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Tech3 ohne Red Bull? «Nur die Farben wären anders»

Von Simon Patterson
Hervé Poncharal in der Tech3-Box: Das Simply Cola-Branding ist omnipräsent

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«Die Wahrscheinlichkeit ist heute größer, Red Bull als Sponsor zu verlieren, als zu behalten», sagt Hervé Poncharal ganz offen. Warum der Tech3-KTM-Teambesitzer trotzdem gelassen bleibt.

Vor dem Catalunya-GP sickerte durch, dass Red Bull nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge ab 2021 nicht mehr als Hauptsponsor bei Tech3 KTM auftreten wird. Die Meldung sorgte für Aufsehen, Teamchef Hervé Poncharal bleibt er gelassen. Denn er weiß die volle Unterstützung von KTM hinter sich.

«Red Bull und KTM sind zwei Unternehmen aus Österreich, zwei sehr bekannte Unternehmen aus Österreich – und beide sehr erfolgreich. Sie ergänzen sich sehr gut, es ist eine Traumsituation, die bis jetzt sehr gut funktioniert», schickte der Franzose voraus. «Sie können miteinander reden, wann und wie lange sie wollen, es gibt keine Sprachbarriere.»

Zur Situation seines Rennstalls stellte Poncharal klar: «Mein persönlicher Vertrag wurde mit KTM abgeschlossen, denn als wir unterschrieben haben, war nicht sicher, ob Red Bull uns unterstützen würde. Sie gingen zwar davon aus, dass es so sein würde, aber die Wahrscheinlichkeit lag bei 90 Prozent. Als ich meinen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnet habe, war also KTM mein einziger Partner. Kurz darauf habe ich erfahren, dass auch Red Bull mein Partner sein würde. Darüber war ich sehr glücklich, weil es bedeutete, dass wir ein Teil ihrer Leiter vom Rookies Cup bis in die MotoGP sein können. Auch wenn sie nicht von einem ‚Junior Team‘ sprechen wollen, könnten wir das Team sein für die Fahrer, die aus der Moto2 aufsteigen.»

2020 feierte Tech3 dann ausgerechnet beim Heim-GP von KTM und Red Bull in Spielberg den ersten MotoGP-Sieg durch Miguel Oliveira.

«Ich glaube nicht, dass es schlecht gelaufen ist. 2019 war das erste Jahr und wir haben dazu beigetragen, dass Motorrad in seiner frühen Phase zu entwickeln. Im Winter hat sich das Bike, dank der Arbeit vieler Leute, stark verbessert. Es hat zwei Rennen gewonnen, landete mehrmals auf dem Podium – und Miguel lag vor dem Sturz im Catalunya-GP nur 25 Punkte hinter dem Leader, als WM-Neunter ist er noch immer der erster KTM-Pilot», zählte Poncharal auf. «Ich glaube nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Ich bin aber auch nicht hier, um zu sagen, dass wir alles richtig gemacht haben. Bis jetzt war einfach es eine gute Situation für Red Bull, KTM und Tech3.»

Trotzdem gesteht der Tech3-Chef ganz offen: «Ich glaube aber, dass die Wahrscheinlichkeit heute größer ist, Red Bull zu verlieren, als zu behalten. Das ist merkwürdig für mich, weil wir mit KTM ein Drei-Jahres-Projekt haben, aber ja, Red Bull verhandelt Jahr für Jahr. Aber der KTM-Vorstandsvorsitzende, Herr Pierer, hat mir über Pit Beirer mitgeteilt, dass wir ein Factory Team sind und das Einzige, was sich für uns ändern kann, die Farbe des Motorrads, des Trucks und der Teamkleidung ist.»

«Sie werden uns weiter unterstützen, in der Hinsicht wird sich nichts ändern, sowohl aus technischer als auch finanzieller Sicht. Sie haben uns gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Das ist der heutige Stand, aber wir warten noch auf eine offizielle Bestätigung. Ich weiß nicht, ob die kommt, aber ich hoffe es, damit wir das klären können», fuhr Poncharal fort.

Vor dieser Saison wurde im Red Bull-Konzern entschieden, bei Tech3 für die Sparte Red Bull Organics zu werben, die Wahl fiel auf die Geschmacksrichtungen Simply Cola. Sollte dieses Design nun wegfallen, ist gut vorstellbar, dass die Tech3-Maschinen dann ganz in Orange und im Ready to Race-Design an den Start gehen. Also im puren KTM-Look. «Wir werden dadurch nicht mehr ‚Factory‘, als wir es jetzt sind. Für die Leute, die uns verfolgen, wären die Farben der Hauptunterschied», erklärte Poncharal dazu.

Der Franzose blickt zuversichtlich in die Zukunft: «KTM hat die MotoGP-Fahrerpaarung mit Danilo Petrucci und Iker Lecuona bestätigt. In der Moto3 haben wir entschieden, mit Ayumu Sasaki und Deniz Öncü weiterzumachen, das sind gute Nachrichten.»

«Der einzige Ärger ist, dass wir wieder alles umlackieren müssten: In diesem Winter von Red Bull zu Organics Simply Cola – und im nächsten Jahr werden wir vielleicht wieder eine andere Farbe haben. Unsere Trucks werden schwerer werden und vielleicht bald zu breit, um durch die Mautstellen zu fahren», scherzte er.

«Ich bin ein sentimentaler Kerl. Ich mag es, happy zu sein, und ich mag es, wenn die Leute um mich herum glücklich sind. Gleichzeitig will ich meinen Sponsoren, dem Hersteller und meinen Leuten das Beste geben. Es ist traurig, wenn etwas früher zu Ende geht, als es geplant war. Ich bin aber nicht besessen von der Business-Seite, auch wenn es natürlich wichtig ist, alles am Laufen zu halten und deinen Mitarbeitern einen Job bieten zu können. Geld ist aber nicht alles, ich bin gerne Teil einer Gruppe, mit der ich Spaß haben kann», betonte Poncharal.

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