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Pit Beirer: Warum KTM auf lange Partnerschaft setzt

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró: KTM-Aushängeschild auf Lebenszeit?

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Red Bull KTM will auch nach der Saison 2020 in der MotoGP mit den vorhandenen Fahrern weitermachen. Pit Beirer sagt, warum er so gern mit über viele Jahren mit den gleichen Fahrern zusammenarbeitet.

Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der KTM-Gruppe, die jetzt Pierer Mobility heißt, will für die MotoGP-Jahre 2021 und 2022 keinen keinen Topfahrer mehr engagieren. Nach dem Reinfall mit dem, vermeintlichen neuen Teamleader Johann Zarco, der eine Jahresgage von 1,8 Millionen Euro kassiert und nur einen Top-Ten-Platz schaffte, will KTM nach der Saison 2020 in der Königsklasse die beiden MotoGP-Teams aus dem bestehenden Fahrerpool rekrutieren: Pol Espargaró, Brad Binder, Miguel Oliveira und Iker Lecuona; Moto2-Pilot Jorge Martin steht als Personalreservere zur Verfügung.

Stefan Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Unsere aktuellen MotoGP-Fahrer sind alle mit Red Bull und KTM groß geworden. Da entsteht eine andere Beziehung. Unser Ziel ist es, dass wir alle diese Fahrer bei uns behalten. Wir haben nicht die Absicht, 2020 auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Wir möchten das Geld gern in das MotoGP-Bike investieren.»

Auch KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer pflichtet dem Firmenchef bei. «Wir haben bei KTM in verschiedenen Sportarten gelernt, dass wir mit jenen Fahrern am besten fahren, mit denen wir über längere Jahre gemeinsam groß geworden sind. Daraus haben sich ganz starke Partnerschaften entwickelt. Es geht halt nicht immer nur bergauf. Es gibt zwischendurch schwierige Zeiten. Da brauchst du Fahrer, die trotzdem zum Hersteller stehen, genau so wie sie uns brauchen, wenn sie mal mit einer Verletzung oder sonstwas in den Seilen hängen. Wir haben zu vielen Fahrern eine spezielle Beziehung. In der MotoGP-WM haben wir mit Pol Espargaró, Miguel Oliveira und auch Brad Binder zum Beispiel drei Fahrer, die schon länger bei uns sind, die wir inzwischen gut kennen und auf die wir voll vertrauen. Durch den Weggang von Zarco kommt noch ein anscheinend wilderer Bursche dazu, nämlich Iker Lecuona. Er fährt 2020 die dritte Saison auf KTM, was aber auch ganz erfrischend ist, wenn ein Fahrer nicht so viele vorgefertigte Meinungen im Kopf hat, sondern sich einfach mal auf so ein MotoGP-Gerät drauf haut und ordentlich am Gashahn dreht.»

Der amerikanische Supercross-Star Ryan Dungey ist zum Beispiel in den USA lange gemeinsam mit KTM marschiert und von Sieg zu Sieg und Titel zu Titel geeilt. Er gewann die Supercross-WM 2015, 2016 und 2017!

«Aber ich denke auch an Marc Coma. Der Spanier hat bei uns im Rallye-Sport angefangen und seine Karriere bei uns beendet – nach fünf Gesamtsiegen bei der Dakar», hält Beirer fest. «Auch Motocross-Pilot Tony Cairoli ist seit 2010 lückenlos bei uns, obwohl er eigentlich schon vor drei Jahren aufhören wollte und immer noch als Titelanwärter gilt. Marvin Musquin ist sogar seit 2009 lückenlos bei uns. Auf solche Verbindungen sind wir natürlich stolz. Jeff Herlings ist auch schon elf Jahre bei KTM. Inzwischen haben wir auch im Road Racing mit den erwähnten Fahrern bereits eine gewisse Historie.»

«Wir haben gesehen, dass so langfristige Partnerschaften zum Erfolg führen», ergänzte Pit Beirer. «Natürlich muss für beide Partner der Drang nach vorne da sein. Ein Fahrer muss gewinnen wollen, und wir müssen ihm ein entsprechendes Motorrad hinstellen. Man kann sich nicht auf einer langfristigen Partnerschaft ausruhen, nur weil sie schon viele Jahre andauert. Wir fühlen uns auf jeden Fall wohl, wenn wir Fahrer im Team haben, die wir schon länger kennen.»

Zu den treuesten KTM-Helden zählt Petr Pilat. Er gilt als außergewöhnlicher Fahrer. Denn der 24-jährige Tscheche entwickelte sich vom Motocrosser zu einer der Größen im Freestyle-Sport. Ein unglaubliches Jahr erlebte der KTM-Star 2018, als er sich nach einem schlimmen Trainingssturz zurückkämpfte und die Freestyle Motocross-Europameisterschaft gewann. Pilat ist bereits seit zwölf Jahren bei KTM unter Vertrag.

Gar nicht mehr von KTM wegzudenken ist Dakar-Sieger Matthias Walkner. Er hat bald 16 Jahre bei den Mattighofenern hinter sich und gewann für KTM neben der Dakar auch die MX3-WM.

Auch der zweifache Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner gilt als KTM-Urgestein. Er fuhr 1983 erstmals für die Mattighofener, gewann 1984 und 1985 auf KTM zweimal die 250-ccm-Cross-WM und übernahm nach seiner Karriere zuerst eine Rolle als Sportmanager und dann als Berater.

Pit Beirer selbst bestritt 2003 erstmals die 250er-Cross-WM im KTM-Werksteam. Der aus Radolfszell am Bodensee stammende Athlet benedete die 250er-WM 1997, 1998, 2000 und 2002 als gesamtdritter, 1999 als Vizeweltmeister. Pit stürzte aber am 3. Juni 2003 beim Bulgarien-GP in Sevlievo schwer und sitzt seither wegen einer Querschnittlähmung auf Höhe des sechsten Brustwirbels im Rollstuhl. Ein halbes Jahr nach dem Unfall übernahm er auf Wunsch von Stefan Pierer bei KTM Aufgaben zur Sponsorship-Betreuung, dann in der Kommunikation – und seit mehr als zehn Jahren leitet er sämtliche Motorsport-Aktivitäten von KTM, seit 2013 auch von Husqvarna und jetzt zusätzlich von GasGas.

Bei Beirers Ankunft hatte KTM 79 WM-Titelgewinne erreicht, inzwischen sind es 307.

Die treuesten KTM-Fahrer:

 

Fahrer Beginn Ende Jahre
Marc Coma 2005 2016 11
Ivan Cervantes 2003 2016 13
Jeffrey Herlings 2009 2020 11
Antonio Cairoli 2010 2020 10
Brad Binder 2015 2020 6
Marvin Musquin 2009 2021 12
Matthias Walkner 2004 2020 16
Taddy Blazusiak 2007 2019 12
Toby Price 2010 2021 11
Sam Sunderland 2014 2021 7
Jonny Walker 2013 2020 7
Robert Taylor 2014 2020 6
Petr Pilat 2008 2020 12

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