KTM bekräftigt MotoGP-Teilnahme 2025

Coronavirus bedroht Motorsport: WM ohne Zuschauer?

Von Günther Wiesinger
Beim Nacht-GP in Katar fehlen an diesem Weekend erstmals die MotoGP-Teams

Beim Nacht-GP in Katar fehlen an diesem Weekend erstmals die MotoGP-Teams

Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt einschätzen, wie es im Motorsport mit den namhaften Rennserien weitergeht. Mit Absagen, Verschiebungen und einschneidenden Maßnahmen ist zu rechnen.

In der Formel 1-Weltmeisterschaft wurde bisher noch kein Grand Prix gestrichen. Liberty Media als Inhaber der kommerziellen Rechte und der Weltverband FIA wollen Melbourne (8. März), Bahrain (15. März) und Vietnam (29. März) wie geplant durchziehen. Ob sich diese Absicht angesichts der Reisewarnungen, der immer strenger werdenden Reisebeschränkungen und der rigorosen Quarantäne-Bestimmungen durchzuhalten ist, wird sich zeigen.

Besonders die Italiener haben einiges zu befürchten, denn in Italien traten allein am gestrigen Freitag 778 bestätigte neue Covid-19-Fälle auf.

Das MotoGP-Rennen in Katar musste abgesagt werden, weil sechs von elf Teams in Italien stationiert sind, diese Rennställe fast nur italienische Teammitglieder haben (Ducati Corse und Pramac Ducati je eines) und diese Personen bei der Ankunft in Doha gleich 14 Tage in Quarantäne gesteckt worden wären.

Zwar gibt es auch in den Klassen Moto3 und Moto2 je fünf italienische Teams, aber diese waren von 28.2. bis 1.3. beim Test auf dem Losail Circuit – und blieben bis zum GP-Wochenende (6. bis 8. März) gleich vor Ort.

Die sechs italienischen MotoGP-Teams (Monster Yamaha, Ecstar Suzuki, Ducati Corse, Pramac Ducati, Aprilia Gresini Racing und LCR-Honda) standen vor einem ernsthaften Problem: Die MotoGP-Fahrer hatten nämlich von 22. bis 24.2. in Katar getestet und dann das gesamte Material für den Grand Prix in den Boxen zurückgelassen. Weil die meisten Teammitglieder nicht mehr einreisen konnten, mussten befreundete Teams das Material (ca. 12 bis 14 Tonnen pro Team) in die Frachtkisten packen. Die exakten Anweisungen kamen per Facetime-Video aus Italien.

Jetzt stehen bald 400 Tonnen Fracht in Doha bereit. Aber wohin diese vielen Kisten mit vier Boeing-747-Fracht-Jumbos geflogen werden, weiß niemand.

Denn Thailand (22. März) wurde bereits auf 4. Oktober verschoben, der Texas-GP vom 5. April muss abgesagt werden, denn in Austin wurde von Bürgermeister Steve Adler bereits der Katastrophenzustand proklamiert («local state of disaster»). Die gestern erfolgte Absage des jährlichen «Tech, Music and Film Festivals» (SXSW) in Austin, für 13. bis 22. März vorgesehen gewesen, lässt nichts Gutes erahnen.

Die Motocross-WM ist hingegen letzte Woche in Matterley Basin/GB gestartet worden und wird an diesem Weekend in Valkenswaard/NL fortgesetzt.

Der nächste Termin: Neuqen in Argentinien am 22. März.

Beunruhigend ist, dass sich die Situation in manchen Ländern verschärft. So werden zum Beispiel in Israel seit zwei Tagen alle Reisenden aus Deutschland und Österreich bei der Ankunft sofort 14 Tage unter Quarantäne stellt.

In der Schweiz wurden alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis vorläufig 15. März untersagt. Frankreich hat alle Events mit mehr als 5000 Menschen verboten.

Es werden weltweit täglich Flugverbindungen gestrichen, sogar der Bahnverkehr von Österreich nach Italien wurde lahmgelegt.

Die Ungewissheit wird noch einige Wochen andauern. «Hope for the best and prepare for the worst», lautet bei vielen global tätigen Firmen die Devise.

«Notfalls werden wir die MotoGP-WM 2020 bis Weihnachten hinauszögern», sagte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta, der Promoter der Motorrad-WM, der auch die Superbike-WM (zweiter Event in Katar am 15. März abgesagt) promotet.

Etliche Mediziner der Weltgesundheitsorganisation WHO sind aufgrund von Forschungen der Ansicht, die Verbreitung der Covid-19-Epidemie könnte bei wärmeren Temperaturen eingedämmt oder sogar gestoppt werden. Denn im heißen Thailand stagniert die Zahl der Infizierten bei 50, im Riesenstaat Indien bei 34, in Indonesien wurden erst vier Fälle nachgewiesen.

Trotzdem treten an diesem Wochenende beim Asian Talent Cup in Doha/Katar keine Fahrer aus Indonesien an. Die Teamchefs von Astra Honda haben es ihnen nicht erlaubt.

Übrigens: Beim Motorrad-GP in Katar dürfen die Inhaber von Gästeausweisen der Teams nicht ins Fahrerlager. Total hatten die Teams für diesen Event 575 Gästeausweise beantragt. Die meisten Gäste sind wegen dieser strengen Maßnahme daheim geblieben.

Im MotoGP-Krisenstab wird sogar darüber diskutiert, ob man irgendwann dazu übergehen sollte, Grand Prix unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen und die Fans nur über Live-TV zu informieren.

In der Fußballwelt gehören solche Szenarien zum Alltag.

Im «worst case» müssen wir uns auch im Motorsport bald damit anfreunden.

Die WM-Promoter wie Liberty Media und Dorna stehen vor einem finanziellen Desaster. Denn ohne Ticketverkäufe würden die Rennveranstalter geringere Austragungsgebühren bezahlen, und die Serien-Promoter für Formel 1 und MotoGP müssten auch bei der Bandenwerbung, bei den «GP naming rights», bei den Programmheftverkäufen und bei den VIP-Ticket-Sales Millionen-Einbußen in Kauf nehmen. Bei Absagen entfallen alle Einnahmen.

Bahrain hat den Ticketverkauf bereits gestoppt. Zumindest die Scheichs können sich WM-Läufe ohne Zuschauer finanziell locker leisten. Vietnam wird kaum stattfinden, wenn sich die Corona-Situation nicht bald empfindlich bessert, denn es wurden strenge neue Einreisebestimmungen erlassen.

Eines steht fest: Es wird keine WM-Läufe in irgendeiner namhaften Rennserie geben, in der manche Nationen wegen ihrer Herkunft aus einem Corona-Hotspot wie Italien benachteiligt werden.

Ein Formel-1-GP ohne die Scuderia Ferrari und ohne Alpha Tauri bleibt unvorstellbar. Das hat auch Liberty-Media-Berater Ross Brawn inzwischen bestätigt.

«Entweder wir fahren alle oder keiner», sagte der französische Red Bull-KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal zu diesem Thema.

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