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Mike Leitner (KTM): Zuversicht vor dem Saisonstart

Von Günther Wiesinger
KTM und Aprilia durften die Motoren noch bis 29. Juni entwickeln, die Siegerteams nur bis März. KTM-Race-Manager Mike Leitner freut sich auf die Performance seiner starken Fahrer.

Die beiden Red Bull-KTM-Teams gehen zuversichtlich in die MotoGP-Saison 2020, denn mit Pol Espargaró, Miguel Oliveira und Rookie Brad Binder stehen jetzt drei vielversprechende und aussichtsreiche Fahrer im Aufgebot, die sich gegenseitig pushen werden. Dazu soll der 20-jährige Rookie Iker Lecuona aus dem Tech3-KTM-Rennstall um die Ehre des «Rookie of the Year»-Awards fighten – gegen Brad Binder und Alex Márquez.

Binder glänzte im Februar mit Platz 9 beim Losail-Test als bester KTM-Fahrer. Und Miguel Oliveira fuhr letzte Woche auf dem Misano World Circuit am zweiten Tag schneller als der WM-Elfte Pol Espargaró, damit rechtfertige der zweifache Vizeweltmeister aus Portugal schon einmal seine Beförderung ins Factory-Team für 2021 und 2022.

Die Siegerteams Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati durften seit Februar mit den Stammfahrern nicht testen, im Gegensatz zu den «concession teams» Aprilia und KTM. Deshalb lassen sich die aktuellen Kräfteverhältnisse vor dem Jerez-GP (19. Juli) und dem Testtag in Jerez am 15. Juli schwer einschätzen.

SPEEDWEEK.com hat sich mit KTM-Race-Manager Mike Leitner über das geänderte Technik-Reglement unterhalten und über die Aussichten der Assen Pol Espargaró, Oliveira und Binder.

Mike, du hättest nichts dagegen gehabt, wenn auch die «concession teams» KTM und Aprilia bereits im März die «engine specification» für die Saison 2020 homologieren hätte müssen. Jetzt gab es für die zwei Neueinsteiger ein Frist bis 29. Juni. Da konnte also doch noch einiges probiert und entwickelt werden?

Naja, wir waren im März eigentlich fertig für die Saison. Es hat damals geheißen, es wird ab März alles eingefroren. Aber es ist dann nicht so gewesen, denn es ist ja auch irgendwo ein Wettbewerb. Uns hat die Schonfrist bis 29. Juni gar nichts gebracht.

Wir hätten unsere Motor auch im März verplomben können. Wir haben es eigentlich nach Doha gemact, als in der MSMA das Agreement mit den ganzen anderen Herstellern beschlossen wurde.

Wir haben damals der IRTA unsere Spezifikation gemeldet. Denn beim Motor kann man ja in wenigen Wochen eh keine großen Sprünge machen. Außerdem war ja nachher noch die Firma wegen des Shutdowns wochenlang zugesperrt.

Habt ihr die Spezifikation jetzt am 29. Juni noch geändert?

Wir haben nichts Gravierendes mehr geändert, wenn ich ehrlich bin.

Wie sieht das Reglement jetzt neu bei den «Aero Bodys» für die «concession teams» aus?

Nein, Aerodynamik ist bei allen sechs Werken auf dem Doha-Stand vom März eingefroren.

Bei den Motorrad wurde noch eine Schonfrist vereinbart. Aprilia hat anscheinend ein Riesenproblem gehabt.

Die technischen Vorschriften wurden zuletzt häufig geändert. Es fällt schwer, die Übersicht zu behalten. Müssen auch KTM und Aprilia die «engine spec» für 2021 unverändert behalten?

KTM und Aprilia müssen die Rennsaison 2021 genau mit dem gleichen Motor starten.

Aber später dürfen die zwei Neueinsteiger, die keine aktuellen Podestplätze (also keine «concessions points») haben, wieder Motoren-Updaten bringen?

Ja, nachher geht man wieder zum bisherigen Regelwerk übrig. Aber der Grand Prix Commission war es wichtig, dass das technische Wettrüsten nicht so Vollgas weitergeht. Deshalb müssen auch Aprilia und KTM die Saison 2021 mit den heutigen Motoren beginnen.

Aber theoretisch könnte man nach einem Grand Prix alle Motoren austauschen und mit Upgrades erneuern?

Ja, das kann man schon machen. Nur verlierst du dann den Vorteil, dass du als «concession team» zwei Motoren mehr als die anderen Werke einsetzen darfst, also neun statt sieben.

Man muss schauen, dass du die Kilometer-Leistung bis zum ersten Motorentausch ausreizt. das heißt: Drei Grand Prix pro Motor.

KTM wird also frühestens beim vierten Grand Prix mit einem 2021-Rennmotor aufkreuzen?

Das muss man sich dann anschauen. Bis zu den ersten Rennen nächstes Jahr haben wir noch zeitlichen Spielraum. Da haben wir noch Zeit zum Überlegen. Wir müssen dann darüber nachdenken, was wir nachsieben können. Was macht Sinn und was nicht?

Die Strategie für 2021 werden wir uns gut überlegen. Aber jetzt warten wir mal darauf, dass die Saison 2020 losgeht.

KTM hat auf jeden Fall drei Top-Ten-Kandidaten im Feld. Was erwartest du von Espargaró, Binder und Oliveira?

(Er lacht). Brad ist noch kein einziges MotoGP-Rennen gefahren. Aber von ihm erwartet sich jeder etwas, weil er einer der besten Fahrer in der Moto3 und Moto2 war und jetzt in die MotoGP kommt. Aber wir müssen einmal losfahren, dann können wir schauen, wo er sich einreihen kann.

Brad ist auf jeden Fall ein Top-Talent. da brauchen wir gar nicht um den heißen Brei herumzureden. Sonst wäre er nicht im Factory Team.

Man weiß, dass er ein starker Typ ist und er mit Einsatz fährt. Er ist ein schneller, junger Fahrer.

Letztes Jahr haben Zarco und Syahrin enttäuscht. Kann man also sagen: Das beste KTM-Aufgebot in der MotoGP?

Klar, der Miguel ist jetzt fit, das hat man in Misano gesehen. Von ihm erwarten wir ihm einiges.

Er hat schon 2019 in Spielberg ein Riesenrennen gefahren, als er zum ersten Mal das gleiche Material wie Pol hatte. Aber leider war ein Rennen später im Silverstone seine Saison vorbei, wegen der Schulterverletzung.

Natürlich haben wir auch mit Pol in diesem Jahr noch einges vor.

 

Die MotoGP-Zeiten am Mittwoch, 24. Juni

1. Miguel Oliveira, KTM, 1:32,913
2. Pol Espargaró, KTM, 1:33,122
3. Michele Pirro, Ducati, 1:33,124
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:33,427
5. Brad Binder, KTM, 1:33,588
6. Iker Lecuona, KTM, 1:33,591
7. Scott Redding, Ducati, 1:33,957 (SBK)
8. Bradley Smith, Aprilia, 1:34,276
9. Sylvain Guintoli, Suzuki, 1:34,287
10.
Jonnny Rea, Kawasaki, 1:34,381 (SBK)

Die MotoGP-Zeiten am Dienstag, 23. Juni

1. Pol Espargaró, KTM, 1:33,07
2. Michele Pirro, Ducati, 1:33,19
3. Miguel Oliveira, KTM, 1:33,22
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:33,97
5. Bradley Smith, Aprilia, 1:34,00
6. Iker Lecuona, KTM, 1:34,07
7. Brad Binder, KTM, 1:34,41
8.
Sylvain Guintoli, Suzuki, 1:34,47

(Aprilia Racing testete auch am dritten Tag, 24. Juni. Aleix Espargaró fuhr dann nach insgesant 183 Runden die Bestzeit mit 1:32,932 min. Sein britischer Teamkollege Smith umrundete den knapp vier Kilometer langen Kurs sogar 207 Mal und schaffte seine schnellste Rundenzeit mit 1:33,536 min).

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