Valentino Rossi sucht das Glück

So schätzt Jorge Lorenzo die Katar-Testfahrten ein

Von Maximilian Wendl
Für Jorge Lorenzo steht Ducati-Pilot Jack Miller ganz oben auf der Favoritenliste

Für Jorge Lorenzo steht Ducati-Pilot Jack Miller ganz oben auf der Favoritenliste

Jorge Lorenzo stand nach den Streitigkeiten mit aktuellen MotoGP-Fahrern und Testpilot Cal Crutchlow im Blickpunkt. Nach den Katar-Testfahrten bemühte sich der 33-Jährige um eine Einschätzung der Kräfteverhältnisse.

Sich auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken auszutoben, gehört mittlerweile zu den Lieblingsbeschäftigungen von Ex-Weltmeister Jorge Lorenzo. In jüngerer Vergangenheit ist der Spanier auf diese Weise mit Cal Crutchlow, Jack Miller und Aleix Espargaró aneinandergeraten. Unmittelbar nach den MotoGP-Testfahrten in Katar ließ Lorenzo die Fehde erst einmal ruhen und kümmerte sich in seinem Domizil auf den Malediven in seriöser Art und Weise um eine Bilanz, um die Kräfteverhältnisse im Fahrerfeld einzuschätzen.

Jack Miller, dem er beim Streit noch geraten hatte, dieser solle sein Talent nicht vergeuden, war auf dem Losail International Circuit mit einer Zeit von 1:53,183 am schnellsten. Lorenzo meint: «Katar ist eine Strecke, die zur Charakterisitk der Ducati passt und Miller hat die Vorteile dank seiner Pace und seiner Explosivität auf eine Runde zur Geltung gebracht. Derzeit ist er der stärkste Fahrer des Herstellers und einer der Favoriten für den Auftakt.»

In der Lorenzo-Hitliste folgt Fabio Quartararo. «Am letzten Testtag war er der Fahrer, der am häufigsten unter der 1:55-min Marke geblieben ist. Das zeigt seine großartige Pace. Er scheint mit der 2021er M1 besser zurechtzukommen als noch im Vorjahr. Bei den Testfahrten hat er sich auf die Renngeschwindigkeit konzentriert und nicht auf eine schnelle Runde. Stark», findet der 33-Jährige.

Sein Landsmann Maverick Vinales blieb nur 0,061 sec hinter Jack Miller. Aber Lorenzo mahnt: «Wir haben schon häufig gesehen, dass er nach verheißungsvollen Tests nicht das erreichen konnte, was man von ihm erwartet hat. Wir können nur hoffen, dass er diesmal gut loslegt und sich mit seinem Tempo behauptet.»

Honda-Neuzugang Pol Espargaró war als Zehnter mit 0,7 sec Rückstand auf Miller für Lorenzo die größte Überraschung. «Daran gibt es keinen Zweifel», findet Lorenzo. «Er war schon immer hochtalentiert und ein aggressiver Fahrer. Aber ich habe nicht erwartet, dass er bei seiner ersten Ausfahrt mit der Honda so gut klarkommen würde. Bravo.»

Mit Blick auf Weltmeister Joan Mir sagt Lorenzo: «Als Champion ist man automatisch der Favorit. Das bedeutet aber nicht, dass er auch in Katar zu den Sieg-Anwärtern gehört. Das liegt an der langen Geraden und der Charakteristik des Motorrads. Die Strecke passt nicht ganz zu Suzuki. Aber ich gehe trotzdem davon aus, dass er um die Podiumsplätze mitfahren kann.»

Mirs Teamkollege Alex Rins fuhr fast durchgehend auf einem ähnlichen Niveau wie sein Suzuki-Stallrivale. Das ist auch Lorenzo nicht verborgen geblieben: «Sie sind ziemlich ähnlich. Beide sind neun Runden unter 1:55-min gefahren. Eine großartige Rivalität erwartet uns in dieser Saison und wir dürfen gespannt sein, wer das Sagen hat.»

Bisher waren Lorenzos Töne versöhnlich. Kritischer geht er mit Miguel Oliveira und KTM um: «Ich habe mehr von ihnen erwartet, aber vielleicht liegt ihnen Katar nicht. Unabhängig davon: Miguel ist der stärkste Fahrer dieses Herstellers. Das hat er im Vorjahr bewiesen.»

Valentino Rossi und Jorge Lorenzo haben auf der Strecke viele Schlachten geschlagen. Bei Yamaha bildeten sie sechs Jahre lang ein Team. «Es war wahrscheinlich nicht der Traum-Test für Valentino», erklärt Lorenzo. «Aber er ist immer noch ein Fahrer und er hat immer noch zwei Trainingstage, bevor das erste Rennen beginnt und wird näher dran sein.»

Bleibt noch Jorge Martin, mit dem der ehemalige Rennpilot aus Palma seine Auflistung abschließt: «Der erste Kontakt mit der MotoGP-Klasse ist nicht einfach. Besonders dann nicht, wenn man beim ersten Mal gleich auf einer Ducati sitzt. Jorge muss noch Erfahrung sammeln, um das Potenzial der Reifen vollends auszufahren.»

Aleix Espargarós Auftritte wurden trotz seiner starken Leistungen von Lorenzo nicht thematisiert. Womöglich sind das noch die Nachwehen des Social-Media-Clinches.

MotoGP-Test Katar, 10. bis 12. März, kombinierte Zeitenliste:

1. Jack Miller, Ducati, 1:53,183 min
2. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,061 sec
3. Fabio Quartararo, Yamaha, + 0,080
4. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,140
5. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,261
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,457
7. Joan Mir, Suzuki, + 0,644
8. Alex Rins, Suzuki, + 0,677
9. Johann Zarco, Ducati, + 0,716
10. Pol Espargaró, Honda, + 0,716
11. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,810
12. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,079
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,244
14. Jorge Martin, Ducati, + 1,300
15. Enea Bastianini, Ducati, + 1,322
16. Miguel Oliveira, KTM, + 1,343
17. Brad Binder, KTM, + 1,508
18. Alex Márquez, Honda, + 1,509
19. Danilo Petrucci, KTM, + 1,712
20. Cal Crutchlow, Yamaha, + 1,815
21. Luca Marini, Ducati, + 1,839
22. Yamaha Test2, + 1,897
23. Iker Lecuona, KTM, + 2,012
24. Dani Pedrosa, KTM, + 2,457
25. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,459
26. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 2,571
27. Yamaha Test3, + 2,648
28. Michele Pirro, Ducati, + 3,549
29. Takuya Tsuda, Suzuki, + 4,612

MotoGP-Test Katar, 6. und 7. März, kombinierte Zeitenliste:

1. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:53,940 min
2. Jack Miller, Ducati, + 0,077 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,212
4. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,213
5. Stefan Bradl, Honda, + 0,270
6. Johann Zarco, Ducati, + 0,416
7. Maverick Vinales, Yamaha + 0,455
8. Joan Mir, Suzuki, + 0,575
9. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,711
10. Alex Rins, Suzuki, + 0,718
11. Miguel Oliveira, KTM, + 0,726
12. Pol Espargaró, Honda, + 0,733
13. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,750
14. Alex Márquez, Honda, + 1,012
15. Test 1, Yamaha, + 1,366
16. Enea Bastianini, Ducati, + 1,546
17. Brad Binder, KTM, + 1,595
18. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 1,630
19. Valentino Rossi, Yamaha, + 1,644
20. Luca Marini, Ducati, + 1,665
21. Jorge Martin, Ducati, + 1,692
22. Danilo Petrucci, KTM, + 1,855
23. Test 2, Yamaha, + 1,867
24. Iker Lecuona, KTM, + 1,933
25. Dani Pedrosa, KTM, + 2,512
26. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,822
27. Michele Pirro, + 3,955
28. Test 3, Yamaha, + 4,756
29. Takuya Tsuda, + 4,970

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