MotoGP: Bagnaia über die Niederlage

Jorge Martin: Sein Weg zum ersten MotoGP-Titel

Von Thomas Kuttruf
Jorge Martin: MotoGP-Weltmeister 2024

Jorge Martin: MotoGP-Weltmeister 2024

In 40 Rennen, von März bis November ging es zum 75. Mal um den Titel der Königsklasse. Mit der besten Mischung aus Speed und Konstanz wechselt die #1. Der neue MotoGP-Weltmeister heißt zum ersten Mal Jorge Martin.

Jorge Martin und Pramac Racing haben es geschafft: Der 26-jährige aus Madrid darf sich MotoGP-Weltmeister 2024 nennen – und nach dem Gewinn der Team-WM 2023 setzt sich auch das Team von Paolo Campinoti auch die wichtigste Krone auf. Zum ersten Mal in der modernen MotoGP-Geschichte gewinnt ein unabhängiges Team die höchste Auszeichnung.

Dass der Titel an Jorge Martin ging, ist keine Riesen-Überraschung. Bereits 2023 stritt sich der «Martinator» mit der Pecco Bagnaia in ähnlicher Manier und bis zur letzten Runden um die Startnummer 1.

Die beiden Hauptschlüssel des Erfolgs lassen sich klar benennen. Wer keinen immensen Speed hat – der wird nicht Weltmeister. Bereits bei den Wintertests war es Pramac-Ass Jorge Martin gelungen, sein Tempo auch auf die GP24 zu übertragen – und beim ersten Startschuss abzurufen.  In der Wüste von Katar ging die #89 von Startplatz 1 ins erste Rennen. Jorge Martin führte jede Runde gewann den Auftakt. Nach Hause flog das Pramac-Ass aber nur als Dritter der Tabelle. Rivale Bagnaia hatte den GP gewonnen, Brad Binder war mit zwei Zweiten Rängen ebenfalls erfolgreicher.

Doch zu einem Mehrkampf sollte es nicht kommen. Schnell zeichnete sich eine Dominanz von Jorge Martin und Pecco Bagnaia ab. Sieben der ersten zehn Rennen gingen an die #1 und die #89.

Bereits früh zeichnete sich auch die wesentlich bessere Konstanz des Pramac-Helden ab. Nach dem ersten Viertel der Kampagne hatte Martin nur einmal nicht das Ziel gesehen – der Weltmeister hatte hier schon drei Nuller und lag damit auch bereits auf Rang 2 der Tabelle.

In Bedrängnis kam der Spanier dann aber zur Mitte des Jahres. Als Martin realisiert hatte, dass Pecco Bagnaia auf eine GP-Distanz minimale Vorteile hatte, ließ er sich selbst in Fehler treiben. Bange wurde es Fans des «Martinators» am Sachsenring. Nach dem Abwurf in Führung liegend und dem sechsten GP-Sieg für Bagnaia wechselte die Führung wieder ins offizielle Lager von Ducati Corse.

Doch bereits in England schlug das Pendel wieder in Richtung Pramac. Während Martin ohne Sieg tapfer punktete, ging Bagnaia leer aus. Martin hatte aus dem Dilemma in Sachsen gelernt. Von Deutschland bis zum Finale in Barcelona vermied die #89 einen Ausfall. Im gleichen Zeitraum schied der Weltmeister entscheidende viermal aus.

Jorge Martin war in der Lage, zu lernen. Mit verbessertem Gespür für die eigenen Grenzen brachte er seine zuverlässige GP24 wieder und wieder zuverlässig ins Ziel. Trotz spanischem Temperament gelang es dem «Martinator» auf der Rennstrecke nicht als Hitzkopf zu agieren. Auch dank dieser Fehlerlosigkeit stieg der Druck auf der Seite der Ducati-Werksmannschaft immer weiter an.

Bagnaia lieferte im Finale ebenfalls grandios ab – doch da war es bereits zu spät. Großes Können und Selbstbewusstsein bewies der Moto3-Weltmeister von 2018 dann stellvertretend beim letzten Sprint. Martin behielt die Nerven, fuhr sein eigenes Rennen und erreichte das Ziel auf einem wertvollen dritten Platz.

Mit neun Siegen, 20 weiteren Podestplätzen und nur drei Ausfällen in vierzig Rennen heißt der verdiente Weltmeister 2024 Jorge Martin. Extrem beeindruckend fällt die Gesamtbilanz aus: Dank den Podestplätzen beim WM-Finale erreicht der neue Weltmeister die Rekordmarke von 508 Punkten.

Mit größtem Stolz wird der Spanier die Startnummer 1 am kommenden Dienstag auf der Aprilia RS-GP anbringen.

Ergebnisse MotoGP Barcelona, Rennen (17. November):

1. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 24 Runden in 40:24,740 min
2. Marc Márquez (E), Ducati, +1,474 sec
3. Jorge Martín (E), Ducati, +3,810
4. Alex Márquez (E), Ducati, +5,322
5. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +5,753
6. Brad Binder (ZA), KTM, +7,081
7. Enea Bastianini (I), Ducati, +7,393
8. Franco Morbidelli (I), Ducati, +8,709
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +10,484
10. Pedro Acosta (E), KTM, +10,618
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +10,756
12. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +13,464
13. Jack Miller (AUS), KTM, +14,560
14. Johann Zarco (F), Honda, +19,469
15. Maverick Viñales (E), Aprilia, +22,195
16. Luca Marini (I), Honda, +23,890
17. Takaaki Nakagami (J), Honda, +23,960
18. Raúl Fernández (E), Aprilia, +29,001
19. Augusto Fernandez (E), KTM, +29,145
20. Alex Rins (E), Yamaha, +30,138
21. Michele Pirro (I), Ducati, +37,295
22. Stefan Bradl (D), Honda, +47,654
– Joan Mir (E), Honda, 18 Runden zurück

WM-Endstand nach 40 Rennen:

1. Martin, 508 Punkte. 2. Bagnaia 498. 3. Marc Márquez 392 4. Bastianini 386. 5. Binder 217. 6. Acosta 209. 7. Viñales 170. 8. Alex Márquez 173. 9. Morbidelli 173. 160. 10. Di Giannantonio 165. 11. Aleix Espargaro 163. 12. Bezzecchi 153. 13. Quartararo 113. 14. Miller 87. 15. Oliveira 75. 16. R. Fernández 66. 17. Zarco 55. 18. Rins 31. 19. Nakagami 31. 20. A. Fernández 27. 21. Mir 21. 22 Marini 14. 23. Pol Espargaro 12. 24. Pedrosa 7. 25. Bradl 2. 26. Gardner 0. 27. Savadori 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 722 Punkte. 2. KTM 327. 3. Aprilia 302. 4. Yamaha 124. 5. Honda 75.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 884 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 681. 3. Gresini Racing 565. 4. Aprilia Racing 353. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 318. 6. Red Bull KTM Factory Racing 304. 7. Red Bull GASGAS Tech3 242. 8. Monster Energy Yamaha 144. 9. Trackhouse Racing 141. 10. LCR Honda 86. 11. Repsol Honda Team 35.

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