Valentino Rossi sucht das Glück

Valentino Rossi: «Nicht besessen vom zehnten Titel»

Von Nora Lantschner
Valentino Rossi ist immer für einen flotten Spruch gut

Valentino Rossi ist immer für einen flotten Spruch gut

MotoGP-Superstar Valentino Rossi (Yamaha) spricht über das Rennfahren mit 41, das Siegen und die Prioritäten im Leben. Über Luca Marini sagt er: «Manchmal scheint er der einzige 40-Jährige in der Familie zu sein.»

Valentino Rossi wird am 16. Februar 42 Jahre alt und startet dann im März in Katar in seine 26. WM-Saison, die erste im Yamaha-Kundenteam von Petronas SRT. Allerdings war 2020 – samt Corona-Zwangspause – eine herbe Enttäuschung für den Superstar der Szene (nur ein Podestplatz und WM-Rang 15).

Ist der zehnte Titel für den 115-fachen GP-Sieger eigentlich noch ein Thema? «Ich fahre Rennen, weil ich glaube, dass ich es schaffen kann, ihn zu holen. Aber ich bin nicht besessen davon», betonte «Vale» nun in einem ausführlichen Interview mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera. «Ich wäre glücklich, wenn ich gut dabei bin, Podestplätze einfahre, ein Protagonist bin und im Kampf mitmische.»

Der letzte Sieg des «Dottore» datiert auf den 25. Juni 2017 in Assen. Warum hat es seither nicht mehr geklappt? «Weil Siegen eine schwierige Angelegenheit ist, weil das Niveau der Fahrer sehr hoch ist», erwiderte er. «Ich hatte in diesen Jahren mindestens drei Möglichkeiten, es hat immer um Haaresbreite nicht geklappt, es gab ein paar Stürze zu viel und oft haben wir aus technischer Sicht gelitten.»

Rennfahren mit 20 und bald 42 Jahren – was ist jetzt anders? «Es verändert sich gar nicht groß. Ich pushe maximal und versuche, keine Dummheiten zu machen. Das war immer schon so, ich habe auch mit 20 versucht in einem Stück zu bleiben. Ich war nie ein waghalsiger Fahrer», sagt Vale über sich selbst. «Ich würde mich gerne über das Thema ‚Rennfahren mit 40‘ austauschen, aber das ist unmöglich, denn keiner ist so lange im Sattel geblieben.»

Ein Überholmanöver wie jenes gegen Casey Stoner 2008 in der «Corkscrew» von Laguna Seca würde sich Rossi auch jetzt noch zutrauen. «Sicher, auch weil es nicht das riskanteste Manöver war. Spektakulär und berühmt, das schon, aber an der Stelle ist man langsam», erklärte er.

Das Leben abseits der Rennstrecke sei mit 41 Jahren aber sehr wohl ein anderes als noch vor 20 Jahren. «Die Prioritäten verändern sich», bestätigte Vale. «Mit 20 denkst du ans Rennfahren und dann ans Rennfahren. Was zwischen einem Rennen und dem nächsten passiert, daran erinnerst du dich gar nicht. Jetzt ist es anders, auch wenn die Tage zwischen Training, Ernährung, Rennen und Tests identisch geblieben sind. Aber man hat andere Gedanken. Ich schaffe es sogar, die Politik ein wenig zu verfolgen. Ich verstehe auch jetzt nur Bahnhof, aber ich verfolge die Geschehnisse», schmunzelte der Italiener mit Blick auf die Regierungskrise in Rom.

Eine Priorität im Leben des neunfachen Weltmeisters ist seit drei Jahren auch Freundin Francesca Sofia Novello. «Wir haben uns einfach gefunden, wir haben einen ähnlichen Charakter», schwärmte Vale vom 27-jährigen Modell. «Sie ist eine Frau, die immer guter Dinge ist. Sie ist ein positiver Mensch und bemüht sich wie verrückt, wenn es darum geht, ein Problem zu lösen. Sie stärkt einem den Rücken. Und keiner von uns streitet gerne.»

Apropos Familie: Rossis Halbbruder Luca Marini wird 2021 auf der Avintia-Ducati in den Sky-VR46-Farben sein MotoGP-Debüt geben.

Was für ein Typ ist der Moto2-Vizeweltmeister des Vorjahres? «Wir sind ganz anders. Er ist zum Beispiel wirklich eine ernsthafte und vernünftige Person. Manchmal schaue ich ihn an und er scheint wirklich der einzige 40-Jährige in der Familie zu sein», scherzte Vale. «Er ist cool, hat enormes Talent und immer auf seine Möglichkeiten vertraut. Ich erwarte, dass er sehr gut abschneiden wird, auch wenn er seine Zeit brauchen wird, um zu lernen, wie er die Ducati fahren muss.»

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