Rundenzeiten-Krieg: Gewinner & Verlierer in der Wüste
2024 und 2025 herrschten auf dem Losail International Circuit zwar keine identischen, aber doch sehr gut vergleichbare Rahmenbedingungen. Gefahren wurde auf dem identischen Layout und unverändertem Asphalt.
Der eindeutigste Beleg – die Rundenzeiten. Das Studium der Zeitenprotokolle gibt einen guten Überblick darüber, welche MotoGP-Piloten mehr Potenzial freilegen konnten – und welche hinter ihren Leistungen aus dem vergangenen Jahr zurückblieben.
Feststellung 1: Insgesamt hat sich der maximale Speed auf Runde nur leicht verbessert. Während 2024 der beste Umlauf von Pedro Acosta mit einer Zeit von 1:52,657 min kam, umrundete Marc Marquez die 5,4 km lange Losail-Piste in 1:52,561 min. Für Dateningenieure dennoch eine relevante Differenz.
Um bei den beiden Piloten zu bleiben. Marc Marquez steigerte sich auf der offiziellen Werks-Ducati. «MM93» war auf eine Runde 2025 0,208 sec schneller – Acosta hingegen 2024 0,544 sec flotter und damit in MotoGP-Maßstäben vor einem Jahr um um Welten schneller.
Interessant die Betrachtung von Vizeweltmeister Pecco Bagnaia. Vor 12 Monaten schaffte der GP-Sieger die zweitschnellste Runde (1:52,667 min). Am vergangenen Sonntag blieb die Uhr bei 1:52,710 min stehen. Wenn auch im Hundertstelbereich – Bagnaia ist noch nicht in der Lage, die Leistung der aktuellen Spezifikation perfekt auf den Boden zu bringen.
Spannend auch die Zahlen seines letztjährigen Teamkollegen Enea Bastianini. 2024 drehte er die achtbeste Zeit (1:52,890 min). Letzten Sonntag war «La Bestia» Nummer 9 bei den Rundenzeiten. Mit seiner 1:53,053 war er knapp 0,2 sec langsamer als auf der Ducati – aber 0,16 sec schneller als Pedro Acosta.
Unübersehbar gut zurecht kam in Losail auch Maverick Vinales auf der KTM RC16. Der Spanier schaffte die zweitbeste Zeit hinter Marc Marquez, kam auf 1:52,704 min und war damit 0,226 sec schneller auf der Aprilia RS-GP.
Wie das Rundenzeiten-Match andersherum funktioniert, demonstrierte Marco Bezzecchi. Letzte Saison kam der Racer aus Rimini auf der Ducati der VR46-Mannschaft in 1:54,342 min um die Strecke. Mit der Aprilia steigerte sich «Bezz» auf eine 1:53,112 min. Nochmals schneller war Rookie Ai Ogura (1:53,064). Damit war der Japaner auch zugleich 0,177 s langsamer als die schnellste Aprilia 2024 unter Aleix Espargaro (1:52,887 min).
Zu den größten Gewinnern der Entwicklung: Honda. Die Verbesserungen der RC213V-Piloten sind gravierend. Johann Zarco, bereits 2024 schnellster Honda-Fahrer, kam erstmals unter die Marke von 1:53 min und war erstaunliche 0,430 sec schneller als vor einem Jahr. Eklatant gar die Zeitverbesserung bei der Werks-Honda mit der #10, Luca Marini. Sicher nicht allein angespornt von der Anwesenheit seines Halbbruders «VR46» donnerte Marini 1,172 s schneller um den Kurs. 2024 klar langsamster, lag er nun immerhin auf Platz 14 in Sachen Rundenzeiten.
Und Yamaha? Auch mit der M1 ging es für die Piloten voran. Fabio Quartararo fuhr im GP von Katar 2025 schneller als Pedro Acosta und konnte seine Bestmarke aus dem Vorjahr exakt um 0,300 s reduzieren.
Das Fazit mit dem Hinweis darauf, dass die Schlacht um Bruchteile von Sekunden zwar klare Hinweise, nicht aber in Asphalt gemeißelte Fakten liefern kann: Während Ducati in der Lage ist, in Makroschritten nachzulegen, kämpfen die Europäer in den gleichen kleinen Einheiten um den Anschluss.
Im Lager der Japaner beeindrucken beide Hersteller. Doch Honda hat unstrittig den noch größeren Entwicklungsschritt geschafft.
Die schnellsten Rennrunden des Katar-GP 2025:
1. Marc Marquez (E), Ducati, 1:52,561 min
2. Maverick Vinales (E), KTM, +0,143 sec
3. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,149
4. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +0,180
5. Alex Marquez (E), Ducati, +0,325
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, 330
7. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,377
8. Johann Zarco (F), Honda, +0,419
9. Enea Bastianini (I), KTM, +0,482
10. Ai Ogura (J), Aprilia, +0,502
11. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,551
12. Alex Rins (E), Yamaha, +0,553
13. Brad Binder (ZA), KTM, +0,558
14. Luca Marini (I), Honda, +0,571
15. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,625
16. Pedro Acosta (E), KTM, +0,640
17. Jorge Martin (E), Aprilia, +0,895
18. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1,018
19. Jack Miller (AUS), Yamaha, +1,042
20. Joan Mir (E), Honda, +1,087
21. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +1,153
22. Somkiat Chantra (T), Honda, +1,647