. Denn normalerweise müssen sie bei Reglementsänderungen zu einer Einstimmigkeit finden, was bisher fast immer gelungen ist. Sogar bei komplizierten Themen wie der Umstellung auf die Einheits-Elektronik für 2016.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com bemüht sich Suzuki Ecstar-Teammanager Davide Brivio um eine nüchterne Analyse des Geschehens. Und er lässt durchblicken: Die beweisbare Downforce des Flügels kam nicht durch Absicht, sondern quasi durch Fahrlässigkeit zustande.

Davide, hat der MotoGP Appeal Court ein Urteil gefällt, das den Ducati-Gegnern nicht gefällt?

Naja, wir müssen das Ergebnis akzeptieren. Wir sind am Freitag sieben Stunden lang bei der Anhörung in der Schweiz gewesen, es wurde über das Thema diskutiert. Wenn die FIM-Richter der Meinung sind, das sei die richtige Entscheidung, werden wir damit leben. Wir müssen jetzt nach vorne schauen.

Es sah so aus, als ginge es weniger um den Spoiler als um die Art und Weise, wie das Reglement acht Tage vor dem Saisonstart noch einmal zugunsten dieses Flügels angepasst wurde. Ducati wurde dieser Flügel erlaubt, andere Werke wussten nichts davon.

Ja, am Ende wurde eine rein rechtliche Frage daraus. Es ging dann um Wortklauberei, um die Interpretation des Zusatzes zu den «aerodynamic guidelines» vom 2. März 2019. Ob das umstrittene «device» legal war, wurde gar nicht mehr vordergründig behandelt.

Es ist klar, dass dieser Flügel Downforce erzeugt. Das haben die Kalkulationen der vier Werke deutlich demonstriert und bewiesen.
Während der Anhörung hat Ducati dieser Ansicht nicht widersprochen.

Aber anscheinend geht es laut Reglement um die Absicht, mit der du dieses «device» an das Motorrad baust. Ducati behauptet, ihre Absicht war, den Hinterreifen zu kühlen, es ging ihnen nicht darum, aus dem Downforce-Effekt Nutzen zu ziehen.

Die besagte Vorschrift lässt zu viel Spielraum für Interpretationen.

Im Grunde hat man uns gesagt: Wenn die Downforce nicht mit Absicht zustande kommt, dann ist so ein «device» legal.

Wir haben aber den Protest gemacht, weil wir gesagt haben: Dieser Flügel erzeugt Abtrieb, was laut Reglement nicht erlaubt ist. Wir haben ja vor dem Protest ausreichende Kalkulationen gemacht, alle vier Hersteller haben sich damit beschäftigt.

Aber die Diskussion glitt in ein anderes Feld ab. Es ging nur noch darum, ob Ducati die Absicht hatte, mit diesem «device» Abtrieb zu erzeugen.

Am Ende haben nicht die Techniker entschieden, sondern Richter. So muss man sich dieses Urteil erklären. Das ist meine persönliche Meinung. Denn eine Begründung haben wir bisher nicht erhalten. Darauf warten wir seit Freitag.

Die FIM hat offen gelassen, ob die vier Werke den Fall vor das Internationale Sportschiedsgericht CAS in Lausanne weiterziehen. Wird Suzuki das tun?

Unser Wunsch war klarzustellen, ob dieser Flügel legal ist oder nicht.

Inzwischen sind sich die meisten Beteiligten einig: Bei der Art und Weise, wie die Vorschriften vorbereitet und formuliert werden, gibt es Verbesserungspotenzial. Auch die Art und Weise, wie dann mit dem Reglement umgegangen und wie es interpretiert wird, sollten wir überdenken. Es ging uns darum, auf diese Probleme aufmerksam zu machen und sie zu beseitigen.

Dieser Protest und seine Folgen waren eine wichtige Erfahrung für uns alle. Jetzt müssen wir uns zusammensetzen und diskutieren. Wir müssen klarere Vorschriften machen, sie müssen leichter zu kontrollieren und zu respektieren sein.

Ich hoffe, wir ziehen aus diesen Vorkommnissen die richtigen Lehren. Dann können wir unsere Meisterschaft besser machen. Das wäre sinnvoll.

Aprilia hat so einen Flügel für Texas angekündigt. Wird auch Suzuki bei diesem «Aero-Wahnsinn» mitmachen?

Ich denke, ja. Wegen der Anhörung vom 22. März waren alle Hersteller gezwungen, sich detailliert und tiefgründig mit diesem Downforce-Thema zu befassen. Wir haben also Untersuchungen, Simulationen und Kalkulationen angestellt. Wir haben jetzt viel Wissen und Knowhow dazu. Wir wissen jetzt, dass so ein «device» hilfreich wäre.

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