Aprilia niedergeschlagen: Fiasko beim Argentinien-GP
Während Jorge Martin als prominentester Aprilia-Mitarbeiter in Andorra an seiner Reha arbeitet und der MotoGP-Welt zum Auftakt des Argentinien-Events eine niederschmetternde Botschaft per Videoschaltung überbrachte, bereiteten sich die beiden Aprilia-Teams hoffnungsvoll auf die beiden Wettfahrten in Südamerika vor.
Las Termas gilt als Aprilia-Strecke – hier feierte man den ersten MotoGP. Dazu war nun mit Marco Bezzecchi der Gewinner des letzten Argentinien-GP in bester Verfassung für die Rennabteilung aus Noale startbereit. Auch Ai Ogura scharrte nach seinem Sensations-Auftakt in Buriram vorfreudig mit den Stiefeln. Was sollte da noch schiefgehen?
Alles. So das Fazit nach drei Tagen in Termas de Rio Hondo.
Los ging es mit Testfahrer und Ersatzpilot Lorenzo Savadori. Während des Q1, das er als Letzter beendete, verletzte er sich bei einem Fast-Highsider an der Schulter. Der Italiener ging im Sprint an den Start, musste den Lauf über 12 Runden aber vorzeitig abbrechen. Im Sonntags-GP blieb sein Startplatz schließlich leer. Man wolle den angeschlagenen Vielfahrer schonen für den wichtigen und körperlich besonders intensiven US-GP in zwei Wochen, so die Botschaft aus der Aprilia-Racing-Zentrale.
Teamkollege Marco Bezzecchi, der mit Platz 6 im Sprint immerhin vier WM-Punkte für sich und Noale einfuhr, kam im GP nicht durch Kurve 1. «Bezz» traf in der Anbremsphase von Kurve 1 das Hinterrad von Fabio Quartararo und flog fürchterlich ab. Es war schlicht großes Glück, dass der verbliebene Stammpilot der Werksabteilung ohne ernste Verletzung davonkam und die Reise nach Texas antreten kann.
Auch bei Trackhouse lief wenig bis nichts nach Plan. Thailand-Superheld Ogura haderte in Argentinien mit den letzten Zehnteln und musste beide Rennen von Startplatz 15 bestreiten. Im Sprint lief der Japaner vor Teamkollege Fernandez an gleicher Stelle ein. Null Punkte. Am Sonntag dann zeigte Ogura wieder sein Potenzial und pilotierte sich bis an die achte Stelle und an Kalibern wie Pedro Acosta vorbei.
Ein ehrenhafter Auftritt, der Applaus brachte, sich nach der technischen Kontrolle Oguras RS-GP jedoch in Buhrufe umwandelte. Wenn auch allem Anschein nach ohne Vorsatz, denn ein Vorteil an der Maschine von Ogura war nicht auszumachen, die Trackhouse-Mannschaft hatte den Rookie mit einer nicht zulässigen Elektronik ins Rennen geschickt. Die einzig richtige Lösung: Disqualifikation und null Punkte.
Kandidat 4, Fernandez. Hochmotiviert in die Saison gestartet, sah der Pilot mit der größten Erfahrung auf der RS-GP in Thailand null Licht gegen Rookie Ogura. Das Spiel setzte sich in Südamerika in allen Sitzungen fort. Fernandez qualifizierte sich im Q1 0,011 sec vor Honda-Rookie Chantra auf Position 18, blieb im Sprint punktelos und rempelte im GP Red Bull-KTM-Tech3-Hoffnung Bastianini von der Strecke. Raul Fernandez kassierte eine Long-lap-Strafe und beendete die Vorstellung von Las Termas mit elf Sekunden Rückstand auf Ogura außerhalb der Punkte. Ironie des Schicksals, durch die Disqualifikation seines direkten Kollegen rutschte Fernandez auf Platz 15 vor – 1 WM-Punkt.
Weltmeister zuhause und auch in den USA nicht am Start – Savadori nicht am Start – Bezzecchi Crash – Ogura disqualifiziert – Fernandez bestraft, so die Zusammenfassung der Ereignisse mit Blick auf Aprilia.
Das es kaum hätte schlimmer kommen können, erkannte auch Aprilia-Racing-Boss Massimo Rivola: «Es war einer dieser Sonntage zum Vergessen!» Doch Rivola konnte der Situation etwas Gutes abgewinnen: «Einer der positiven Aspekte ist zweifellos die Leistung des Motorrads, die wir mit Marco in den verschiedenen Sessions gesehen haben. Es tut mir leid für Fabio Quartararo, der unverschuldet in Marcos Unfall in der ersten Kurve verwickelt war. Wir werden unsere Arbeit mit Sava in Austin fortsetzen und hoffen, dass er zu 100 Prozent fit ist.»
Lichtblick bleibt Ai Ogura, der bislang in drei von vier Rennen voll überzeugte. Der abseits der Rennstrecke zurückhaltende Japaner hält damit WM-Position 8. Alle anderen Aprilia-Reiter spielen wie der Hersteller in der Statistik keine tragende Rolle. Punktgleich mit KTM rangiert Aprilia—hinter Honda—auf Platz 3 bei den Konstrukteuren.
Ergebnisse MotoGP Las Termas, Rennen (16. März):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 25 Runden in 41:11,100 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +1,362 sec
3. Franco Morbidelli (I), Ducati, +4,695
4. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +5,536
5. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +7,138
6. Johann Zarco (F), Honda, +7,487
7. Brad Binder (ZA), KTM, +14,294
8. Pedro Acosta (E), KTM, +15,646
9. Joan Mir (E), Honda, +15,787
10. Luca Marini (I), Honda, +16,025
11. Alex Rins (E), Yamaha, +21,663
12. Maverick Viñales (E), KTM, +22,319
13. Jack Miller (AUS), Yamaha, +23,486
14. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +25,148
15. Raul Fernandez (E), Aprilia, +26,914
16. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +27,661
17. Enea Bastianini (I), KTM, +40,179
18. Somkiat Chantra (T), Honda, +41,693
– Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 25 Runden zurück
– Disqualifiziert: Ai Ogura (J)
WM-Stand nach 4 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 74 Punkte. 2. A. Marquez 58. 3. Bagnaia 43. 4. Morbidelli 37. 5. Zarco 25. 6. Di Giannantonio 22. 7. Binder 19. 8. Ogura 17. 9. Bezzecchi 14. 10. Acosta 13. 11. Mir 10. 12. Marini 10. 13. Miller 8. 14. Bastianini 7. 15. Quartararo 6. 16. Rins 5. 17. Viñales 4. 18. Aldeguer 3. 19. Oliveira 2. 20. Fernandez 1. 21. Chantra 0. 22. Savadori 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 74 Punkte. 2. Honda 26. 3. Aprilia 22. 4. KTM 22. 5. Yamaha 13.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 117 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 61. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 59. 4. Red Bull KTM Factory Racing 32. 5. LCR Castrol Honda 25. 6. Honda HRC Castrol Team 20. 7. Trackhouse MotoGP Team 18. 8. Aprilia Racing 14. 9. Red Bull KTM Tech3 11. 10. Monster Energy Yamaha 11. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 10.