Toprak Razgatlioglu: MotoGP-Interesse vorhanden
Toprak Razgatlioglu mit Kenan Sofuoglu
Als Mentor und Manager bestimmt Kenan Sofuoglu die Karriere von Toprak Razgatlioglu. Über den Yamaha- und Red Bull Rookies-Cup brachte er ihn in die Superstock-600-EM und ließ ihn anschließend Superstock 1000 fahren. Seit 2018 fährt der heute 24-Jährige Superbike-WM und überzeugt als eines der größten Talente der vergangenen Jahre.
Den Wechsel von der Kawasaki ZX-10RR auf die Yamaha R1 erledigte Razgatlioglu letzten Winter mit Bravour und gewann spektakulär das erste Saisonrennen 2020 auf Phillip Island. Trotz Verletzungspech wurde er WM-Vierter, stand neunmal auf dem Podium und gewann drei Rennen.
Sofuoglu hat einen klaren Karriereweg für seinen Landsmann: Erst soll er Superbike-Weltmeister werden und anschließend in die MotoGP-WM wechseln.
«Es gab bereits Interesse an Toprak aus der MotoGP-Klasse», hielt Sofuoglu fest. «Es handelte sich um ein gutes Angebot von einem guten Team, wir hatten uns für 2020 aber die Superbike-WM als Ziel gesetzt. Als ich ihn seinerzeit in die Superstock-1000-EM brachte, machte ich ihm klar, dass einige Jahre in der Superbike-WM wichtig für ihn sind.»
Nur unter bestimmten Umständen würde Sofuoglu vom ursprünglichen Plan abweichen. «Sollte Toprak 2021 in der Superbike-WM alles gewinnen und ein Angebot von einem Werksteam eingehen, werde ich umdisponieren. Toprak möchte gerne in die MotoGP-WM aufsteigen. Unser Plan sieht aber vor, dass er in der Superbike-WM Historisches leistet und eine Legende wird.»
Einige Fahrerverträge in den MotoGP-Werksteams laufen bis Ende 2022. Doch zwölf der 22 Piloten müssen nach der Saison 2021 neu verhandeln, dann werden sich einige Möglichkeiten ergeben. Dazu wird das Feld auf 24 Bikes erweitert, weil Aprilia zwei eigene Startplätze beansprucht und Gresini Racing wieder als «Independent Team» agieren wird.
Razgatlioglu fährt dieses Jahr erneut für das Yamaha-Werksteam in der Superbike-WM, in dem er nach dem Wechsel von Michael van der Mark zu BMW die Führungsrolle übernehmen muss. Mit Supersport-Weltmeister Andrea Locatelli hat er einen Rookie als neuen Teamkollegen.
Beim japanischen Hersteller weiß man um die Qualitäten des Mannes aus der Touristenstadt Alanya. «Das Level unserer Superbike-Fahrer ist nicht schlecht», unterstrich Andrea Dosoli, Yamaha-Rennchef in der seriennahen Weltmeisterschaft, gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das hat man auch gesehen, als Garrett Gerloff in Valencia MotoGP fuhr. Einige Fahrer aus dem Superbike-Paddock könnten sich auch in MotoGP gut schlagen. Topraks Traum ist, Superbike-Weltmeister zu werden. Sollte er das erreichen, wäre ich nicht überrascht, wenn sich eine Türe für ihn öffnet. Aber das liegt nicht in meinen Händen – ich habe diesbezüglich auch keine internen Informationen, dass das der Plan ist.»
Seit Cal Crutchlow 2011 und Danilo Petrucci 2012 wurde kein Pilot aus dem SBK-Fahrerlager mehr in die Königsklasse transferiert, Moto2 hat sich als hervorragende MotoGP-Schule erwiesen.
«Mit Moto3 und Moto2 gibt es einen klaren Weg in die MotoGP-WM, es ist logisch, dass die Teams eher nach diesen Fahrern schauen», bemerkte Dosoli. «Sie verfolgen über Jahre, wie sie wachsen und sich entwickeln. Wenn sich ihr Potenzial offenbart, greifen sie zu. Für die MotoGP-Teams ist es einfacher, diesen Fahrern zu folgen.»
Hinzu kommt, dass der Moto2-Weltmeister für gewöhnlich deutlich jünger ist, als es die Spitzenfahrer in der Superbike-WM sind.