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Paolo Ciabatti: «Trennung von Dovi leider möglich»

Von Günther Wiesinger
Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti macht kein Geheimnis daraus, dass die Roten auch 2021 mit Andrea Dovizioso antreten wollen. Aber Ducati will erst nach dem zweiten Spielberg-GP eine Entscheidung treffen.

Bei Ducati Corse liefen die ersten beiden Grand Prix nicht ganz nach Wunsch, denn die Italiener konnten aus den zwei Nullern von Marc Márquez nicht ausreichend Kapital schlagen. Vizeweltmeister Andrea Dovizioso liegt nach einem dritten und einem sechsten Platz in der WM-Tabelle bereits 24 Punkte hinter Leader Fabio Quartararo.

Paolo Ciabatti, Sportdirektor von Ducati Corse, hofft jetzt auf Erfolge in Brünn und Spielberg, denn in Österreich hat Ducati seit 2016 alle vier Siege eingeheimst. Der Ducati-Stratege hat aber gemeinsam mit Ducati-CEO Claudio Domenicali und Renndirektor Gigi Dall’Igna auch noch eine wichtige Personalentscheidung zu treffen. Die Vertragsverlängerung mit dem dreifachen MotoGP-Vizeweltmeister steht noch zur Debatte.

Es geht ums Geld. Dovizioso bekam ursprünglich für 2020 eine ansehnliche Gage von 4 Millionen zugesichert. Die wurde aber wegen Corona reduziert. Und Ducati weiß inzwischen, dass «Dovi» kein anderes konkurrenzfähiges Motorrad bekommen kann, die Türen bei Repsol-Honda und Red Bull-KTM sind zugefallen. Jetzt wurden die Verhandlungen erst einmal auf Eis gelegt. Nach dem zweiten Spielberg-GP sollen sie weitergeführt werden.

Paolo, du hast im Frühjahr gesagt, es wäre schön, wenn Dovizioso einen neuen Vertrag unterschreiben und die zehn Jahre mit Ducati vollmachen würde. Aber jetzt fallen immer mehr Fahrernamen. Sogar Bagnaia könnte Teamkollege von Miller im Werksteam werden?

Bisher ist nur entschieden, dass wir Pecco ein neues Angebot machen werden, damit er bei Ducati bleibt. Es bestehen dann zwei Optionen – Pramac oder Factory Team.

Denn die Bikes von 2020 werden sich nicht ändern, sie werden auch 2021 eingesetzt. Wir möchten, dass Pecco Bagnaia bei uns bleibt. In welchem Team, das werden wir später entscheiden. Es wird auch von den weiteren Diskussionen mit «Dovi» abhängen, die wir zwischen Brünn und Österreich führen werden.

Kann sich Ducati vorstellen, keine neue Vereinbarung mit Dovizioso zu finden, der sich bei euch so große Verdienste erworben hat?

Es ist möglich, leider, wenn es um das Salär geht und die Vorstellungen der Beteiligten sehr weit auseinander klaffen. Ich denke, beide Parteien können Zugeständnisse und Kompromisse machen. Am Ende muss man immer einen akzeptablen Kompromiss finden.

Unser Ziel ist es, mit Dovi ein Agreement zum Weitermachen zu finden.

Anderseits haben wir wegen der neuesten Informationen zur Verletzung von Márquez eine sehr gute Gelegenheit für den Titelgewinn, die wir in der Vergangenheit nicht hatten. In den letzten drei Jahren hat nur Márquez in der WM besser abgeschnitten als Dovi. Jetzt wird Márquez in Brünn und eventuell bei weiteren Rennen fehlen. Und er wird bei seiner Rückkehr sicher nicht in Bestform sein.

Leider muss ich sagen, dass wir aus dieser Situation einen Nutzen ziehen sollten. Wir sollten uns bemühen, ab Brünn Siege einzufahren. Das ist die einzige Möglichkeit, eine Meisterschaft zu gewinnen, was unser ultimatives Ziel ist.

Ducati hat keinen ähnlich starken Fahrer wie Dovizioso in der Hinterhand. Denn Lorenzo hat zum Beispiel seit zwei Jahren nichts gewonnen. Das gilt auch für Zarco, und Bagnaia hat bisher keinen Podestplatz in der MotoGP errungen. Kann sich Ducati erlauben, 2021 auf Teamleader Dovizioso zu verzichten?

Nein, nein. Zuerst möchte ich betonen, dass wir nicht planen, Andrea zu ersetzen. Aber wir haben bis vor einigen Wochen mit ihm über ein neues Agreement für die Saison 2020 verhandelt. Diesem Vertrag wurde zugestimmt, er wurde unterschrieben.

Danach haben wir entschieden, die ersten vier oder fünf Rennen 2020 abzuwarten, um in einer besseren Position zu sein, wenn es darum geht, über die Zukunft zu entscheiden. Das gilt für beide Parteien.

Wenn Andrea bemerkt, dass er in diesem Jahr um die Weltmeisterschaft kämpfen kann, was auch unser Ziel ist, dann wird die Entscheidungsfindung vielleicht für beide Parteien einfacher. Wir waren der Ansicht, wenn wir eine Entscheidung vor dem Saisonstart treffen, wäre das nicht die beste Lösung für ihn und für uns.

Also lass‘ uns abwarten. Jetzt treffen wir auf drei Strecken, auf denen wir eine Siegchance haben werden. Das sollte auch unser Ziel sein. Und wenn wir mit Dovi sehr gut abschneiden, werden die Verhandlungen nach Mitte August auch leichter sein, weil wir alle in einer besseren Laune sein werden, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.

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