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Ducati: Das lange Warten auf den zweiten MotoGP-Titel

Von Nora Lantschner
Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso: Marc Márquez lag nur selten hinter ihnen

Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso: Marc Márquez lag nur selten hinter ihnen

Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci feierten 2019 zwar drei GP-Siege, im Kampf um den WM-Titel ist Marc Márquez (Honda) aber längst enteilt. Nur Casey Stoner kürte sich für Ducati zum MotoGP-Weltmeister.

Mit der Viertakt-Ära begann auch die MotoGP-Geschichte von Ducati: Beim Italien-GP 2002 stellte der Hersteller aus Borgo Panigale seinen MotoGP-Prototyp vor. Für die erste Saison in der «premier class» setzte Ducati 2003 auf Troy Bayliss, der dem italienischen Werk 2001 den Superbike-WM-Titel beschert hatte, und den dreifachen Weltmeister Loris Capirossi (1990 und 1991 in der 125er-, 1998 in der 250er-Klasse).

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Capirossi sorgte beim Saisonauftakt in Suzuka als Dritter für den ersten Podestplatz. Beim Barcelona-GP landete der Italiener ganz vorne und bescherte Ducati im sechsten Rennen den ersten Sieg. In der WM-Wertung belegte er am Ende Rang 4, sein australischer Teamkollege Rang 6. Zusammen fuhren sie im ersten Jahr neun Podestplätze für Ducati heraus.

In den folgenden 15 Jahren ist viel passiert – von Casey Stoners überragender Saison auf dem Weg zum Weltmeistertitel über die gescheiterte «himmlische Ehe» mit Superstar Valentino Rossi bis hin zum Abschied von Jorge Lorenzo zu Repsol Honda.

Stoner ist zweifellos der erfolgreichste Ducati-Pilot in der bisherigen MotoGP-Geschichte: Der Australier holte nicht nur den bisher einzigen WM-Titel für den italienischen Hersteller, auch an die 23 GP-Siege kam noch keiner heran – zehn davon holte er allein in seiner Weltmeistersaison 2007. Lange Zeit schien es so, als wäre er der einzige Fahrer, der auf dem eigenwilligen Motorrad gewinnen konnte. Als er sich nach der Saison 2010 zu Repsol Honda verabschiedete, musste Ducati sechs Jahre warten, bis Andrea Iannone beim Österreich-GP 2016 wieder ein Sieg gelang. Für den Italiener blieb es bei diesem einen Erfolg.

Dazwischen lagen harte Jahre: Als Valentino Rossi 2011 in das Ducati-Werksteam kam, waren die Hoffnungen nicht nur in Italien groß. Doch aus einem italienischen Dream-Team wurde nichts – nur drei Podestplätze waren nach zwei Jahren, in denen nicht nur am Aluminium-Rahmen experimentiert wurde, das ernüchternde Ergebnis.

2013 folgte dann das schwärzeste Ducati-Jahr in der MotoGP-WM: Die ausbleibenden Erfolge – kein einziger Podestplatz in der ganzen Saison – sorgten unter anderem dafür, dass Ende des Jahres Gigi Dall’Igna als neuer General Manager von Ducati Corse verpflichtet wurde, um Ducati wieder auf die Siegerstraße zu führen. Die Ergebnisse sollten ihm Recht geben – das ganz große Ziel, nach 2007 einen zweiten MotoGP-Titel nach Borgo Panigale zu holen, verfolgt er bislang aber vergeblich.

Dran änderte auch 25-Millionen-Mann Jorge Lorenzo nichts, der sich nach einem schwierigen Start auf der Desmosedici 2018 zwar noch in die Liste der Ducati-Siegfahrer ein, sich dann aber zu Repsol Honda verabschiedete.

Seit 2018 ist Andrea Dovizioso in der Ducati-Bestenliste auf Platz 2 zu finden. Mit 13 Siegen liegt er aber immer noch deutlich hinter Stoner. Das Problem: Auch in der WM-Wertung scheint der inzwischen 33-jährige Italiener auf Platz 2 abonniert zu sein, 2019 wird er aller Voraussicht nach zum dritten Mal in Folge Vizeweltmeister. Da half auch der Slogan «MISSION WINNOW» – eine globale Kampagne von Philip Morris International für eine bessere Welt – nicht, der in dieser Saison auf der GP19 der Werksfahrer prangt.

«Dovi» und Neuzugang Danilo Petrucci gelang es in der laufenden Saison zwar insgesamt dreimal (Katar, Mugello, Spielberg), Titelverteidiger Marc Márquez im Finish zu besiegen, der Titelkampf ist fünf Rennen vor Schluss aber alles andere als spannend: Dem Repsol-Honda-Star reichen in Buriram am 6. Oktober zwei Punkte mehr als Dovizioso, um sich zum sechsfachen MotoGP-Champion zu küren.

Dazu kommt: Petrucci, dessen Vertrag nach dem Mugello-Sieg verlängert wurde, schwächelt seit der Rückkehr aus der Sommerpause (kein Top-5-Ergebnis in fünf Rennen) und verlor WM-Rang 3 an Alex Rins.

Ducati muss weiter warten – und härter arbeiten.

«Wir hatten in einigen Rennen ein bisschen Pech, da war es nicht unsere Schuld. Aber am Ende kämpft Marc in jedem Rennen um den Sieg. Er ist der einzige Fahrer, der dazu in der Lage ist. Wenn wir um den WM-Titel kämpfen wollen, müssen wir etwas mehr tun, als wir bisher gemacht haben», fordert Dovi.

Die Erfolge des Ducati-MotoGP-Werksteams seit 2003:

2003: Neun Podestplätze (1x Sieg, 2x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 4 mit 177 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 6 mit 128 Punkten

2004: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 9 mit 117 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 14 mit 71 Punkten

2005: Vier Podestplätze (2x Sieg, 1x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 6 mit 157 Punkten
Carlos Checa WM-Rang 9 mit 138 Punkten

2006: Neun Podestplätze (4x Sieg: Troy Bayliss siegte als Ersatzfahrer in Valencia, 4x
zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 3 mit 229 Punkten
Sete Gibernau WM-Rang 13 mit 95 Punkten

2007: 18 Podestplätze (11x Sieg, 4x zweiter Platz, 3x dritter Platz)
Casey Stoner Weltmeister mit 367 Punkten
Loris Capirossi WM-Rang 7 mit 166 Punkten

2008: Elf Podestplätze (6x Sieg, 3x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 2 mit 280 Punkten
Marco Melandri WM-Rang 17 mit 51 Punkten

2009: Neun Podestplätze (4x Sieg, 1x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 220 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 13 mit 104 Punkten

2010: Zehn Podestplätze (3x Sieg, 2x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 225 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 7 mit 163 Punkten

2011: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 7 mit 139 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 8 mit 132 Punkten

2012: Zwei Podestplätze (2x zweiter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 6 mit 163 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 122 Punkten

2013: Kein Podestplatz
Andrea Dovizioso WM-Rang 8 mit 140 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 126 Punkten

2014: Drei Podestplätze (1x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 187 Punkten
Cal Crutchlow WM-Rang 13 mit 74 Punkten

2015: Neun Podestplätze (5x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Andrea Iannone WM-Rang 5 mit 188 Punkten
Andrea Dovizioso WM-Rang 7 mit 162 Punkten

2016: Zehn Podestplätze (2x erster Platz, 3x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 171 Punkten
Andrea Iannone WM-Rang 9 mit 112 Punkten

2017: 15 Podestplätze (6x erster Platz, 4x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 261 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 7 mit 137 Punkten

2018: 13 Podestplätze (7x erster Platz, 4x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 245 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 9 mit 134 Punkten

2019 nach 14 von 19 Rennen: 10 Podestplätze (3x erster Platz, 3x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Zwischenrang 2 mit 202 Punkten
Danilo Petrucci WM-Zwischenrang 5 mit 155 Punkten

49 MotoGP-Siege für Ducati:

Casey Stoner: 23 Siege (2007: Katar, Istanbul, Shanghai, Barcelona, Donington Park, Laguna Seca, Brünn, Misano, Phillip Island, Sepang; 2008: Katar, Donington Park, Assen, Sachsenring, Phillip Island, Valencia; 2009: Katar, Mugello, Phillip Island, Sepang; 2010: Aragón, Motegi, Phillip Island)

Andrea Dovizioso: 13 Siege (2016: Malaysia; 2017: Mugello, Barcelona, Spielberg, Silverstone, Motegi, Sepang; 2018: Katar, Brünn, Misano, Valencia: 2019: Katar, Spielberg)

Loris Capirossi: sieben Siege (2003: Barcelona; 2005: Motegi, Sepang; 2006: Jerez, Brünn, Motegi; 2007: Motegi)

Jorge Lorenzo: drei Siege (2018: Mugello, Barcelona, Spielberg)

Troy Bayliss: ein Sieg (2006: Valencia)

Andrea Iannone: ein Sieg (2016: Spielberg)

Danilo Petrucci: ein Sieg (2019: Mugello)

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