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Pedro Acosta (KTM): «Meine Herren, genug ist genug»

Von Manuel Pecino
Pedro Acosta musste lernen, egoistisch zu sein

Pedro Acosta musste lernen, egoistisch zu sein

MotoGP-Rookie Pedro Acosta erzählt im Interview mit SPEEDWEEK.com, wie sich KTM bei der Weiterentwicklung der RC16 verzettelte und er lernen musste, «Stopp» zu sagen.

Rookie Pedro Acosta (KTM) ist der Stürzkönig in der MotoGP-WM 2024. Um gute Ergebnisse zu erzielen und an der Spitze zu bleiben, muss man Risiken eingehen, meinte der 20-Jährige im Interview mit SPEEDWEEK.com.

KTM hat in diesem Jahr viele Veränderungen an der RC16 vorgenommen – zu viele, wie Acosta immer wieder betonte. Dann kam die Entscheidung, einen Schritt zurückzugehen und es folgten seit dem Aragon-GP bessere Ergebnisse – KTM war wieder konkurrenzfähig. Im zweiten Teil des Interviews gibt der Spanier einen Einblick in die Entwicklungsarbeit und die Entscheidungswege bei KTM, sowie seine Reise nach Mattighofen im Sommer.

Pedro, KTM hat seine Rennabteilung mitten in der Saison umstrukturiert und die Person, die drei Jahre lang für die Entwicklung des Motorrads verantwortlich war, ersetzt. Hat diese Veränderung die Arbeit in der Box beeinflusst?

Nein. Ich denke, dass wir in meinem Teil der Box eine Richtung eingeschlagen haben, die nicht die richtige war – im Sinne dessen, was ich brauchte, um schnell zu sein. Wir haben viele Dinge ausprobiert – zu viele, denn in der MotoGP hat man an den Wochenenden nicht viel Zeit, um viele Sachen auszuprobieren. Ich glaube, wir haben uns da ein bisschen verirrt. An einem Punkt zogen wir uns dann wieder zurück – das war das Klügste, so sehr es auch weh tat, denn niemand mag sich eingestehen, dass man einen Fehler gemacht hat.

In Silverstone haben wir zum Beispiel noch den neuen Auspuff, mit dem vom letzten Jahr verglichen. Bei vielen Rennen vergleichen wir immer noch die neue Aerodynamik mit der Aerodynamik vom Jahresanfang, das ist nicht normal. Wenn etwas Neues in die Box kommt, dann vermutlich, weil es sich als gut erwiesen hat. Wir waren noch damit beschäftigt zu sehen, was geht und was nicht geht. Ich brauchte oder brauche mehr Zeit als Brad, um zu verstehen, dass etwas entweder besser ist oder nicht taugt. Ich hielt es für selbstverständlich, dass das, was sie brachten, systematisch besser war. Aber das ist nicht immer der Fall, deshalb wird es getestet. An einem bestimmten Punkt habe ich verstanden, dass man egoistisch sein muss: Wenn man es nicht genau weiß und eine Neuerung bedeutet, den ganzen Weg damit zu gehen, ist es oft besser, das Ganze zu stoppen und zu sagen: «Schau, lass es und beim Test versuchen wir es noch einmal.»

Wer trifft solche Entscheidungen? Hat das Team die Autonomie, seine eigene Art und Weise, Dinge zu tun, durchzusetzen?

Wir treffen sie. Aber wahrscheinlich habe ich nicht gewusst, oder ich habe zu lange gebraucht, um zu sagen, dass wir nicht so viele Dinge ausprobieren sollten. Ich kann, wie in Misano, eine Verkleidung testen und dann entscheiden, welche mir gefällt und das wars. Aber das Problem war nicht das Testen einer Verkleidung, das Problem war, dass ich viele Dinge getestet habe, und diese Art von Testen beinhaltet, dass ich Änderungen am Motorrad vornehme, was wiederum die Einstellungen, die Elektronik oder was auch immer betrifft. Wenn ich ohnehin schon Mühe hatte, meinen Job zu machen, war das eine zusätzliche Belastung. Ich denke, die beste Entscheidung, die ich getroffen habe, war zu wissen, wann ich aufhören und nach Österreich fahren sollte.

Die Werksreise im Sommer nach Mattighofen war also wichtig?

Es war vor allem wichtig, die Leute zu treffen, ihre Gesichter zu sehen und ihnen in die Augen zu schauen – denn es ist nicht dasselbe, wie wenn ich dir eine E-Mail schicke und du mir schriftlich antwortest – das sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Es ist wie bei einem Gespräch mit einem Mädchen: am Telefon sind alle sehr mutig, und dann sitzt man vor ihr. Ich denke also, das war viel wert.

Zwischen Österreich und Aragon habe ich einen Test in Misano gemacht. Ich saß da und habe gesagt: «Schau mal, wo bewegen wir uns jetzt hin? Wir schlagen eine Richtung ein, wo wir nicht wissen, was dort ist.» Denn irgendwann fragte ich, was sich seit Anfang des Jahres an der Maschine geändert hat. Ich dachte nichts, aber es stellte sich heraus, dass sich eine Menge Dinge geändert hatten, ohne dass wir es merkten. In Aragon waren wir wieder konkurrenzfähig, in Misano waren wir ebenfalls konkurrenzfähig, auch wenn ich gestürzt bin. In Indonesien waren wir gut, in Japan waren wir gut. Ich denke, es ist sehr wichtig zu wissen, wie man aufhört und welchen Weg man einschlagen muss, um aus einer komplizierten Situation herauszukommen, in die man sich selbst gebracht hat. Das gilt nicht nur für den Rennsport, sondern für jeden Moment im Leben. Es hat lange gedauert, bis wir aufgehört haben, aber wir haben es geschafft und sind den Weg zurück gegangen.

Ist es wichtig, dass man die Persönlichkeit hat, dem Team und den Ingenieuren zu sagen: «Es reicht»?

Zu sagen, meine Herren, genug ist genug, und das ist es, was ich will. Ich denke, dass ein Fahrer vor allem einen sehr engen Kreis um sich herumhaben muss, der keine negativen äußeren Faktoren zulässt. Denn wenn die Dinge gut laufen, ist alles sehr einfach. Das Problem ist, dass, wenn es nicht so gut läuft, sehr leicht Zweifel aufkommen können. Wenn der Kreis der Menschen, die du um dich herumhast, dich nicht vor vielen Dingen schützt, dir nicht die Antworten gibt, die du brauchst, oder nicht auf dich aufpasst, ist das schlecht. Ich suche nie danach, wer dafür verantwortlich ist, dass die Dinge nicht gut laufen, aber ich möchte, dass sie mir eine Lösung für die Probleme geben.

Nächstes Jahr wird KTM mit Binder, Vinales, Bastianini und dir an den Start gehen. Das sollte KTM hoffentlich helfen, einen Sprung nach vorne in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu machen, oder?

Ich denke, es wird die Besetzung mit dem höchsten Niveau sein. Aber nicht nur wegen der Dinge, die diese Fahrer erreicht haben. Brad und ich kennen das Motorrad bereits. Maverick hat auf Suzuki, Yamaha und Aprilia gewonnen – er war auf jedem Motorrad, das er gefahren ist, konkurrenzfähig. Bastianini hatte zu Beginn mit dem Team Avintia zu kämpfen, aber bei Gresini machte er einen Sprung; jetzt ist er im Werksteam, es geht ihm gut, und bis vor kurzem war er der vierte Anwärter auf den Titel. Ich denke, er hat viele Informationen, die uns helfen können, genau wie Maverick. Maverick und ich fahren zum Beispiel ziemlich ähnlich. Ich denke, all das und die vielen Informationen werden uns sehr helfen, vor allem weil wir Fahrer haben, die mehr oder weniger den gleichen Fahrstil haben.

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