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Carmelo Ezpeleta: Sorgen um WM wegen zweiter Welle?

Von Günther Wiesinger
In Misano erlebt die GP-Gemeinde die nächste Bewährungsprobe

In Misano erlebt die GP-Gemeinde die nächste Bewährungsprobe

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta ruft die 1400 erlaubten GP-Teammitglieder zur Wachsamkeit und Vorsicht auf. Er hat aber gute Gründe zur Zuversicht und meint, dass alle restlichen WM-Rennen ausgetragen werden können.

Fünf der 14 MotoGP-Rennen sind seit dem 19. Juli 2020 über die Bühne gegangen, sie lieferten viel Abwechslung, jede Menge Überraschungen (null Punkte für Márquez, bisher kein Podestplatz für Honda, zwei Siege für KTM, die Trennung von Dovizioso und Ducati und so weiter), die ersten Geisterrennen der Geschichte und keine Blamagen durch ein Corona-Cluster in irgendeinem Team.

Doch die Infektionszahlen steigen. Spanien meldete gestern die erschütternde Anzahl von 8551 neuen Fällen; in Frankreich wurden innerhalb von 24 Stunden nicht weniger als 4982 Personen positiv getestet, in Italien 978. Und das sind jene drei Länder, in denen die nächsten acht Grands Prix stattfinden.

Aber das 60 Seiten lange «closed doors protocol» der Dorna hat sich bisher glänzend bewährt. Die 1400 zugelassenen Teammitglieder leben in einer «bubble» (Blase) und dürfen sich nur zwischen Paddock und Hotel bewegen. Wer gegen das Protokoll verstößt, wird erbarmungslos heimgeschickt – wie es in der Supersport-WM in Jerez mit dem 2R-Kawasaki-Team passiert ist.

Vorläufig macht sich Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta keine übertriebenen Sorgen. «Wenn unsere ‚bubble‘ weiter plangemäß funktioniert und niemand aus dem Paddock infiziert wird, können wir in alle vorgesehene Länder reisen», erklärte Carmelo Ezpeleta gegenüber SPEEDWEEK.com. «In Spanien spreche ich mit den Behörden in allen Regionen, in denen wir Grand Prix-Events durchführen. Die Behörden können in allen Provinzen autonom entscheiden. In Catalunya bahnt sich kein Problem an. Aber natürlich haben wir dort die Metropole Barcelona in unmittelbarer Nähe der Rennstrecke. Deshalb werden wir von den Teams wie bisher sehr strikt verlangen, dass sie nur zwischen Hotel und Rennstrecke hin- und herpendeln.»

In Aragón stand schon letzte Woche ein Superbike-WM-Lauf auf dem Programm; von 4. bis 6. September treten Rea, Redding, Bautista und Co. ein weiteres Mal im MotorLand auf. Die dünn besiedelte und abgelegene Provinz Aragonien wurde vom Virus nie stark betroffen.

Valencia findet erst am 8. und 15. November statt, also besteht vorläufig auch dort kein Grund zur Beunruhigung.

«Wenn die Corona-Situation so bleibt wie jetzt, sehe ich kein Problem für die Durchführung der restlichen Grands Prix», betont Ezpeleta.

Jedenfalls gibt es in Spanien momentan keine Bestrebungen, für die Bevölkerung noch einmal einen strengen Hausarrest zu verordnen. Das würde die Tourismus-Industrie und die gesamte Volkswirtschaft nicht verkraften.

Außerdem haben die Behörden in ganz Europa mehr Erfahrung mit örtlichen Clustern als im März. Es wird mehr getestet, und die meisten Menschen halten sich an das «social distancing» und ans Maskentragen.

Die steigende Anzahl von Tests führen unweigerlich zu mehr neuen Fällen, aber die Symptome sind mehrheitlich schwächer als im Frühjahr. Das kann auch damit zu tun haben, dass besonders die jüngeren Menschen mehr reisen, die vom Coronavirus nicht so stark betroffen werden.

Nur eine Reihe von positiven Fällen im Paddock könnte die Saison in Gefahr bringen. Doch bisher konnte bei den GP-Stationen in Jerez, Brünn und Spielberg ein Desaster wie im Tennis und bei manchen Fußballclubs vermieden werden.

Aber die verantwortlichen GP-Funktionäre schärfen den 1400 zugelassenen Teammitgliedern pausenlos ein, in dieser kritischen Phase der Saison nicht leichtsinnig zu werden.

Bei den beiden Events in Misano werden viele italienische Teammitglieder daheim übernachten statt in Hotels. Das gilt auch für den Catalunya-GP für die spanischen Paddock-Insassen. Das könnte die Ansteckungsgefahr durch das Verlassen der «bubble» erhöhen.

«Wenn sich die 1400 Teammitglieder weiter gewissenhaft an das Protokoll halten, sehe ich keine Gefahr für die laufende Weltmeisterschaft», versichert Ezpeleta.

Doch inzwischen hat zum Beispiel Ungarn die Grenzen komplett dicht gemacht. Wenn plötzlich Italien wieder Reiseverbote aussprechen würde, könnte theoretisch ein Zusammenbruch des System drohen.

Aber selbst dann könnte heute inzwischen ein negativer PCR-Test und eine dringende Arbeitsbescheinigung des Teams das Überschreiten der Landesgrenzen ermöglichen.

Der restliche GP-Kalender 2020:

13. September: Misano
20. September: Misano
27. September: Catalunya-Barcelona
11. Oktober: Le Mans
18. Oktober: Aragón
25. Oktober: Aragón
08. November: Valencia
15. November: Valencia
22. November: Portimão

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