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«Bald Richtung Normalität unterwegs», sagt Pit Beirer

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró auf der MotoGP-KTM: Wann gibt es wieder WM-Punkte?

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Die MotoGP-Verantwortlichen sind angesichts der harten Corona-Realität Stimmungsschwankungen unterworfen. KTM-Rennchef Pit Beirer möchte trotzdem am liebsten im August wieder Rennen fahren.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei KTM, hat seinen Terminplan für die Weiterführung der Motorsportsaison in den letzten zwei Wochen revidieren müssen. Aber er rechnet immer noch mit zehn MotoGP-Events. «Bei den momentanen Fallzahlen ist es nicht mehr realistisch, mit Rennen im Juli zu rechnen», räumt der KTM-Stratege ein. «Aber erstens haben wir zum Beispiel bis September noch fünf Monate Zeit. Zweitens bin ich nicht ganz realitätsfremd. Trotzdem weiß ich, dass alle Mediziner auf der Welt und eine große Anzahl von Universitäten und Pharmafirmen nach Medikamenten und Impfstoffen gegen den Coronavirus forschen. Ich vergleiche das ein bisschen mit MotoGP: Da können wir auch nicht glauben, dass wir dank der Kunst der Ingenieure jedes Jahr 1 bis 1,5 sec schneller werden. Trotzdem finden die Ingenieure immer wieder Lösungen.»

Beirer weiter: «Deshalb habe ich sehr viel Vertrauen in die weltbesten Mediziner und hoffe, dass auf diesem Gebiet jetzt Entwicklungen stattfinden, die uns noch verblüffen und uns helfen werden. Dazu werden mehr Testkits in höheren Stückzahlen produziert, also können bald mehr Tests gemacht und gleichzeitig immer schneller ausgewertet werden. Dazu werden immer mehr ehemalige Infizierte einen Schutzwall für die gefährdeten Menschen errichten. Wir alle schützen uns durch Abstandsregeln, bessere Hygiene, durch das Tragen von Gesichtsmasken, wir schütteln uns nicht mehr so oft die Hände. Es werden also von allen Seiten die Stellschrauben ein bisschen manipuliert. Dadurch wird sich die Situation verbessern. Das klappt natürlich nur, wenn an all diesen Stellschrauben wirklich erfolgreich gedreht wird. Ich bin zuversichtlich und glaube fest daran, dass wir bald vermehrt positive Effekte sehen werden, die uns erlauben, 2020 irgendwo noch Rennen zu fahren.»

«Ich bin überzeugt, die Menschheit ist so schlau, dass wir alle unsere Möglichkeiten nutzen und somit in der zweiten Jahreshälfte trotz allem wieder Richtung Normalität unterwegs sein werden. Und dann werden auch wieder Motorsport-Wettbewerbe möglich sein», meint Pit Beirer.

Aber in manchen Ländern wie USA, ganz Südamerika, Mittelamerika, Japan, Australien, Südafrika und Indien hat sich die Pandemie erst verspätet breit gemacht. Deshalb werden die Reiseverbote und Grenzschließungen dort viel länger dauern als in manchen europäischen Ländern.

Das bedeutet: Viele Teammitglieder und Fahrer werden auch im September nicht von Übersee zu einem Grand Prix reisen können.

Ob Österreich, Deutschland oder die Niederlande im Herbst ihre Grenzen für Reisende aus Italien, Spanien oder Frankreich öffnen werden, bleibt höchst fraglich.

Ganz abgesehen von der Frage, ob dann die Lufthansa, SWISS, AUA, KLM, British Airways und Air France und andere europäische  Fluglinien ihre Flotten noch betreiben können.

«Naja, klar. Für uns Motorsportler und die gesamte Sportindustrie wird das Reisen natürlich das ganze Um und Auf sein. Da werden die Maßnahmen sicher nicht über Nacht alle gelockert. Deshalb rede ich nicht von nächster oder übernächster Woche», hält Beirer im Interview mit SPEEDWEEK.com fest. «Wir müssen uns schon noch ein paar Monate gedulden und uns Zeit geben, deshalb plane ich mal für September. Irgendwann werden die Grenzen Schritt für Schritt wieder aufgehen. Und am Anfang wird es vielleicht wirklich zwei, drei Events geben, bei denen man nur für das Fernsehen fahren muss. Bei diesem Neustart wird man auch nur eine ganz minimale Anzahl von Personen im Paddock zusammenbringen. Danach kann man die Systeme etappenweise wieder hochfahren.»

Am liebsten würde das Red Bull KTM-Werksteam natürlich bereits am 16. August beim GP von Österreich in Spielberg wieder um die Wette fahren. Denn dort steht eine mit 10.000 Fans besetzte KTM-Tribüne.

Aber werden dann KTM-Fahrer wie Brad Binder aus Südafrika, Toba und Sasaki aus Japan, dazu Red Bull Ajo-Schützling Nagashima, Deniz Öncü aus der Türkei, Pol Espargaró aus Spanien/Andorra und so weiter anreisen können?

«Naja, die Fahrer brauchen wir schon. Wenn im Sommer die Grenzen noch so eingefroren sind, dass nicht einmal ein GP-Fahrer irgendwo hinreisen kann, ohne 14 Tage in Quarantäne gesteckt zu werden, dann fahren wir natürlich keine Rennen», ist sich Pit Beirer bewusst. «Aber diesen Gedanken lasse ich einfach nicht zu. In der zweiten Jahreshälfte werden wir auch die Fahrer wieder an die Rennplätze bekommen, um Wettbewerbe zu bestreiten.»

Beirer stellt klar: «Wir werden ganz sicher keine Grand Prix unter Ausschluss ganzer Nationen machen, die nicht reisen dürfen. Das ist keine Option, weder für uns noch für die Dorna. Das ist auch nicht das Szenario, mit dem wir uns befassen.»

Ob zum Beispiel der Amerikaner Joe Roberts, Vierter beim Moto2-Rennen in Doha auf der Kalex des American Teams, in drei, vier Monaten wieder durch Europa reisen darf, während die Trump-Regierung alle Grenzen dicht gemacht hat, ist zu bezweifeln.

«Jetzt haben wir den 10. April. In ein paar Wochen oder drei Monaten schauen wir, ob wir nicht die ganze Mannschaft wieder zusammengetrommelt kriegen», zeigt sich der KTM-Renndirektor zuversichtlich. «Wir können das natürlich anzweifeln. Aber ausschließen können wir es auch nicht.»

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30.
August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

Ohne neues Datum: Jerez/E, Le Mans/F, Mugello/I und Barcelona/E

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