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Saison 2020: Warum manche Ideen nicht machbar sind

Von Günther Wiesinger
Beim Jerez-GP am 19. Juli tritt Red Bull als Namensgeber auf

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Zwei GP-Renntage pro Wochenende, Zusammenlegung von MotoGP und SBK – solche und andere kuriose Ideen sind undurchführbar. Aus triftigen Gründen.

Seit die MotoGP-WM und die Superbike-WM wegen der Covid-19-Seuche abgebrochen wurden, werden immer wieder neue Ideen und Konzepte aufgetischt, wie man in der zweiten Saisonhälfte möglichst viele Events in kurzer Zeit veranstalten und abgesagte WM-Läufe nachholen könnte.

Da gab es anfangs die Idee, bei den MotoGP-Veranstaltungen jeweils am Donnerstag und Freitag zu trainieren und am Samstag und Sonntag jeweils zwei Renntage mit den Warm-ups abzuhalten. Oder von Freitag bis Sonntag zu fahren und dann nach einem Ruhetag am Montag eine Zwei-Tage-Veranstaltung mit Training am Dienstag und Wettbewerben am Mittwoch zu machen; dann hätten die Teams ein freies Wochenende gehabt und hätten in Ruhe zum nächsten Schauplatz weiterreisen können. Ganz frivol war die Idee, MotoGP und SBK gleich am selben Wochenende zum kombinieren.

All diese Rechnungen der selbsternannten Experten wurden aber ohne den Wirt gemacht.

Denn Serien-Promoter Dorna (für MotoGP und SBK verantwortlich) muss für die außergewöhnliche Saison 2020 ein neues Geschäftsmodell finden, das selbst beim Ausfall der Austragungsgebühren durch die Veranstalter (weil keine Zuschauer-Tickets verkauft werden) noch 30 bis 40 Prozent der üblichen Einnahmen sichert.

Die Veranstalter-Gebühren dürften allein im GP-Sport für die geplanten 20 Events üblicherweise mehr als 150 Millionen Euro betragen. Denn in Europa werden mindestens 4 Millionen Euro bezahlt, der Europa-Auftakt in Jerez und das Finale in Valencia kosten deutlich mehr. Und in Übersee sind die Gebühren wegen der Fracht- und Reisekosten sowieso höher. Deshalb sind dort meist die Regierungen die Vertragspartner (Katar, Malaysia, Thailand, Australien, Argentinien oder ihnen nahestehende Firmen) oder Promoter, in Motegi tritt Honda als Streckenbesitzer und Promoter auf.

In der Saison 2020 setzen sich die Dorna-Einnahmen aus den TV-Rechte zusammen, dazu aus den Gebühren für die GP-Namensrechte (von Motul, HJC Helmets, GoPro, Pramac, Michelin, Red Bull, Oakley und so weiter) in der Höhe von jeweils 1 Million Euro pro Event, dazu kann die Bandenwerbung («signage») rund um die Strecke weiter verkauft werden. Diese Einnahmequellen machen aber laut Expertenmeinung weniger als 50 Prozent der üblichen GP-Einnahmen aus.

Bei den meisten Veranstaltern in Europa wird die Dorna wegen der Geisterrennen vom GP-Promoter 2020 nur mit einem Bruchteil der vereinbarten GP-Gebühr entschädigt werden. Sie will aber die Veranstalter auf keinen Fall für ihren Aufwand bezahlen, ist von den Streckenbetreibern zu hören.

Genau wegen der TV-Rechte, wegen der Gebühren für die GP-Namensrechte (zum Beispiel: HJC Helmets GP von Deutschland, Red Bull GP Jerez) und der Bandenwerbung sind keine GP-Doppel-Events machbar. Denn für jeden Grand Prix muss der Streckenbetreiber eine «weiße Strecke» ohne jede Werbeaufschrift übergeben. Dann bepflastern die Dorna-Mitarbeiter die Wände auf beiden Seiten von Start- und Ziel, auf den Zuschauerbrücken und anderen Werbeflächen mit dem Slogan des GP-Sponsors, dazu bekommt er zum Beispiel die Werbefläche auf dem Hintergrund des Siegerpodests und auf der Rückseite der Interview-Bühne im Pressebüro. Die Werbebanner und um den GP-Circuit werden an andere Sponsoren verkauft – von Liqui Moly bis zu Triumph, Michelin, Dainese, bwin und so weiter.

Das heißt: Wenn die Dorna auf die Millionen-Einkünfte aus Namensrechten und Bandenwerbung nicht verzichten will, können nicht zwei Grands Prix an drei oder vier Tagen ausgetragen werden.

Außerdem sind in den TV-Verträgen die Trainings am Freitag und Samstag ebenfalls Bestandteil der vereinbarten Summen für die Live-Austragungsrechte. So können von den Sendern wie BT Sports, SKY, DAZN und ServusTV mit Sendeminuten gezeigt und mit Werbespots finanziert werden. Wenn von zwei Trainingstagen einer wegfiele, würden, die TV-Sender neu verhandeln und ihre Zuschüsse senken. Dazu bestehen bei der Dorna vertragliche Verpflichtungen gegenüber Enel und Energica Corse sowie gegenüber Red Bull und anderen Partnern zur Austragung des MotoE-Weltcups und des Red Bull Rookies-Cups.

Aus den erwähnten Gründen wäre eine Zusammenlegung von MotoGP- und SBK am selben Wochenende und am selben Schauplatz völlig illusorisch: Unterschiedliche Serien-Sponsoren, unterschiedliche Namensrechte für die Events, unterschiedliche Kunden für Bandenwerbung, kein ausreichender Platz im Fahrerlager, zu viele Rennen am Tag. Allein die SBK führt pro Event drei WM-Läufe durch, dazu kommen die Supersport 300- und Supersport 600-WM.

Sinnvoll hingegen erscheint der Dorna-Plan, notfalls zwei Grands Prix an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden auszutragen (wenn sonst nicht zehn Grands Prix zustande kommen) und danach noch einen SBK-Event am selben Schauplatz abzuwickeln. So könnten Synergien beim Streckenaufbau (Airfences) und so weiter genutzt werden. 

Die Dorna bezahlt für die kommerziellen MotoGP- und SBK-Rechte jährlich fast 10 Millionen US-Dollar an die FIM, dazu fließen bis zu 70 Millionen Euro pro Saison allein an die GP-Teams, und auch in der Krise müssen 450 Beschäftigte bezahlt und nach dem Re-Start wieder zu den Rennen gebracht werden.

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