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Sensation: Alex Márquez 2020 bei Repsol Honda

Von Günther Wiesinger
Erstmals in der GP-Geschichte werden 2020 zwei Brüder als Teamkollegen in einem Werksteam in der Königsklasse fahren. Alex Márquez hat bei Repsol alle Kontrahenten ausgestochen.

Eigentlich hätte die MotoGP-Saison 2019 fernab aller Sensations-Transfers laufen sollen, denn alle Werksfahrer hatten Zwei-Jahres-Verträge bis Ende 2020. Doch dann schmiss zuerst Zarco bei KTM den Krempel hin, gleichzeitig verhandelte Lorenzo im Sommer mit Ducati und warf dann beim Valencia-GP für 2020 das Handtuch. Deshalb wurde ein umfangreiches Transfer-Karussell in Gang gesetzt.

Johann Zarco durfte sich plötzlich Hoffnungen bei Repsol machen, aber jetzt landet er als großer Verlierer bei Marc VDS in der Moto2.
Seinen KTM-Platz übernimmt Brad Binder im Red Bull Factory-Team, an dessen Stelle wird Iker Lecuona bei KTM vom Ajo-Moto2-Aufgebot in das Red Bull Tech3-MotoGP-KTM-Team befördert.

Und der 23-jährige Moto2-Weltmeister Alex Márquez (12 GP-Siege) wird nächstes Jahr bei Repsol-Honda neben Bruder Marc als Rookie in die Königsklasse einsteigen – wie Marc 2013.

Jorge Lorenzo war zuletzt nicht mehr sehr gut informiert über die Vorgänge bei HRC und Repsol-Honda. Er meinte heute um 16.20 Uhr noch: «Ich habe gehört, die Entscheidung fällt zwischen drei Fahrern. Ich glaube, Nakagami steht nicht zur Diskussion. Es geht um Cal Crutchlow, Johann Zarco und Alex Márquez. Cal ist der Fahrer mit der meisten Erfahrung, er kennt das Bike am besten, er ist der schnellste aus diesem Trio. Wir wissen, wie schnell Cal sein kann. Johann hat bei den drei Einsätzen bei LCR seinen Speed bewiesen. Dann haben wir Alex; er ist der Jüngste aus diesem Trio, er ist zweifacher Weltmeister und der Bruder von Marc. Es könnte interessant sein, zwei Brüder im selben Team zu haben. Außerdem ist er Spanier, das passt gut zu Sponsor Repsol. Es ist eine schwierige Wahl; eine schwierige Aufgabe für Alberto Puig. Denn alle drei Fahrer sind interessant, sie befinden sich auf einem ähnlichen Level. Sie haben den nötigen Speed. Ich bin gespannt.»

Tatsächlich winkte Nakagami am Samstag in Valencia ab: «Zu 90 Prozent bleibe ich bei LCR.»

Cal Crutchlows Aktien bei Repsol-Honda waren schon am Donnerstag auf null gesunken, nicht zuletzt wegen Co-Sponsor Red Bull, die mit dem Briten, der seit 2008 bei Konkurrent Monster unter Vertrag steht, nichts anfangen können.

Zarcos Chancen sanken, weil er in Valencia wieder nur den 13. Startplatz schaffte und weil sich Alberto Puig bei Red Bull-KTM über dessen lautstarkes und nervöses Gehabe in der Box erkundigt hatte.

HRC setzt lieber auf die Jugend. Außerdem will man Marc Márquez so bald wie möglich zu einem Vertrag für 2021 und 2022 überreden. Mit dieser freundschaftlichen Geste wird man den achtfachen Weltmeister sicher gnädig stimmen – und ihn dankbar machen.

Am Freitag meinte Marc Márquez: «Für mich ist es bereits eine Ehre, dass mein Bruder auf der Kandidatenliste Alex aufscheint. Es ist ein Vergnügen, dass der neue Moto2-Weltmeister zur Debatte steht.»

Der Superstar wurde aber gleich konkreter: «Alex ist bereit, ein MotoGP-Bike zu fahren. Welches Fabrikat, das kann ich nicht beurteilen. Er ist ein Fahrer, der Zeit für seine Schritte braucht. In der Moto2 hatte er anfangs Mühe. Aber er war von Anfang an in manchen Trainings und Rennen richtig schnell. 2019 war das erste Jahr, in dem alles zusammenpasste. Er hatte bei Marc VDS die passenden Techniker. Alex fährt gut. Er hat fünf Moto2-Jahre hinter sich. Das genügt meiner Meinung nach. Natürlich ist die Honda ein schwieriges Motorrad. Aber Honda ist Honda. Wenn du ein guter Fahrer werden willst, musst du dich solchen Herausforderungen stellen. Außerdem hat Honda mit mir in diesem Jahr elf Siege errungen und 17 Podestplätze. Das Bike kann also nicht so übel sein.»

Jetzt steht fest: HRC wollte Marc diesen sehnlichen Wunsch nicht abschlagen.

So schlägt Honda zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Serien-Weltmeister wird bei Laune gehalten – und Honda sichert sich einen aktuellen Moto2-Weltmeister, der Potenzial für die Zukunft hat, während Nakagami und Zarco auf der Honda bisher einiges schuldig geblieben sind.

Übrigens: Marc und Alex Márquez befanden sich beim Valencia-Test im November 2014 bereits einmal mit einer Honda RC213V gemeinsam auf der Piste. Alex wurden damals von HRC als Belohnung für den Moto3-WM-Titel zehn MotoGP-Runden spendiert.

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta hat zwar in diesem Jahr einmal gesagt: «Ich brauche keine weiteren Spanier in der MotoGP». Deshalb wollte er Zarco ins Honda-Werksteam transferieren, aber Honda und Repsol machten da nicht mit.

HRC, Márquez-Manager Emilio Alzamora und Alex Márquez sind sich bereits am Freitagabend in Valencia einig geworden.

Honda wollte keine Zeit vergeuden, denn als Rookie braucht Alex so viele Testtage wie möglich. Er wird deshalb bereits am Dienstag und Mittwoch auf der Honda RC213V sitzen. Anfangs voraussichtlich auf einem ausgereiften 2019-Modell. Bei Alpinestars wurde für den Test bereits ein Repsol-Leder für Alex in Auftrag gegeben.

Marc VDS-Teammanager Joan Olivé verlangte heute ein Meeting mit Emilio Alzamora und wurde dann vor vollendete Tatsachen gestellt.

Am Samstag um 10 Uhr saßen Alex Márquez und Papa Juliá in der Marc VDS-Hospitality beim Abendessen. Im ganzen Team herrschte gedämpfte Stimmung. «Alex verlässt uns», waren sich alle Teammitglieder einig.

«Avintia-Ducati ist kein Top-Team», stellte Johann Zarco am Samstag fest. «Bevor ich dorthin gehe, kehre ich in die Moto2 zurück.»

Bei Marc VDS wird der Franzose mit offenen Armen empfangen.

So sehen die MotoGP-Teams 2020 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Alex Márquez

Ducati Team
Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Valentino Rossi

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Pol Espargaró, Brad Binder

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Andrea Iannone

Pramac Racing
Jack Miller, Francesco Bagnaia

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Karel Abraham

Petronas Yamaha SRT
Fabio Quartararo, Franco Morbidelli

LCR Honda
Cal Crutchlow, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Miguel Oliveira, Iker Lecuona

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