Die neue Bimota ist auf der Rennstrecke

MotoGP-WM-Entscheidungen: Helden in letzter Minute

Von Michael Scott
MotoGP-WM 2024: Folgt der Showdown in Valencia?

MotoGP-WM 2024: Folgt der Showdown in Valencia?

Das Titelrennen in der MotoGP könnte auch in der Saison 2024 auf einen Showdown in Valencia hinauslaufen. In der Geschichte der Motorrad-WM gab es schon einige denkwürdige Entscheidungen im letzten Rennen.

In 75 Jahren Motorrad-Weltmeisterschaft wurde viel Rennsportgeschichte geschrieben. 2024 wird wieder Geschichte geschrieben. Es stehen die letzten drei MotoGP-Wochenenden an, und es sieht fast so aus, als ob die Entscheidung im Titelkampf erst beim Finale im November in Valencia fallen wird. Damit wäre es das dritte Mal in Folge, dass es beim letzten Rennen zu einem Showdown kommt. Ein seltenes Ereignis, denn nur ein einziges Mal seit 1949 gab es drei aufeinander folgende Entscheidungsrennen am letzten Wochenende – von 1978 bis 1981, als es sogar vier waren. Die ersten drei WM-Titel gingen damals an denselben Fahrer: Kenny Roberts. Den vierten Titel holte sich Marco Lucchinelli.

Wenn Pecco Bagnaia gewinnt, würde er mit King Kennys Hattrick gleichziehen. Aber wir dürfen nicht zu voreilig sein in diesem Jahr. Die Hoffnungen von Marc Marquez und Enea Bastianini mögen zu mathematischen Möglichkeiten verblassen, aber Jorge Martin ist ebenso bereit, die Krone zu übernehmen. Nach den Rennen auf Phillip Island ist der Vorsprung des Spaniers auf 20 Punkte angewachsen.

Selbst einzelne WM-Entscheidungen im letzten Rennen sind nicht gerade häufig – in 21 von 75 Fällen (28 Prozent). Und das, obwohl es verschiedene Wertungssysteme gab. Zu Beginn zählten nur die besten drei Ergebnisse aus sechs Rennen, Variationen des «Best-of»-Schemas gab es bis 1976 (sechs von neun), mit einem einmaligen und nie wiederholten 13 von 15 im Jahr 1991. Barry Sheene gewann 1976 und nutzte das Schlupfloch des Systems voll aus – er machte sich damals nicht die Mühe, zu den letzten drei Rennen zu fahren. Sehr zum Leidwesen der Fans und der Rennveranstalter.

Andererseits hatte die Möglichkeit, sich die Rennen aussuchen zu können, einen besonderen Vorteil, und zwar zu einer Zeit, als der Widerstand der Fahrer und der Hersteller gegen die Gefahren der Rennstrecke auf der Isle of Man von Jahr zu Jahr wuchs. Es bedeutete, dass ein Verzicht auf die TT nicht unbedingt Punkte kostete und vielleicht sogar das eigene Leben rettete. Giacomo Agostini war ein Champion, der sich das zunutze machte.

Das knappste aller Last-Minute-Ergebnisse betraf einen anderen britischen Helden. Im Jahr 1967 (sechs von zehn Rennen wurden gezählt) fuhr Mike Hailwood für Honda und Agostini für MV Agusta. Nach einer aufregenden Saison mit Höhen und Tiefen, vor allem für Hailwood, für den Getriebeprobleme nur eine von vielen Hürden darstellten, waren die beiden dominierenden Rivalen in der Gesamtwertung mit genau 46 Punkten punktgleich. Ago gewann die Meisterschaft aufgrund von drei zweiten Plätzen gegenüber Mikes zwei. Keiner der beiden hatte in einem wahrhaft epischen Jahr einen schlechteren Platz als den zweiten erreicht, aber neben den Zuverlässigkeitsproblemen litt die Honda unter dem bekannt schlechten Handling, was Hailwoods Heldentat umso bemerkenswerter machte. Aber die Nicht-Platzierungen (Mike hatte drei, Ago zwei) gaben den Ausschlag.

Es überrascht nicht, dass manche Entscheidungen im letzten Rennen nur noch eine Formalität sind, während andere denkwürdig waren. So wie die beiden Niederlagen von Valentino Rossi in Valencia 2006 und 2015. Bei der ersten musste er mit ansehen, wie Nicky Hayden in Estoril von seinem Honda-Teamkollegen Dani Pedrosa aus dem Rennen befördert wurde. Obwohl er das Rennen knapp gegen Toni Elias verlor, reichte Rossi der zweite Platz, um mit 247 zu 236 Punkten die Führung zu übernehmen. Er musste beim Finale in Valencia nur noch zwei Plätze hinter Hayden ins Ziel kommen, um sich den Titel zu sichern. Stattdessen fiel er nach einem Sturz weit zurück, Nicky wurde Dritter, was ausreichte, um den bis dahin dominierenden Italiener um fünf Punkte zu überholen.

Ähnlich dramatisch war es 2015, nach seinem berüchtigten Streit mit Marc Marquez in Malaysia. Die beiden waren in der Pressekonferenz vor dem Rennen aneinandergeraten, sehr zu Marcs Verwunderung, nachdem er beschuldigt worden war, sich mit Lorenzo gegen Rossi verschworen zu haben. Im Grand Prix widmete sich Rossi dann dem Kampf gegen Marquez und drängte ihn schließlich von der Strecke – der Spanier stürzte bei niedriger Geschwindigkeit. Das brachte Rossi wiederum einen Start von der letzten Position in Valencia ein. Er kam mit sieben Punkten Vorsprung auf seinen verhassten Teamkollegen Lorenzo zum Saisonfinale. Die beiden Honda-Piloten Marquez und Pedrosa eskortierten die #99 zum Sieg, während Valentino als Vierter fast 20 Sekunden Rückstand hatte. Jorge gewann den Titel mit fünf Punkten Vorsprung.

Wayne Raineys Vier-Punkte-Sieg über Mick Doohan 1992 hatte einen bittersüßen Beigeschmack. Der Yamaha-Pilot war zu Beginn des Jahres von Micks mächtiger Honda NSR abgehängt worden. Bei der Dutch TT nahm sich der Australier dann selbst aus dem Titelrennen – er brach sich das Bein und löste damit eine lange medizinische Tortur aus. Mick, dünn und blass wie ein Gespenst, verpasste vier Rennen, führte aber immer noch mit zwei Punkten Vorsprung, als sie zum Finale in Kyalami antraten. Mick wurde Sechster, Rainey Vierter – genug, um die heroische Rückkehr des Honda-Piloten zu vereiteln.

Bagnaias Weltmeistertitel waren weniger knapp: 17 Punkte gegen Quartararo im Jahr 2022, 39 gegen Martin im letzten Jahr. Bald werden wir wissen, was 2024 passieren wird. Und wie knapp es sein wird.

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