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Doping: Iannone ist in prominenter Gesellschaft

Von Günther Wiesinger
Am Mittwoch verkündete der Motorrad-Weltverband FIM das Urteil im Dopingfall Andrea Iannone: Der Aprilia-Werksfahrer wurde für 18 Monate gesperrt. Seine Verteidigungsstrategie war nicht neu.

Andrea «The Maniac» Iannone hat seinem Künstlernamen wieder einmal alle Ehre gemacht. Der Aprilia-MotoGP-Werksfahrer ist wegen eines Doping-Vergehens vom Motorrad-Weltverband FIM für 18 Monate gesperrt worden.

Die Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM) fand bei einer Kontrolle beim Sepang-GP am 3. November die Substanz «Exogenous Anabolic Androgenic Steroids» (AAS) im Urin von Iannone, die 2019 auf der Liste der verbotenen Mittel steht.

Iannone mimt das Unschuldslamm: Die anbolen Steroide seien über die Nahrungskette in seinen Körper und seinen Urin gelangt. Mit dieser Verteidigungsstrategie war schon der ehemalige Tour de France-Sieger Alberto Contador kläglich gescheitert. Er hatte öffentlich vermutet, ein Steak von einem mit Steroiden behandelten Rind verspeist zu haben.

Wir kennen von beschuldigten Sportlern aller Disziplinen die merkwürdigsten Ausreden. Der deutsche 5000-Meter Läufer Dieter Baumann klagte einst, die verbotene Substanz müsse sich in seiner Zahnpasta verborgen haben. Der aus Litauen stammende Radrennfahrer Raimondas Rumsas, der dann in Frankreich wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetzt wochenlang im Gefängnis rumsaß, erklärte, die im Auto seiner Frau gefundenen Mittel seien für seine Schwiegermutter bestimmt gewesen. Der Belgier Frank Vandenbroucke erzählte der Polizei, die bei ihm aufgefundenen Doping-Substanzen seien als Leckerbissen für seinen Hund vorgesehen gewesen. Ein italienischer Radprofi erzählte zuerst, die Koka-Substanzen müssten ihm vom Zahnarzt mit einer Spritze verabreicht worden sein. Als der Dentist diese Version vehement in Abrede stellte, beschuldigte der Dopingsünder seine Tante, sie habe ihm einen Koka-Tee eingeflößt.

Iannone befindet sich also bei der Suche nach Ausreden in prominenter Gesellschaft. Auch sein Landsmann Marco Pantani und andere Radstars von Jan Ullrich («Ich habe nie betrogen») bis zu Lance Armstrong vertuschten die Doping-Vergehen jahrelang.

Fakt ist: Es gibt keine Substanz, die einen Rennfahrer schneller macht, es sei denn bei einem 24-h-Rennen, wenn man versucht, sich mit Amphetaminen aufzuputschen und länger wachzuhalten.

In der Königsklasse betraf der bisher prominenteste Dopingfall den australischen Lucky Strike Suzuki-500-Werksfahrer Anthony Gobert. Er galt schon bei seiner Ankunft als notorischer Rauschgiftsünder. Auch sein Alkoholkonsum galt als legendär. Deshalb verlangte das Team eine Urinprobe. Gobert erschien beim Test mit einem in der Unterhose versteckten Ziploc-Beutel mit Fremdurin. Der Test fiel trotzdem positiv aus, Gobert wurde der Konsum von Marihuana nachgewiesen. Was Gobert nicht wusste: Marihuana kann auch nach 30 Tagen noch im Urin nachgewiesen werden.

Andrea Iannone: Manager von Sünder Fenati

Iannone könnte auch eine Partydroge zum Verhängnis geworden sein. Seit seiner Beziehung zur prominenten TV-Moderatorin und Model Belén Rodriguez gehört er in Italien zu den Stammgästen am roten Teppich. Zuletzt war der 30-Jährige mit der Influencerin Giulia De Lellis (24) liiert, aber seit wenigen Wochen gehen die beiden getrennte Wege. Jetzt könnte am grünen Tisch auch seine MotoGP-Karriere beendet worden sein, denn bis zum 16. Juni 2021 ist er nun gesperrt. Iannone und Aprilia kündigten aber an, beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne Berufung einzulegen.

Kurios: Seit dem vergangenen Sommer ist Iannone gemeinsam mit Vater Regalino und Bruder Angelo Manager von Romano Fenati. Der elffache GP-Sieger war wegen der Attacke gegen Manzi im Moto2-Rennen von Misano 2018 monatelang gesperrt gewesen.

Iannone gilt schon seit einiger Zeit als «enfant terrible». Pompöse Yacht-Ausflüge, Luxusreisen mit Privatjets, Bentley, Schönheits-Operation, prominente Liebschaften – seine Arbeitgeber müssen einiges in Kauf nehmen.

Bem Sepang-Test 2019 fiel Iannone überwiegend aus. Nach einer weitgehend misslungenen Gesichts- und Kiefer-Operation beim Schönheits-Chirurgen machte sich der Italiener zum Gespött im Fahrerlager. Er litt unter so starken Schmerzen, dass er nur wenige Runden lang einen Sturzhelm tragen konnte.

Das Fahrkönnen des Aprilia-Werkspiloten ist aber unumstritten. Er siegte viermal in der 125er-WM, achtmal in der Moto2 und einmal in der MotoGP, als er 2016 in Spielberg auf der Werks-Ducati die seit 2010 (seit Stoners Erfolgen) andauernde Durststrecke der Roten in der MotoGP-WM mit einem glorreichen GP-Triumph beendete. Es gab aber immer wieder Aussetzer auf der Strecke, in Las Termas 2016 mit Dovizioso, dann mit Lorenzo in Texas. Schon in der 125er-WM verprügelte er in Misano Pol Espargaró.

Nach zwei Suzuki-Jahren mit je 3 Millionen Jahresgage landete Iannone 2019 für zwei Jahre bei Aprilia.

Er wirkte schon bei Suzuki oft extrem lustlos, wenn die Qualität des Bikes zu wünschen übrig ließ. Er handelte sich deshalb 2017 heftige Kritik von Kevin Schwantz ein.

Auch bei Aprilia stand «The Maniac» (der Verrückte) 2019 über weite Strecken klar im Schatten von Aleix Espargaró. Er sorgte aber mit Platz 6 auf Phillip Island für das beste Saisonergebnis des Werks aus Noale.

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