Maverick Viñales (11.): «Was soll noch passieren?»
Maverick Viñales verzichtet auch in der virtuellen Presserunde nicht mehr auf seinen Mund-Nasen-Schutz
Es sind keine einfachen Zeiten für Yamaha in Valencia. Zuerst wurde bekannt, dass Yamaha in der Konstrukteurs- und Team-WM Punkte verliert, weil beim Jerez-GP illegale Ventile eingesetzt wurden. Dann kam die Hiobsbotschaft für Maverick Viñales: Unabhängig von seiner Performance im morgigen Qualifying wird er am Sonntag beim Europa-GP aus der Boxengasse losfahren, fünf Sekunden nach Erlöschen der Ampel. Denn der Yamaha-Werksfahrer kam nicht mit den erlaubten fünf Triebwerken durch die Saison und musste nun einen sechsten Motor einsetzen.
«In Jerez haben sie das Problem erst erkannt, nachdem wir den dritten Motor schon verplombt hatten. Das war das größte Problem, sonst hätte ich noch drei Motoren gehabt – also einen frischen Motor mehr», seufzte der 25-jährige Spanier. Stattdessen wurde die Lebensdauer der zwei verbliebenen Triebwerke überstrapaziert, weshalb der WM-Dritte schon in Aragón nicht mehr die gewünschten Runden im Training abspulen konnte. In Valencia entschied sich Yamaha schließlich dazu, einen zusätzlichen Motor zu verwenden und dafür eine empfindliche Strafe in Kauf zu nehmen.
«Sicher haben wir es so gut wie möglich gemanagt, aber wir hatten für die ganze Saison nur zwei Motoren – bis jetzt. Wir haben dann gesehen, dass ein Motor etwas beschädigt war. Es ist nicht sicher, mit dem Motor zu fahren, weil ich Öl auf der Strecke verlieren könnte, was wiederum andere Fahrer in Sturzgefahr bringen würde. Wir haben also entschieden, einen frischen Motor zu verwenden – die Sicherheit geht vor», hielt Viñales fest. Vorteile sieht der Misano-Sieger darin keine: «Ich habe einen frischen Motor, aber das ändert nichts, weil unser Speed derselbe ist. Unser Problem ist aber nicht das. Unser Problem ist, dass wir nicht mehr auf dem Niveau sind. Nach Misano haben wir alles verloren. Wir haben keinen Grip. Es ist sehr schwierig, das Motorrad zu fahren.»
Die Stimmungslage ist dementsprechend: «Ihr könnt euch vorstellen, welches Gefühl ich habe. Jedes Jahr werfen wir mit Fehlern die Chance weg, um den Titel zu kämpfen. Mein Feeling ist sehr schlecht», gestand Viñales. «Aber zu Hause bin ich in einer perfekten Situation, ich habe ein perfektes Leben. Ich will mich also nicht aufregen, ich will glücklich sein. Wenn wir in diesem Jahr keine Chance haben, dann gibt es immer noch das nächste oder übernächste Jahr. Ich habe noch zwei weitere Jahre mit Yamaha, wir können etwas Großartiges schaffen.»
Wussten die Yamaha-Piloten eigentlich über die ganze Motorenproblematik Bescheid? «Ich wusste davon bis zum letzten Moment nichts», beteuerte Viñales. «Yamaha wollten sicher die Fahrer raushalten und keine Verwirrung im Team stiften, deshalb wusste ich nichts. Ich glaube, sie haben es so gut wie möglich gemanagt. Sicher ist es nicht das beste Wochenende meines Lebens, aber es ist nun mal so, wie es ist. Aber vielleicht regnet es – und ich kann ein episches Rennen zeigen», machte er sich wieder Mut.
Was traut sich der 24-fache GP-Sieger am Sonntag noch zu? «Ich weiß es nicht, ich bin da sehr offen. Vielleicht erwische ich einen speziellen Tag, mein Gefühl ist großartig und ich kann schneller als alle anderen sein. Ich weiß es nicht, ich setze mir kein Limit», gab er sich betont zuversichtlich. «Mal sehen, ob wir etwas Positives herausholen können. Unsere Gegner können Fehler machen, es kann regnen, eine rote Flagge geben und dann starte ich wieder in der Startaufstellung. Ich will die Motivation nicht verlieren. Sicher sind wir traurig, weil wir nicht in derselben Position sind wie die anderen, aber wir werden versuchen, es trotzdem gut anzugehen. Als Team werden wir probieren, bestmöglich zu arbeiten. Das einzige Problem, dass ich sehe, ist, dass es schwierig ist, mit unserem Bike zu überholen. Vielleicht werde ich sehr viel riskieren müssen, um die Fahrer zu überholen.»
Aber nicht nur die Motoren bereiten dem Yamaha-Lager Kopfzerbrechen, es soll auch ein positives Covid-19-Testergebnis eines engen Crew-Mitglieds von Viñales vorliegen. Dabei soll es sich um seinen Dateningenieur handeln. Weiß der WM-Dritte schon, was das für ihn bedeutet?
«Ich weiß es wirklich nicht», betonte der Spanier. «Aber ihr seht mein Gesicht, ich nehme die Maske nicht ab. Ich will nicht positiv getestet werden, zunächst einmal, weil ich wichtige Leute zu Hause habe. Ich möchte meine Leute nicht anstecken oder das Team oder die anderen Fahrer. Ich werde sicher versuchen, die maximalen Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen. Ich habe am Vormittag einen PCR-Test gemacht, nach dem FP1. Wir werden sehen, was dabei rauskommt. Was soll noch alles passieren an einem Wochenende? Dass ich vielleicht nach Hause muss? Ich weiß es wirklich nicht.»
MotoGP Valencia, 6.11., kombinierte Zeiten nach FP2:
1. Miller, Ducati, 1:32,528 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia, +0,092 sec
3. Morbidelli, Yamaha, +0,276
4. Nakagami, Honda, +0,338
5. Pol Espargaró, KTM, +0,424
6. Rins, Suzuki, +0,629
7. Binder, KTM, +0,731
8. Dovizioso, Ducati, +0,764
9. Quartararo, Yamaha, +0,809
10. Mir, Suzuki, +0,877
11. Viñales, Yamaha, +0,882
12. Crutchlow, Honda, +0,935
13. Oliveira, KTM, +0,955d
14. Bradl, Honda, +0,976
15. Bagnaia, Ducati, +0,987
16. Alex Márquez, Honda, +1,042
17. Zarco, Ducati, +1,211
18. Petrucci, Ducati, +1,247
19. Gerloff, Yamaha, +1,579
20. Savadori, Aprilia +3,133
21. Rabat, Ducati, +4,162