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Rossi und Lorenzo: Nicht nur aller Anfang ist schwer

Kolumne von Michael Scott
Jorge Lorenzo kehrt in Sepang auf die Yamaha M1 zurück

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Valentino Rossi muss sich noch entscheiden, ob er seine MotoGP-Karriere nach 2020 beendet. Bei Jorge Lorenzo schien die Entscheidung gefallen, aber so einfach ist es dann doch nicht.

Es war schon immer schwierig, es in die Spitzenklasse des GP-Rennsports zu schaffen. Zunächst muss man eine Kombination aus Talent und Entschlossenheit besitzen. Die Level können dabei variieren (Fahrtalent, beispielsweise, kann eine natürliche Gabe sein oder erlernt werden) – aber die Summe aus beiden muss ungeheuer groß sein.

Dann braucht man eine Eintrittskarte. Die bekommt man normalerweise nicht ohne beachtliche Ausgaben. Das gilt sogar für die talentiertesten Fahrer… Obwohl die ganz Glücklichen diejenigen sind, die früh von talentsuchenden Managern entdeckt werden, die ihrerseits gute Kontakte zu finanzstarken Sponsoren pflegen. Rossi und Márquez zum Beispiel hatten von Anfang an einflussreiche Leute hinter sich, die ihre Rechnungen bezahlt haben. Im Gegensatz dazu mussten Casey Stoner und seine Familie viele Rückschläge einstecken, ehe Alberto Puig ihn aufsammelte. Die Familie Binder musste auf ihre Rücklagen zurückgreifen, um Brad dorthin zu kriegen, wo er heute ist… Sein Vater ist ein erfolgreicher Minen-Industrieller aus Südafrika, ohne dessen Unterstützung wäre es höchst unwahrscheinlich gewesen, dass es Brad jemals in den GP-Sport geschafft hätte.

Diese Kolumne befasst sich aber nicht damit, wie schwierig es ist, an die Spitze des Motorradrennsports zu gelangen, sondern damit, wie schwierig es ist aufzuhören. Dafür gibt es momentan zwei sehr energische Beispiele – beide sind Weltmeister und Superstars der Szene.

Für besonders viel Gesprächsstoff sorgt der Fall von Valentino Rossi. Will er nicht aufhören zu fahren oder weiß er nicht wie? Es ist ja schön und gut, dass Fans sich immer darüber aufregen, wenn ich mich wundere, ob es für ihn vielleicht an der Zeit ist aufzuhören.

Aber das mache ich eigentlich nur, weil ich mich um seine Sicherheit und Gesundheit sorge. Valentino muss uns wirklich nichts mehr beweisen, weder sein Talent noch seine Entschlossenheit. Trotzdem will er es.

Rätselhafter ist der Fall seines einst gehassten Teamkollegen Jorge Lorenzo. Wie Valentino hat auch Jorge versucht, eine neue Motivation zu finden, indem er von Yamaha zu Ducati wechselte. Anders als Valentino hatte Jorge Erfolg damit (auf einem deutlich verbesserten Motorrad). Dann, mit einem denkbar ungünstigen Timing, gerade als er begann Rennen zu gewinnen, wurde es bei Ducati ungemütlich für ihn und so entschloss er sich, auch diesem Werk den Rücken zu kehren.

Lorenzos erzwungener Wechsel zu Repsol Honda war gleichzeitig mutig und interessant, ging aber komplett nach hinten los, da sein butterweicher Fahrstil sich nicht mit der bockigen Honda vereinbaren ließ. Seine Saison 2019 war grässlich mitanzusehen und, ganz offensichtlich, noch schlimmer zu erleben. Jorge war ohnehin schon mitgenommen von der Ducati und seine Versuche, die RC213V zu zähmen, setzten ihm derartig zu, dass der 32-jährige Star schließlich beim Saisonfinale 2019 in Valencia zur Pressekonferenz lud und seinen frühzeitigen Rückzug aus der MotoGP-WM verkündete.

Obwohl Lorenzo (großteils) eiskalt blieb, war es doch eine emotionale Angelegenheit. Und eine der Emotionen war die spürbare Erleichterung. Ein Crescendo aus Schmerz und Verletzungen fand ein Ende. Er hatte sein Leben neu zu schätzen gelernt und erklärte: «Ich habe immer gesagt, dass es im Leben nicht nur um Motorräder geht. Aber ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was ich in Zukunft machen werde. Ich werde diesen Winter einen langen Urlaub an einem sonnigen Ort machen.»

Schauet doch und sehet. Nach seinen langen Überlegungen – kehrte er auf eine MotoGP-Maschine zurück!

Es geschah in seiner neuen Testfahrerrolle auf der Yamaha M1, mit der er neun Jahre lang erfolgreich war: Drei Titel (er war der letzte Fahrer, dem es gelang, Márquez einen Titel abzunehmen) und 44 seiner 47 MotoGP-Siegen hat er in seiner Yamaha-Zeit geholt, die er – wenig verwunderlich – als die «wahrscheinlich beste Zeit meiner Karriere» beschrieb.

Natürlich war er schnell: Er fuhr beim Sepang-Test an nur einem von drei Testtagen und lag dabei mit dem 2019-Bike 1,348 Sekunden hinter der Bestzeit von Yamahas größter Hoffnung, Fabio Quartararo – und das auf einem Motorrad, mit dem der Mallorquiner drei Jahre lang nicht gefahren war.

Yamaha landete einen Volltreffer. Sie waren schlau genug, sich ihn zu schnappen (überraschenderweise ließ ihn Honda ein Jahr früher aus seinem Zweijahresvertrag aussteigen, ohne eine Klausel einzubauen, die das verhindern hätte können). Jorges seidenglatter Fahrstil gleicht dem von Quartararo und sein Entwicklungstalent wird daher extrem wertvoll sein.

Es wird in dieser Saison wohl Wildcard-Einsätze geben und möglicherweise agiert Lorenzo auch als Ersatzfahrer, sollte sich jemand verletzen. Ist es also nicht so einfach aufzuhören?

In den vergangenen 30 Jahre gab es zehn Weltmeister: Wayne Rainey, Kevin Schwantz, Mick Doohan, Alex Crivillé, Kenny Roberts Junior, Valentino Rossi, Nicky Hayden, Casey Stoner, Jorge Lorenzo und Marc Márquez. Davon haben nur Crivillé, Roberts und Stoner dem Motorradrennsport freiwillig den Rücken gekehrt.

Crivillé verschwand immer mehr, da er rennmüde wirkte. «Little Kenny» Roberts’ Entscheidung war rational, wurde aber auch davon beeinflusst, dass er einfach nicht mehr jene Leistung erbrachte, die er wollte. Stoner zog sich mit nur 27 Jahren zurück, auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Das war ein bewusster, charakteristischer Schritt eines bekanntlich sehr sturen Superstars.

Die anderen Asse mussten ihre Karrieren wegen Unfällen beenden, Hayden verstarb im Training bei einem tragischen Verkehrsunfall.

Es scheint ganz so, als wäre ein Rückzug von der Spitze genauso schwierig, wie überhaupt erst dort hinzugelangen.

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