MotoGP: Knalleffekt bei KTM

KTM-Knalleffekt: Stefan Pierer gibt Posten als CEO ab

Von Gino Bosisio und Thomas Kuttruf
Nur eine Woche vor der KTM-Teamvorstellung und den MotoGP-Wintertests gab es am Donnerstag rund um die KTM AG einen Knalleffekt – CEO Stefan Pierer wechselt in die zweite Reihe. Neuer Chef ist Gottfried Neumeister.

Stefan Pierer tritt für die Erhaltung seines Lebenswerkes bei der KTM AG in die zweite Reihe. Der 68-Jährige hat den Vorsitz in der Pierer Mobility AG gemäß einer offiziellen Stellungnahme der Pierer Mobility AG an den bisherigen Co-CEO Gottfried Neumeister übergeben. Neumeister soll zudem zeitnah auch den Vorsitz in der KTM AG übernehmen. Dies wurde am Donnerstagabend von der Pierer Mobility bekanntgegeben. Stefan Pierer wolle aber gemäß der Aussendung den Sanierungsprozess als Co-CEO begleiten.

Die Management-Legende äußerte sich auch selbst zu dem großen Schritt: «KTM war für mich stets mehr als ein Unternehmen – es war und ist eine Leidenschaft, eine Mission und eine Familie. Die Entscheidung, das Steuer zu übergeben, war keine leichte. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gottfried Neumeister mit seiner strategischen Weitsicht und seinem Engagement die richtige Wahl ist, um KTM in die Zukunft zu führen», so Stefan Pierer. 

Mit der heutigen Veröffentlichung ist das Ende einer Ära von 33 Jahren offiziell eingeläutet. Der junge steirische Unternehmer und Firmensanierer Stefan Pierer hatte im Jahr 1992 die damals marode Firma KTM übernommen. Was in den folgenden drei Jahrzehnten unter dem furchtlosen Manager in Mattighofen losgetreten wurde, ist in der Motorradwelt einzigartig. Nach über drei Jahrzehnten sieht sich der Motor, der KTM zugleich auf unvorstellbare Höhen wie ins Risiko steuerte, gezwungen, den Regiestuhl zu verlassen.

Mit überdimensionalen Investitionen in neue Produkte und einem aus rationaler Sicht irrwitzigen Motorsport-Engagement ging Pierer seinen eigenen Weg. Doch der Erfolg gab ihm lange Recht. Die Wachstumskurve unter Stefan Pierer war so steil, dass die lange als «Offroad-Freaks» belächteten Innviertler schnell ernst genommen wurden in der globalen Motorrad-Industrie. So gelang es Pierer mit einem kleinen enthusiastischen Team, zu denen neben Designer Kiska auch Ex-Racer Heinz Kinigadner und Hubert Trunkenpolz zählen, KTM wirtschaftlich an die Spitze der Hersteller aus Europa zu führen.

Stefan Pierers Nachfolger an der Spitze des Konzerns ist kein unbeschriebenes Blatt: Nach Abschluss seines Studiums der internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien war Gottfried Neumeister als Berater bei der Siemens AG Austria tätig. Im Jahr 2003 gründete er gemeinsam mit Niki Lauda die Fluglinie «flyniki» und war als Geschäftsführer für den erfolgreichen Aufbau des Luftfahrtgeschäfts (bis zum Verkauf an Air Berlin) verantwortlich. Im Jahr 2012 wechselte Gottfried Neumeister zur Aktiengesellschaft «DO & CO», wo er bis 2023 verschiedene Positionen im Vorstand bekleidete, zuletzt als Co-CEO.

Seit 1. September 2024 ist Gottfried Neumeister Co-CEO der PIERER Mobility AG und der KTM AG. Zudem ist er seit 1. Januar 2025 Mitglied des Vorstands der Pierer Industrie AG.

Durch den freiwilligen Schritt Pierers, in die zweite Reihe zu wechseln, wird entstandener Druck, vor allem im Umfeld der Banken abgefedert – der Sanierungsprozess kann entsprechend fortgeführt werden.

Beschlossen ist auch die Fortführung der wichtigsten Motorsport-Agenden. Besonders das Leuchtturm-Projekt «MotoGP» soll trotz der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Grundlage unter allen Umständen fortgeführt werden. Während die KTM-Überfigur offiziell in die zweite Reihe rückt, bereitet sich die MotoGP-Einheit mit den beiden Teams Red Bull KTM Factory Racing und Tech3 auf die bereits in gut einer Woche in Sepang beginnenden Wintertests vor.

Mit Pedro Acosta, der ins Werksteam aufgerückt ist sowie den beiden hochkarätigen Tech3-Neuzugängen Maverick Vinales und Enea Bastianini hatte sich KTM noch vor dem wirtschaftlichen Erdrutsch formell in eine hervorragende Ausgangslage gebracht.

Mit großer Spannung schaut die gesamte Rennsportwelt auf das Phänomen KTM und damit auf das Unternehmen, das trotz radikaler Veränderungen weiter auf dem MotoGP-Olymp will. Stefan Pierer hat es extrem weit gebracht, aber sollte KTM einen Titel in der Königsklasse erringen, dann nicht unter seiner Führung.

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