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Knallharte Strafe: Andrea Iannone 18 Monate gesperrt

Von Günther Wiesinger
Andrea Iannone

Andrea Iannone

Alle fadenscheinigen Beteuerungen haben nichts genützt. Aprilias MotoGP-Werkspilot Andrea Iannone wurde vom Weltverband FIM für 18 Monate gesperrt.

Das Urteil des Motorradweltverbands FIM wird heute noch offiziell verkündet. Das Aprilia Gresini Racing Team und Teamchef Massimo Rivola haben die Botschaft bereits erfahren: Der Aprilia-MotoGP-Werksfahrer wird wegen der Einnahme anaboler Steroide für 18 Monate für alle Aktivitäten gesperrt. Damit darf Iannone über das Ende seines Aprilia-Vertrags hinaus keine Motorradrennen fahren.

Der Aprilia-Werksfahrer Andrea Iannone muss also für seine beiden positiven Dopingproben nach dem Rennen in Sepang am 3. November die Konsequenzen tragen.

Natürlich hat noch nie ein Dopingsünder in irgendeiner Sportart, ob Radsport, Triathlon, Leichtathletik oder Skilanglauf, ein Geständnis abgelegt. Bei Iannone ist es nicht anders. Aber seine Verteidigungs-Strategie hörte sich besonders dilettantisch an.

Er sei im Herbst im Oktober und November für vier Grands Prix (Buriram, Motegi, Phillip Island und Sepang) in Übersee gewesen. Dort habe er zu viele Steaks gegessen, und man wisse ja, dass in Asien die Rinder gern mit Steroiden präpariert werden. Außerdem: Die Konzentration der verbotenen Substanz sei mit 1,150 Nanogramm pro Milliliter gering.

Das mag schon sein. Aber Niki Lauda hat in Zolder einmal wegen 0,5 kg Untergewicht einen Formel-1-Sieg verloren. Fabio Quartararo hat wegen 0,05 bar zu wenig Luft im Hinterreifen 2018 den Moto2-Sieg in Motegi verspielt. Wenn nur 20 Liter Sprit erlaubt sind, drückt auch bei einem Tankinhalt von 20,2 Liter niemand ein Auge zu. Und wenn der Hubraum mit 1000 ccm festgesetzt ist, darf niemand mit 1001 ccm um die Wette fahren.

Wer in angeblich gefährdeten Gebieten zu viele Steaks zu sich nimmt, ist selber schuld.

Wer sich nicht für die Liste der verbotenen Substanzen interessiert, darf nachher nicht das Unschuldslamm mimen, wenn er auf frischer Tat ertappt wurde.

Der Anwalt von Iannone, Antonio De Rensis, reiste gemeinsam mit dem herangezogenen Berater Alberto Salomone, Antidoping-Experte und Chemiker an der Universität Turin, Anfang Januar nach Dresden, um bei der Öffnung der B-Probe anwesend zu sein. Keine Überraschung: Auch sie fiel positiv aus.

Es soll jetzt niemand behaupten, ein Dopingvergehen sei ein Kavaliersdelikt. Es geht hier um nichts anders als um Betrug und um den Versuch einer illegalen Leistungssteigerung. Oder um schnellere Regeneration. Im Radsport und im nordischen Skilanglauf gab es in den letzten Jahren Dutzende Razzien, Verhaftungen, staatsanwaltliche Ermittlungen und Gerichtsverfahren.

Klar, wie jeder Mensch verdient Andrea Iannone nach Verbüßung seiner Sperre eine zweite Chance. Auch West und Fenati bekamen sie.

Tatsache ist: Die Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM) fand bei einer Kontrolle beim Sepang-GP im November die Substanz «Exogenous Anabolic Androgenic Steroids» (AAS) im Urin von Iannone, die 2019 auf der Liste der verbotenen Mittel stand. Offenbar ist die erlaubte Dosis des verbotenen Stoffes Drostanolon überschritten worden.

BSB-Champion Scott Redding schrieb zur Meldung von Iannones Suspendierung auf seinem Instagram-Account: «Interessant. Testet mehr Fahrer regelmäßiger, damit der Sport sauber bleibt. Oder würde es dadurch einige unerwartete Überraschungen geben?»

Cal Crutchlow forderte schon 2018 strengere Antidoping-Kontrollen. «Wer glaubt, dass im besten Motorradsport der Welt niemand versucht, den einfachen Weg zu gehen, ist meiner Meinung nach dumm», meinte der LCR-Honda-Pilot, der angab: «Ich wurde einmal in 365 Tagen getestet.»

Die Rennfahrerkollegen sind von Iannone enttäuscht: Denn seinetwegen wird eine populäre Sportart weltweit in den Dreck gezogen und skandalisiert.

Ein Blick in die Statistik der der Welt Anti Doping Agentur (WADA) zeigt: Im Motorradsport – dazu zählen neben Straßenrennsport unter anderem auch Motocross, Supercross, Speedway, Enduro, Supermoto, Trial, Quad, Cross-Country und Endurance – wurden 2017 insgesamt 433 Proben auf verbotene Substanzen untersucht. Neun davon fielen positiv aus, das entspricht 2,1 Prozent.

Zum Vergleich: Im Radsport waren es im selben Zeitraum 23.575 Kontrollen, wobei der Befund in 280 Fällen (1,2 Prozent) positiv ausfiel. Im Wassersport (Schwimmen, Tauchen, Synchronschwimmen, Wasserball) waren es 15.138 Proben bei 64 positiven Tests (0,4 Prozent). Sogar im Segelsport gab es 567 Kontrollen, wobei deren drei (0,5 Prozent) auffällig waren.

Im Radsport müssen sich die Athleten für die Dauer ihrer Sperre sogar von Hobbyrennen fernhalten. Lance Armstrong, ein ehemaliger Triathlet, darf wegen seiner Sperre nicht einmal an Schwimm- oder Laufwettbewerben teilnehmen.

Andrea Iannone ist kein Opfer, sondern Täter. Dieser begnadete Motorradrennfahrer ist in den letzten Jahren in zahlreiche Fettnäpfchen (misslungene Schönheits-OP, Bentley vom Zoll in Italien beschlagnahmt) getreten. Er hat seinem Künstlernamen «The Maniac» (der Verrückte) alle Ehre gemacht.

Es bleibt zu hoffen, dass Iannone nach diesem Schlamassel seine Lehren zieht und nach der Sperre seine ins Trudeln geratene Karriere irgendwie rettet.

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