Hockenheim: SBK-WM ein Hoch-Risiko-Spiel

Dovizioso: Was für eine Trainingsgemeinschaft spricht

Von Nora Lantschner
Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso beim MX-Training

Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso beim MX-Training

«Das Konzept von Teamkollegen in der MotoGP ist ganz anders als im Fußball», weiß Danilo Petrucci. Trotzdem setzt sein Ducati-Teamkollege Andrea Dovizioso auf eine Trainingsgemeinschaft.

«Meiner Meinung nach bin ich einer der wenigen Leute, die das Talent in Danilo gesehen haben. Das Talent, das in ihm steckt, wird nicht anerkannt. Vor allem wenn wir gemeinsam trainieren, fällt mir das auf. Wie bei jedem Fahrer gibt es Aspekte, die man verbessern kann, aber meiner Meinung ist er ein großes Talent», fand Andrea Dovizioso lobende Worte für seinen aktuellen Teamkollegen Danilo Petrucci.

Deshalb machte «Dovi» seinem Landsmann schon vor der Saison 2019 den Vorschlag, eine Trainingsgemeinschaft zu bilden: «Wenn wir gemeinsam in verschiedenen Sportarten trainieren, kann es ein Vorteil für beide sein. Ich habe eine gewissen Erfahrung und kann dir helfen. Ich weiß auch, wie stark du bist, also kannst du mir helfen, mich in anderen Aspekten anzutreiben.»

«Petrux» willigte bekanntlich ein und zog in die Nähe von Dovis Heimat Forlì. Seither sind die beiden Ducati-Werksfahrer auch immer wieder gemeinsam beim Motocross- oder Flattrack-Training zu sehen. Nach dem Mugello-GP, wo Petrucci seinen ersten MotoGP-Sieg feierte, zog Dovizioso sogar einen Vergleich mit den Schützlingen von Startrainer Aldon Baker, der in den USA die Supercross-Asse von Husqvarna und KTM – darunter Titelverteidiger Cooper Webb – unter seinen Fittichen hat.

Petrucci weiß die Trainingsgemeinschaft zu schätzen: «Keiner der Fahrer, die um die Weltmeisterschaft kämpfen, hat das je mit seinem Teamkollegen gemacht. Das Konzept von Teamkollegen in der MotoGP ist auch ganz anders als im Fußball oder im Radsport. Der Teamkollege ist in der MotoGP dein erster Gegner, weil du dich mit dem messen musst, der auf demselben Motorrad sitzt», ergänzte der 29-jährige aus Terni.

Was spricht also für die Zusammenarbeit? «Die Möglichkeit, mit MotoGP-Fahrern, die ein ähnliches Talent haben, in anderen Sportarten zu trainieren, wo man jedes Mal versucht, noch mehr zu geben – das kann dir nur helfen, bereit für die Rennen zu sein», erklärte Dovizioso.

«Wenn man auf dieses Niveau kommt, sind alle stark, jeder hat Talent. Aber man muss an gewissen Details arbeiten», fügte der MotoGP-Vizeweltmeister der vergangenen drei Jahre an. «Gemeinsam hat man die Möglichkeit, am Limit zu arbeiten. Wenn wir gemeinsam fahren, riskieren wir in Wahrheit viel, weil wir richtig pushen. Aber auf der anderen Seite, wenn wir zu den Rennen kommen, treffen wir ja auch nicht auf schwächere Fahrer. Wir müssen versuchen, noch bessere Fahrer zu schlagen. Es gibt Vor- und Nachteile, wie das Risiko, aber meiner Meinung nach ist es eine gute Sache.»

«Ich bin auch keiner, der versucht, vor seinen Gegnern zu verstecken, was er macht. Das ist nicht meine Priorität», bekräftigte Dovi. «Wenn wir zusammenarbeiten, decke ich natürlich meine Karten auf, aber am Ende haben wir beide die gleichen Möglichkeiten. Das ist also nicht das Problem – wir müssen andere Fahrer schlagen und uns darauf konzentrieren. Er hat es mir nicht einfach gemacht und war in einigen Rennen vor mir. Aber am Ende war es ein Vorteil für beide», ist der WM-Zweite sicher. «Jedes Mal, wenn wir zusammen auf der MX-Strecke trainieren, ist es für mich ein Ansporn, ich versuche zu lernen. Und er genauso. Deshalb haben wir dieses gute Verhältnis.»

Übrigens: Das interne Duell fiel in den 19 Rennen der Saison 2019 eindeutig aus – 15 sammelte Dovizioso mehr Punkte als der WM-Sechste Petrucci. In den Qualifyings war es ausgeglichener: Elf Mal stand Dovi weiter vorne, acht Mal Petrux.

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