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Razlan Razali: Gewaltige Erfolge & herbe Niederlagen

Von Günther Wiesinger
In den letzten zweieinhalb Jahren erlebte der erfolgreiche Motorsport-Manager Razlan Razali (51) eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Analyse von SPEEDWEEK.com.

Der Malaysier Razlan Razali hat sich in den letzten 15 Jahren im Motorrad- und Automobilsport erhebliche Verdienste erworben und sich einen Namen gemacht, auch wenn die letzten zwei Jahre als MotoGP-Rennstallbesitzer (WithU-RNF-Yamaha 2022) und CryptoDATA-RNF-40-Prozent-Miteigentümer (2023) überwiegend holprig verlaufen sind.

Das WithU-Yamaha-Team trat 2022 mit Andrea Dovizioso und Rookie Darryn Binder an, das CryptoDATA-Aprilia-RNF Team in der vergangenen Saison mit Miguel Oliveira und Raúl Fernández. Es wurden immerhin vier Top-6-Ergebnisse erzielt, obwohl der fünffache MotoGP-Sieger Oliveira dreimal verletzt pausieren musste.

Der 51-jährige Razlan Razali will sich über die Einzelheiten des Zerwürfnisses mit den rumänischen CryptoDATA-Großaktionären (sie besitzen 60 Prozent an der Rennfirma RNF Racing Limited) nicht öffentlich äußern, denn er bewegt sich in einem Minenfeld. Der RNF-Karren steckt tief im Dreck, denn die beiden MotoGP-Slots gingen am Montag verloren; Aprilia Racing hat den Vertrag für das Kundenteam 2024 am selben Abend gekündigt. Damit hat RNF seine Geschäftsgrundlage verloren, nämlich den Betrieb eines der elf MotoGP-Teams.

Das neue Trackhouse Racing-Team von US-Millionär und NASCAR-Teambesitzer Justin Marks steht in den Startlöchern und wird 2024 bis 2026 die Überreste des RNF-Teams samt einem Großteil des Technik-Personals inklusive Teammanager Wilco Zeelenberg übernehmen. Das Team soll bereits in den kommenden Tagen in Italien vorgestellt werden.

Unterdessen kehren Ovidiu Toma und Razlan Razali die traurigen Überreste des wertlos gewordenen RNF-Rennstalls zusammen, der die Slots verloren hat und die zwei Fahrer Miguel Oliveira und Raúl Fernández, die sowieso immer bei Aprilia Racing unter Vertrag waren. RNF besitzt nichts mehr mit Ausnahme eines schlechten Rufs und eines schlechten Eindrucks. Denn die Trucks, Auflieger und die Hospitality sind geleast. Obwohl das Team 2023 mit einem Budget von 11,6 Millionen Euro operierte, gehören ihm nicht einmal die Stühle und Tische und das Besteck in der Hospitality.

Razlan Razali war von 8. Oktober 2008 bis 8. April 2020 Geschäftsführer des in malaysischem Staatsbesitz befindlichen Sepang International Circuits. «Meine Tätigkeit hat 2008 zwei Wochen vor dem Malaysia-GP begonnen», blickt er zurück. Razali fungierte in dieser Position als Promoter für erfolgreiche Events für MotoGP, Formel 1, Superbike- und Langstrecken-WM.

Kurz nach der Übernahme des Sepang-Circuit-CEO-Jobs startete Razali im Frühjahr 2009 ein umfangreiches und beispielhaftes nationales Jugendprogramm für den malaysischen Motorradnachwuchs, denn er brauchte schlagkräftige Lokalmatadore für den Sepang-GP. Das erste Ziel: 2009 sollte in Sepang ein heimischer Wildcard-Fahrer in der Moto3-Klasse antreten.

Zulfahmi Khairuddin bestritt 2010 erstmals die komplette 125er-WM und verpasste zwei Jahre später den Sieg im Moto3-WM-Rennen in Sepang 2012 im Red Bull KTM-Ajo-Team nur um 0,028 sec gegen Weltmeister Sandro Cortese, seinem Stallkollegen. Der Malaysier Hafizh Syahrin brauste 2017 im Moto2-Regenrennen in Sepang vom 24. Startplatz auf Platz 2!

Deshalb ist der Malaysia-MotoGP-Event seit 2015 immer restlos ausverkauft. 2012 und 2017 wurde Sepang von den Teams mit dem Titel «Best Grand Prix of the Year» ausgezeichnet. 

Gleichzeitig agierte Razali als Teamprinzipal das Petronas Sepang Circuit Racing Teams, das sich im Besitz des Sepang Circuits befand und vorerst nur in den Klassen Moto3 und Moto2 antrat, sich aber im Juni 2018 die beiden MotoGP-Slots von Jorge Martinez für die kommende Saison aneignete.

Das Yamaha-Kundenteam mit Morbidelli und Quartararo

Die neue Truppe sorgte 2019 in der MotoGP für Furore, als diese Mannschaft von Yamaha statt Tech3 zum exklusiven Yamaha-Kundenteam erwählt wurde und mit Fabio Quartararo und Franky Morbidelli ein vielversprechendes Fahrerduo präsentierte, das 2020 bereits je drei GP-Siege feierte. Morbidelli beendete die Saison als bester Yamaha-Pilot auf Platz 2 der Fahrer-WM.

2021 wurde «El Diablo» ins Yamaha-Werksteam befördert – er gewann die WM auf Anhieb und schloss sie 2022 als Vizeweltmeister ab.

Doch im August 2021 wurde für Razali beim Österreich-GP eine Negativspirale in Gang gesetzt, als die Petronas-Marketing-Chefin wegen alter Meinungsverschiedenheiten den Drei-Jahres-Vertrag mit dem Team nicht verlängerte.

Razali hatte den lukrativen Job als Sepang-Circuit-CEO zugunsten des Teamprinzipals längst aufgegeben und entschloss sich dann kurzfristig, das Yamaha-Kundenteam für 2022 in Eigenregie zu übernehmen und als Teambesitzer weiterzuführen.

Einen ersten finanziellen Rückschlag musste Razali hinnehmen, als sich sein langjähriger Teammanager Johann Stigefelt mit seiner schwedischen Firma als Eigentümer von Zugmaschinen, Aufliegern, Hospitality des Petronas-SIC-Teams darstellte.

Razali pochte darauf, die Firma von Stigefelt sei in Europa nur als Durchlaufposten für das Sponsorgeld von Petronas genutzt worden, alles Hab und Gut gehöre dem SIC-Rennstall. Aber das ließ sich nicht beweisen, das neue WithU-Yamaha-Team musste alle Anschaffungen neu tätigen.

Nach dem abrupten Zerfall des RNF-Teams hat sich Razlan Razali jetzt entschlossen, beruflich ein neues Kapitel aufzuschlagen. «Ich habe jetzt eine neue Position als ‘Independant Motorsports Consultant'», berichtete Razali, dessen Onkel Dr. M. zweimal Ministerpräsident von Malaysia war, zum zweiten Mal kam er mit 94 Jahren ins Amt.

Razali weiter: «Mein Fokus wird künftig wieder auf ‘talent development’ und Sponsorships für den Zweiradsport liegen.»

«Es war eine erstaunliche Zeit», fasst der vielseitige Motorsport-Manager Razali zusammen. «Die Gelegenheit, ein MotoGP-Team zu besitzen und zu managen bekommt man nur einmal im Leben. Wir wissen jetzt, wie sich Siege anfühlen und haben auch Niederlagen hingenommen. Ich habe mit den besten Teammitgliedern aus der ganzen Welt zusammengearbeitet. Wir haben mit Fabio einen künftigen Weltmeister entdeckt und dazu einen Beinahe-Weltmeister mit Franky. Dann hatten wir 2021 den Grössten aller Zeiten im Team, Valentino Rossi. Danach kam eine Legende wie Dovi, dazu ein Neuling wie Darryn Binder und am Schluss mit Miguel der schnellste Zahnarzt der Welt sowie der künftige Champion Raúl. Das Team bildete meine erweiterte Familie, es war mein zweites Zuhause, und wir sollten stolz sein auf alles sein, was wir erreicht haben und was wir geworden sind.»

«Was liegt jetzt vor uns», fragt Razali. «Es wird ein weiterer Neubeginn, aber ein anderer, und ich werde die nächsten Entwicklungen mit größter Spannung und Ermutigung in Angriff nehmen.»

Gemäss der Weisheit von Winston Churchill: «Hinfallen ist keine Schande, liegenbleiben hingegen schon.»

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