Rivola (Aprilia): «Haben gezeigt, dass wir es können»
Der Sieg von Marco Bezzecchi beim MotoGP-Rennen in Silverstone hat bei Aprilia für Aufatmen gesorgt. Nach einer schwierigen Phase sei das Resultat «eine große Erleichterung» gewesen, sagte Aprilia-Rennleiter Massimo Rivola. «Wir konnten zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind», betonte er, ohne den Erfolg überzubewerten. Silverstone sei für Aprilia stets ein guter Boden gewesen – und diese Tendenz habe sich einmal mehr bestätigt.
Rivola hob besonders die Rolle von Bezzecchi hervor, der sich nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke als Teamspieler bewiesen habe. «Ich freue mich sehr für Marco. Er gibt immer alles», erklärte Rivola. Besonders beeindruckt zeigte er sich von Bezzecchis Engagement nach schwierigeren Wochen.
«Nach dem letzten Rennen sendete er den Mitarbeitern eine Videobotschaft, in der er zum Ausdruck brachte, dass er an das Projekt glaubt und wir weiterhin pushen sollen. Wenn man so viel Unterstützung und Verantwortung spürt, dann ist das eine wirklich große Motivation», lobte Rivola.
Dass Bezzecchi siegfähig ist, überraschte Rivola nicht. Schon beim Test in Thailand habe er enormes Potenzial gezeigt. Auch bei trockenen Rennen wie in Jerez oder Le Mans habe das Tempo gepasst – nur fehlte es in der Vergangenheit oft an einem starken Qualifying. In Argentinien etwa sei er sehr schnell gewesen, doch zu forsch in der ersten Kurve – mit entsprechend kurzem Rennausgang.
Trotz des Erfolgs von Bezzecchi richtet sich der Blick vor allem auf Weltmeister Jorge Martin, der zuletzt über die Medien mit seinem Arbeitgeber kommunizierte und ankündigte, eine Ausstiegsklausel zu nutzen, um die Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden. Martin wird mit einem Wechsel zu Honda in Verbindung gebracht.
Die Frage, ob der Silverstone-Sieg Martins Entscheidung beeinflussen könnte, lässt Rivola offen: «Das sollte man ihn fragen. Wir warten auf ihn. Unsere Mission besteht darin, das bestmögliche Motorrad zu haben, damit er ein siegfähiges Motorrad vorfindet, wenn er zurückkehrt. Hier haben wir bewiesen, dass unser Motorrad siegfähig ist. Doch wir müssen es erneut beweisen.»
Rivola zeigte Mitgefühl für Martins physische und psychische Situation: «Niemand kann sich in die Lage eines Fahrers versetzen, der so ein guter Athlet ist, und den Großteil der Zeit im Krankenhaus-Bett verbringt und leidet. Das müssen wir respektieren.»
Kritik äußerte er allerdings an der Art der Kommunikation und die vielen Stories in den Medien: «Das ist mit Sicherheit nicht die richtige Art und Weise. Es gibt sicher bessere Optionen, um Lösungen zu finden. Doch es ist immer schwierig, wenn die beteiligten Parteien weit voneinander entfernt sind.»
Trotz der Spannungen glaubt Rivola an eine gemeinsame Zukunft mit Martin: «Es ist wie in einer Ehe. Beide Parteien müssen ihren Beitrag leisten. Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten.»
Die aktuelle Saison bleibt für Aprilia jedoch fordernd. Hoffnungsträger Raul Fernandez enttäuschte bislang und Trackhouse-Teamkollege Ai Ogura verletzte sich in Silverstone. Testpilot Lorenzo Savadori verfolgt andere Aufgaben. Rivola: «Marco hat es allein bewerkstelligt. Das ist er leider seit dem ersten Tag an so gewohnt. Deshalb könnte die Freude über seinen Erfolg nicht größer sein. Er hat etwas Besonderes erreicht.»
Angesichts der Performance der bisherigen Rennen könnte Aprilia bald in die sogenannte Concession-Gruppe D (bisher C) abrutschen – was Rivola jedoch nicht grundsätzlich negativ sieht: «Es wäre sicher eine Hilfe, wenn wir in die Gruppe D abrutschen.» Technisch sei das Team zwar auf eine andere Ausgangslage vorbereitet, «doch was wir ändern könnten, ist der Test- und Trainingsplan für die Stammfahrer.»
Unabhängig von kurzfristigen Rückschlägen glaubt Rivola an den eingeschlagenen Weg – und daran, dass Bezzecchis Triumph ein wichtiges Signal war. Sowohl nach innen als auch nach außen.
Ergebnisse MotoGP Silverstone, Rennen (25. Mai):
1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 19* Runden in 38:16,037 min
2. Johann Zarco (F), Honda, +4,088 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +5,929
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,946
5. Alex Marquez (E), Ducati, +6,024
6. Pedro Acosta (E), KTM, +7,109
7. Jack Miller (AUS), Yamaha, +7,398
8. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,584
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +9,764
10. Joan Mir (E), Honda, +10,320
11. Maverick Vinales (E), KTM, +11,318
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +16,175
13. Alex Rins (E), Yamaha, +16,312
14. Brad Binder (ZA), KTM, +16,262***
15. Luca Marini (I), Honda, +23,729**
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,641
17. Enea Bastianini (I), KTM, +54,225**
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +56,488**
19. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:04,884 min**
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 7 Runden zurück
– Aleix Espargaro (E), Honda, 16 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 16 Runden zurück
*Renndistanz nach Neustart auf 19 Runden verkürzt
** 16 Sekunden Strafe wegen falschen Reifendrucks
*** 1 Platz Strafe wegen Überfahrens der Streckenbegrezung
Ergebnisse MotoGP Silverstone, Sprint (24. Mai):
1. Alex Marquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:53,657 min
2. Marc Marquez (E), Ducati, +3,511 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,072
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +5,668
5. Johann Zarco (F), Honda, +6,707
6. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +7,057
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +7,231
8. Pedro Acosta (E), KTM, +9,186
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,923
10. Luca Marini (I), Honda, +10,206
11. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,898
12. Joan Mir (E), Honda, +11,405
13. Maverick Viñales (E), KTM, +11,933
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +15,376
15. Enea Bastianini (I), KTM, +18,135
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,213
17. Aleix Espargaro (E), Honda, +20,468
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +20,968
19. Raúl Fernández (E), Aprilia, +24,729
20. Alex Rins (E), Yamaha, +26,919
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +32,532
– Brad Binder (ZA), KTM, neun Runden zurück
WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.