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Brad Binder: «Devices und Aero? Ich bin Rennfahrer»

Von Manuel Pecino
Red Bull-KTM-Ass Brad Binder, Vierter der abgelaufenen MotoGP-Saison, gibt im Interview interessante Einblicke in seine Herangehensweise und die Entwicklung der RC16.

Auf seinen ersten GP-Sieg seit seinem denkwürdigen Triumph auf Slick-Reifen unter einsetzendem Regen beim Österreich-GP 2021 muss Brad Binder zwar weiter warten, als Gesamtvierter war der Red Bull-KTM-Werksfahrer aber der beste Nicht-Ducati-Pilot der MotoGP-WM 2023. In Termas de Río Hondo und Jerez gewann der 28-jährige Südafrikaner immerhin zwei Sprints, in den Volldistanz-Rennen sammelte er in der abgelaufenen Saison fünf Podestplätze.

Im Interview spricht Brad über die Entwicklung der RC16 und die Rolle seines Teamkollegen Jack Miller, mit dem er beim Spanien-GP 2023 in Jerez schon gemeinsam auf dem Podium stand.

Brad, Pol Espargaró hat mir in der vergangenen Saison erzählt, dass er nach seinem Comeback ein komplett anderes Motorrad vorgefunden hat als vor seiner Verletzung in Portimão. Er hat mir erklärt, dass die Entwicklung in Richtung eines längeren und höheren Bikes gehe, was nach den Formen der Ducati Desmosedici GP klingt. Mit dieser Konfiguration habt ihr klar einen Schritt nach vorne gemacht.

Ich kann natürlich keine Vergleiche zu anderen Motorrädern ziehen oder sagen, ob wir in dieselbe Richtung gegangen sind als andere, weil ich die anderen Bikes nie gefahren bin. Ja, wir haben das Motorrad in eine Richtung entwickelt, die uns mehr Spielraum gegeben hat, um ein bisschen schneller zu sein, härter zu bremsen, härter zu beschleunigen… Das war der größte Vorteil, den wir in der vergangenen Saison hatten.

Auf den meisten Strecken waren wir fast eine Sekunde schneller, zumindest auf der einen schnellen Runde. Das ist ein großer Unterschied, der auf sehr kleine Verbesserungen in sehr vielen Bereichen zurückzuführen ist, die sich am Ende summieren.

Ist das Bike weniger reaktionsfähig als das Vorgängermodell?

Definitiv, es ist träger und etwas schwieriger zu bewegen. Man muss sich aber daran gewöhnen, weil die Performance stimmt. Wenn du es zum ersten Mal probierst, wirst du es vielleicht nicht mögen, aber man muss verstehen, dass das Potenzial damit größer ist. Unser vorangegangenes Paket hatten wir maximal ausgereizt.

Wie sehr hat sich die Verpflichtung von Ex-Ducati-Werksfahrer Jack Miller auf die Entwicklung des bereits existierenden Bikes ausgewirkt?

Einer der wichtigsten Aspekte war, dass Jack vom Referenz-Bike, das alle versuchen zu schlagen, zu uns gekommen ist. Er hat sein Wissen und sein Gefühl vom vorherigen Hersteller mitgebracht und uns natürlich eine gute Richtung gegeben, in die wir gehen müssen.

Gleichzeitig hat er sehr schnell meine Kommentare bestätigt. Gleich zu Beginn des ersten Tests haben wir einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Bevor Jack aufs Motorrad gestiegen ist, waren wir schon etwas schneller als im Jahr zuvor.

Hat dir Jack auch dabei geholfen, deinen Fahrstil an die Eigenschaften des neuen Motorrads anzupassen?

Um ehrlich zu sein, man muss den Fahrstil gar nicht so sehr anpassen. Es ist einfach die Art und Weise, auf die man die Dinge macht. Man muss ein bisschen weiter vorne sein, weil nicht alles so agil ist. Man muss sich daran gewöhnen. Es muss für dich zur Normalität werden. Das war der größte Unterschied.

Würdest du an den aktuellen MotoGP-Maschinen irgendetwas streichen, zum Beispiel die Ride-Height-Devices, die Startvorrichtung oder die Aerodynamik?

Ich bin ein Rennfahrer. Ich fahre gerne Rennen. Es ist egal, ob das Motorrad Flügel und ein Ride-Height-Device hat oder nicht. Das Motorrad ans Limit zu pushen ist das, was ich genieße und was mich nachts wachhält, wenn ich darüber nachdenke, wie ich ein besserer Fahrer sein kann. Ganz egal ob auf einem Serienmotorrad oder auf einem MotoGP-Bike, mein Ziel ist es, so schnell zu sein, wie ich nur kann. Mir ist es egal, ob wir Flügel am Motorrad haben oder nicht, ob wir die Devices verwenden oder nicht, solange es für alle gleich ist.

Deine Herangehensweise unterscheidet sich stark von den meisten Fahrern, die sich auch einmal beklagen. In deinem Fall ist es eher: «Wenn wir Wings haben, fahre ich mit Wings» oder «Wenn wir 44 Rennen im Jahr haben, ist das auch okay…»

Ich bin ein MotoGP-Pilot, dafür werde ich bezahlt. Deshalb bin ich mehr als glücklich, da zu sein und Rennen zu fahren.

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